Die große Mehrheit der Kika/Leiner-Gläubiger hat am Montagvormittag dem angebotenen Sanierungsplan bei der entscheidenden Sanierungsplantagsatzung am Landesgericht St. Pölten zugestimmt. Die über 500 Gläubiger erhalten zur vollständigen Befriedung ihrer Forderungen eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren, teilten AKV, Creditreform und KSV mit. Die zu berücksichtigenden Verbindlichkeiten beliefen sich auf 131,6 Mio. Euro, davon entfielen 49,6 Mio. Euro auf das Finanzamt.
10 Prozent fließen als sogenannte Barquote in wenigen Wochen und jeweils weitere 5 Prozent werden binnen 16 und 24 Monaten ausbezahlt. Mitte September wurde bekannt, dass der ehemalige Kika/Leiner-Eigentümer Signa rund um den Tiroler Investor Rene Benko 20 Mio. Euro in den Insolvenztopf einzahlt und dafür weitere Forderungen vom Hals hat. Dadurch erhalten die Kika/Leiner-Gläubiger laut KSV eine Superquote, zahlbar in zwei Raten - jeweils in den ersten Monaten 2024 und in den ersten Monaten Jänner 2025. Die auszuschüttende Superquote werde bis zu 14 Prozent betragen, so die Kreditschützer.
Die Finanzprokuratur als Anwalt der Republik hat dem verbesserten Sanierungsplan zugestimmt, unter anderem, weil es eine "harte Patronatserklärung" der neuen Eigentümer der Leiner & kika Möbelhandels GmbH für die vollständige Zahlung der weiteren Quoten gibt und eine Fortbestands- und Standortvereinbarung für alle Filialen bis Ende 2026 vereinbart wurde. Bei Verletzung der Standortzusage müsse der Möbelketten-Eigentümer Hermann Wieser an alle Gläubiger eine zusätzliche Quote zahlen. Weiterhin unzufrieden ist die Finanzprokuratur mit dem Signa-Vergleich. Der beschlossene Vergleich sei "zu gering und die Beträge spiegeln nicht die unternehmerische Verantwortung wider", sagte Finanzprokuratur-Präsident Wolfgang Peschorn vergangene Woche der "Kronen Zeitung".
Die Kreditschützer sind mit dem Sanierungsplan und dem Signa-Vergleich zufrieden. Die Zustimmung zum Sanierungsplan sei "die bestmögliche wirtschaftliche Entscheidung, um dem Unternehmen die Chance zu geben, eine nachhaltige Sanierung unter der Führung des neuen Eigentümers zu erreichen und die 1.770 Arbeitsplätze zu erhalten", so die Leiterin Unternehmensinsolvenzen Wien/NÖ/Bgld beim KSV1870, Brigitte Dostal, in einer Aussendung. Aufgrund "der professionellen Arbeit der Organe des Insolvenzverfahrens" gebe es für die Gläubiger eine "respektable Quote" von über 30 Prozent und mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze seien erhalten geblieben, sagte Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer. Bei einer Zerschlagung des Unternehmens hätte es nur eine Gesamtquote von lediglich rund 6,6 Prozent gegeben, damit sei der angebotene Sanierungsplan "jedenfalls angemessen", erklärte der AKV.
Kurz nach dem Verkauf des operativen Kika/Leiner-Geschäfts durch die Signa-Gruppe an den österreichischen Handelsmanager und Investor Wieser meldete die Möbelkette Mitte Juni Insolvenz an. Die Einrichtungshäuser-Immobilien kaufte die Grazer Supernova-Gruppe. Die Möbelkette befindet sich seitdem in einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wurden von den 40 Kika/Leiner-Filialen insgesamt 23 Standorte Ende Juli geschlossen und über 1.600 Stellen abgebaut.
Laut Kika/Leiner-Insolvenzverwalter Volker Leitner konnte durch den Abverkauf und die finanzielle Unterstützung des Eigentümers sowie durch die Mithilfe der Supernova-Gruppe als Vermieter positiver gewirtschaftet werden als in der ursprünglichen Planrechnung vorgesehen.
Der Insolvenzrichter wird nach der Zustimmung der Gläubiger den vorgelegten Sanierungsplan in den nächsten Tagen bestätigen. Damit werde die Aufhebung der Insolvenz nach der entsprechenden Rechtsmittelfrist von drei Wochen, also Mitte Oktober 2023, rechtskräftig, hieß es von Kika/Leiner. Die Möbelkette will "in den nächsten Tagen" die Strategie für die Fortführung und bevorstehende operative Schritte vorstellen. (apa)