Die Möbelkette kikaLeiner sieht sich nach dem im Herbst 2023 abgeschlossenen Sanierungsverfahren wieder auf Kurs. Die Umsatzentwicklung sei "zufriedenstellend" und entspreche dem Sanierungsplan, sagte kikaLeiner-Manager Volker Hornsteiner zur APA. Mit einem neuen Anzahlungsschutz will man das Kundenvertrauen bei größeren Anschaffungen, etwa Küchen, stärken. Die Kundengelder kommen auf ein sogenanntes Anderkonto und werden erst nach Warenlieferung für das Unternehmen frei.
Die "wesentlichen Weichenstellungen" habe man erledigt, etwa die Reduktion der Filialen, Straffung des Sortiments und Stärkung der Eigenmarken, so der Ko-Geschäftsleiter. Nun seien die Kundenbedürfnisse im Fokus. Hornsteiner war vor seinem Wechsel zu kikaLeiner 28 Jahre im Rewe-Konzern beschäftigt, unter anderem als Billa-Chef.
Nach dem Boom in der Möbelbranche in den Coronajahren 2020 und 2021 bremsen seitdem die hohe Teuerung, strengere Wohnbaukredit-Richtlinien und die Bau-Rezession das Geschäft. Die realen Handelsumsätze mit Möbel, Heimwerkerbedarf und Elektrowaren gingen in Österreich laut Statistik Austria im Vorjahr um 11,5 Prozent zurück. "Die aktuelle Inflation ist nach wie vor ein Hemmschuh. Das gilt aber auch für die gesamte Branche", sagte Hornsteiner. Man sehe eine Zurückhaltung der Kundinnen und Kunden bei den Investitionen "aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage". Mit dem Rückgang der Zinsen und Inflationsrate erwartet man "ein Anziehen der Nachfrage". Impulse erhofft sich das Unternehmen von der neuen Diskont-Eigenmarke OHO!, die ab April startet. Der Eigenmarkenanteil soll von 20 auf 30 Prozent erhöht werden. Möbelmarken wie Team 7 und ADA sowie Küchen-Marken wie DAN und EWE sind weiterhin im Sortiment.
Im Geschäftsjahr 2022/23 belief sich der Umsatz der Möbelkette auf 597 Mio. Euro und der Bilanzverlust betrug 144 Mio. Euro, geht aus dem kürzlich veröffentlichten Jahresabschluss hervor. Seit der Übernahme im vergangenen Juni wurde das Sortiment von kika und Leiner angeglichen und im vergangenen Herbst der gemeinsame Werbeslogan "Kommt Euch näher!" eingeführt. Für 2023/24 erwartet der kikaLeiner-Manager mit einem halbierten Filialnetz einen Umsatz zwischen 300 und 400 Mio. Euro. "Der Sanierungsplan wurde sehr konservativ gerechnet, daher ist das Unternehmen mit den Eckdaten im Rahmen der gesteckten Ziele." Heuer will Hornsteiner "die Organisation weiter stabilisieren" und das Wirtschaftsjahr im September "mit einer schwarzen Null abschließen".
Die Möbelkette kikaLeiner hat in den vergangenen zehn Jahren turbulente Zeiten durchlebt: Es gab drei Eigentümerwechsel, eine Insolvenz und zahlreiche Filialschließungen mit Mitarbeiterabbau. 2013 erwarb die südafrikanische Steinhoff-Gruppe von der Eigentümerfamilie Koch den heimischen Möbelriesen. Damals war kikaLeiner mit rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten in Österreich und in Osteuropa sowie einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro der zweitgrößte Möbelhändler Österreichs nach XXXLutz. Steinhoff verkaufte 2018 in einem Notverkauf die Möbelkette an die Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor Rene Benko. Der neue Eigentümer veräußerte die kika-Filialen in Osteuropa an XXXLutz.
Im Juni 2023 verkaufte Signa überraschend die kikaLeiner-Immobilien an die Grazer Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser. Wenig später meldete die Möbelkette Insolvenz an. 23 von 40 Filialen wurden per Ende Juli 2023 geschlossen und über 1.600 Stellen abgebaut. Das Filialnetz soll nicht weiter ausgedünnt werden, aktuell hat das Unternehmen rund 1.900 Beschäftigte. Das Sanierungsverfahren wurde am 25. September 2023 aufgehoben. Gläubiger erhalten eine Quote von insgesamt 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren.
Der neue kikaLeiner-Eigentümer Wieser sieht die Möbelkette als Langzeitinvestment, will sich generell aber nicht öffentlich äußern. "Das Eigenkapital ist gesichert für die nächsten Jahre", betonte Ko-Geschäftsleiter Hornsteiner. Die Supernova-Gruppe hat dem Möbelhändler einen nicht rückzahlbaren Vermieter-Zuschuss in Höhe von 30 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. (apa)