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Klimaschutz jetzt endlich

Der erste Teil des neuen IPCC-Berichts (AR6) zeigte mehr als deutlich, dass es den Klimawandel gibt und dass er menschengemacht ist. Der zweite Teil führt uns die Folgen drastisch vor Augen.
Amelie Miller
Passer Alexander
Passer Alexander
© REMG

Der jüngste dritte Teil des Berichts zeigt uns auf, was wir tun können und müssen, um die Klimakrise zu vermeiden. Wir kennen die Mittel und Wege, haben das Wissen sowie die notwendigen Technologien, um die von uns gesteckten und vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Doch selbst vor einer drohenden Versorgungskrise werden die Weichen nicht eindeutig und unausweichlich in die richtige Richtung gestellt.

Die Bau- und Immobilienwirtschaft gilt als großer Einzelverursacher von Treibhausgasen und hat somit großes Potenzial im Kampf gegen die Klimakrise. Die wissenschaftliche Forderung seit Jahren ist: keine fossilen Energieträger im Neubau und Bestand (jedenfalls beim ohnehin anstehenden Tausch von Heizungen), idealerweise gleich in Kombination mit einer bestmöglichen thermischen Sanierung.

Maßnahmenbündelung

Für das 1,5-Grad-Ziel von Paris müssen die globalen Treibhausgasemissionen (und damit auch die in Österreich) bis 2030 um ca. 45 Prozent unter das Niveau von 2019 und bis 2050 um ca. 90 Prozent sinken. Hier braucht es dringend eine Bündelung aller erforderlichen Maßnahmen in Neubau und Sanierung, um diesen Zielen näherzukommen, geschweige denn sie zu erreichen.

Um die Dekarbonisierung im Gebäudesektor voranzutreiben, wurde von der Europäischen Kommission ein gemeinsamer europäischer Ansatz zur Bewertung der Umweltverträglichkeit von Gebäuden über deren Lebenszyklus entwickelt. Hierzu wurde das Bewertungssystem Level(s) als EU-einheitlicher Berichtsrahmen für Büro- und Wohngebäude entwickelt. Level(s) ist Teil der übergeordneten europäischen Strategie. So legt es den Fokus auf die Themenfelder Umwelt, Gesundheit und Wohlbefinden sowie Kosten, Wert und Risiko. Die Nachhaltigkeitsperformance zu sechs zentralen umweltpolitischen Makrozielen wird mit nur neun Kernindikatoren für Gebäude messbar.

Thema Lebenszyklus

Last but not least, Level(s) wird die (neue) Grundlage im Rahmen der Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD). Im Entwurf ist festgelegt, dass neue Gebäude ab 2030 Nullemissionsgebäude sein müssen; neue öffentliche Gebäude müssen ab 2027 emissionsfrei sein. Das Lebenszyklus-Treibhauspotenzial muss dann im Einklang mit dem Level(s)-Rahmen berechnet werden. Eine spannende Aufgabe, auf die man sich besser jetzt schon vorbereiten sollte. Denn im EU-Klimaschutzplan ist dargelegt, dass die Richtlinie ein wichtiges Rechtsinstrument zur Verwirklichung der Dekarbonisierungsziele für 2030 und 2050 ist. Gebäudezertifizierungen und -deklarationen können schon heute den Planungsprozess unterstützen.

Alexander Passer ist Professor für nachhaltiges Bauen und Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirats der TU Graz und ist im Vorstand des Climate Change Centre Austria (CCCA).