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Keine Zinsen + keine Renditen = mehr Risiko

Dass niedrige Zinsen Investoren zum Eingehen von Risiken zwingen, die sie im Normalfall nicht eingehen würden, zeigt eine State-Street-Umfrage unter 400 Pensionsfondsmanagern weltweit: Bereits jeder dritte Manager muss bei Investments ein höheres Risiko in Kauf nehmen, um Finanzierungslücken zu schließen. Ein Balanceakt. Bleibt zu hoffen, dass nicht allzuviele vom Seil fallen.
Michael Neubauer

Viele Immobilieninvestoren wissen nicht so recht, ob sie sich über die lockere Zinspolitik der Europäischen Zentralbank freuen sollen, oder nicht. Noch nie war Geld so billig. Das billige Geld treibt die Preise nach oben und die Renditen in den Keller. Mit ihrem Quantitative Easing haben die Zentralbanken geschafft, 7,6 Billionen US-Dollar auf ihre Bilanzen zu schaufeln. "Das sind 7,6 Billionen US-Dollar an Wertpapieren, die dem Privatsektor nicht mehr als Investitionen zur Verfügung stehen", sagt Guido Barthels, Portfoliomanager bei Ethenea. Dies habe entsprechende, nicht absehbare Folgen für die Pensionssysteme dieser Länder. Investoren hätten derzeit große Not, Anlagemöglichkeiten zu finden, die noch auf irgendeine Form von positiver Rendite hoffen lassen. Investments mit lukrativer Verzinsung bleiben in Europa rar gesät. Immobilieninvestoren, so eine aktuelle Untersuchung von Union Investment, erwarten, dass sie in den kommenden drei Jahren ihre selbstgesteckten Renditeziele nicht erreichen werden – sie also mit anhaltend hohen Preisen und entsprechend niedrigen Renditen rechnen müssen. Selbst auf Fünfjahressicht befürchtet jeder zweite Befragte, die erhoffte Verzinsung seiner Investments zu verfehlen. „Der große Anlagedruck auf den Immobilienmärkten befördert das Risiko der Fehlallokation von Kapital“, sagt Olaf Janßen, Leiter Immobilienresearch bei Union Investment. „Strategien werden also darauf auszurichten sein, die richtige Balance zu finden zwischen der in der Nullzinswelt erforderlichen Risikobereitschaft einerseits und der angesichts der Vielzahl bestehender Risiken gebotenen Vorsicht andererseits.“ Dass niedrige Zinsen Investoren zum Eingehen von Risiken zwingen, die sie im Normalfall nicht eingehen würden, zeigt eine State-Street-Umfrage unter 400 Pensionsfondsmanagern weltweit: Bereits jeder dritte Manager muss bei Investments ein höheres Risiko in Kauf nehmen, um Finanzierungslücken zu schließen. Ein Balanceakt. Bleibt zu hoffen, dass nicht allzuviele vom Seil fallen.