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Keine Alternative zu nachhaltiger Logistik

Matthias Bitzan (Country Head CTP Austria), Markus Huber (Managing Partner CC Real), Franz Kastner (Team Lead Industrial & Logistics CBRE) und Christian Vogt (Geschäftsführer DLH Österreich) diskutieren auf Einladung des ImmoFokus über das spannende Thema Nachhaltigkeit in der Logistikbranche.
Amelie Miller
RoundTable Logistik ESG
RoundTable Logistik ESG
© REMG/Rizar.Photo

Wie steht eigentlich der heimische Logistikbestand punkto Nachhaltigkeit beziehungsweise ESG im internationalen Vergleich da?

Christian Vogt: Mittlerweile respektabel. Aber noch vor fünf, sechs Jahren hat das anders ausgeschaut. Da war Deutschland diesbezüglich fortschrittlicher unterwegs, was auch daran liegt, dass dort Unternehmen seit längerem lieber Logistikhallen anmieten und nicht wie in Österreich lange üblich, besitzen möchten. Aber mittlerweile hat sich der Wind gedreht und auch österreichische Unternehmen sind draufgekommen, dass es besser ist, qualitativ höhere Hallen zu mieten und das ersparte Geld lieber in Mitarbeiter und Prozesse zu investieren. Dementsprechend viel hat sich beim Thema Nachhaltigkeit getan.

Matthias Bitzan: Jede Branche ist gefordert sich mit dem Thema ESG beziehungsweise Taxonomie intensiv zu beschäftigen, auch die Logistikindustrie. Denn Mieter und Investoren suchen heute fast ausschließlich nach nachhaltigen Gebäuden. Große und vor allem börsennotierte Unternehmen haben längst begonnen, Nachhaltigkeitsreports zu veröffentlichen und schauen sich sehr genau an, wo, von wem und unter welchen Bedingungen sie mieten.

Besonders im Kampf um gut ausgebildete Fachkräfte, die ja händeringend gesucht werden, sind Gebäude, die nach nachhaltigen Kriterien errichtet wurden und entsprechende gute Arbeitsbedingungen bieten, ein absolutes Muss. Mit alten „Logistik-Wellblechhütten“ wird man sie nicht anziehen. Das Problem ist nur, dass solche qualitativ hochwertigen und modernen Logistikflächen in Österreich nur sehr eingeschränkt verfügbar sind.

Franz Kastner: Im Vergleich zu Deutschland oder der Slowakei ist der österreichische Markt, der lange durch Eigennutzer getrieben wurde, relativ unterentwickelt. Aktuell liegt der Logistikbestand in Wien, Graz und Linz bei rund 5,5 Millionen Quadratmetern. Davon gehört rund 50 Prozent den Klassen B und C an. Das heißt aber nicht, dass die andere Hälfte den ESG-Nachhaltigkeitskriterien entspricht, obwohl sie grundsätzlich die Anforderungen an eine moderne Logistikimmobilie erfüllen.

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Foto:REMG/Rizar.Photo

Herr Huber, Sie haben als Auditor Erfahrung mit der Zertifizierung von Logistikimmobilien. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Markus Huber: Wagen wir einen kurzen Blick in die Vergangenheit: 2009 hat es sechs Logistikimmobilien mit DGNB-Zertifizierung gegeben. 2013 waren es bereits 51. Und aktuell stehen wir bei circa 280. Man sieht also wie sehr das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung gewonnen hat. Ich bin überzeugt, dass jene Projekte, die über ein Zertifikat verfügen und auch die EU-Taxonomie-konform sind einen klaren Wettbewerbsvorteil bieten – was natürlich den Wert einer Immobilie erhöht. Kurz: Es führt auch in der Logistik wirklich kein Weg am nachhaltigen Bauen vorbei. Wir gehen etwa davon aus, dass man allein mit energieeffizienten Maßnahmen bis zu 35 Prozent an Betriebskosten einsparen kann.

Und gerade bei der EU-Taxonomie ist die Grundstückswahl ein Riesenthema. Sie schließt Projekte, die beispielsweise auf Flächen mit mittlerer oder hoher Fruchtbarkeit, wie zum Beispiel ehemaligen, umgewidmeten Ackerflächen errichtet werden, völlig aus.

Lesen Sie mehr zum Round Table ESG und Logistik in der Ausgabe 06 des ImmoFokus.