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Kongresstourismus erwacht zu neuem Leben

Mit rund 10.400 Kongressen und dabei über 811.000 generierten Nächtigungen sei 2021 gegenüber 2020 "doch ein gewisser Turnaround gelungen", so der Präsident des österreichischen Tagungsverbandes ACB (Austrian Convention Bureau), Gerhard Stübe.
Amelie Miller
Kongresstourismus
Kongresstourismus
© David J. Engel

2019 hatte die Tagungsbranche noch für über 3,3 Millionen Nächtigungsbuchungen in Österreich gesorgt. "Wir haben einen Anteil von 20, 25 vielleicht 30 Prozent im Vergleich zu 2019 - das war ein bombiges Jahr, die Früchte hingen tief für uns, wir müssen da wieder hin", so der ACB-Präsident am Mittwoch.

Bei den Kongressen (2.731) gab es im abgelaufenen Jahr gegenüber 2020 einen Zuwachs von rund 27 Prozent, bei den Firmentagungen (4.608) betrug das Plus rund 23 Prozent, bei den Seminaren (3.063) fast 15 Prozent, wie aus dem aktuellen Meeting Industry Report (MIRA) hervorgeht. Insgesamt nahmen mehr als 500.000 Menschen an den Veranstaltungen teil.

"Über 60 Prozent dieser Kongresse haben wir alleine im Herbst generieren können. Erfreulich ist, dass wir um 50 Prozent mehr internationale Kongresse begrüßen konnten - wir freuen uns darüber, auch wenn wir von einem sehr niedrigen Niveau kommen."
—Gerhard Stübe

Das nationale Geschäft sei in den vergangenen beiden Jahren vorherrschend gewesen. "Wir sind wirklich die gebrandmarkten Kinder, egal ob Städtetourismus oder Kongresstourismus", sagte er mit Blick auf die Pandemie. An die Politik gewandt setzte er den Appell ab, künftig für österreichweit einheitliche Coronaregeln zu sorgen. Die Branche wünscht sich Planbarkeit für ihre Großevents und möchte auch rechtzeitig wissen, welche Einschränkungen sie bei einer möglichen nächsten Coronawelle träfe, was die ersten Schritte wären.

Die seit 2021 spürbare Belebung in der Tagungswirtschaft setzt sich heuer - nach einem pandemiebedingt holprigen Start am Jahresanfang - fort. "In Wien haben wir dieses Jahr 40 Kongresse mit über 1.000 Personen und zehn davon mit über 5.000 Personen - so erfreuen wir uns, dass es wieder verstärkt losgeht", sagte der Leiter des Vienna Convention Bureau, Christian Woronka, und hob als Beispiel den internationalen Radiologenkongress hervor, der heuer im Juni stattfindet. Es sei positiv, dass weiterhin in Wien große Nachfrage, auch für den Sommer, vorhanden sei. "Zu Beginn des Jahres haben wir kleinere Veranstaltungen an Länder wie Spanien oder Portugal verloren, weil die Restriktionen dort früher zurückgenommen wurden als das in Österreich der Fall war", so Woronka. Die 3G-Regel für die Einreise nach Österreich wurde beispielsweise erst mit Beginn dieser Woche aufgehoben.

"Die Tagungsindustrie zahlt sich aus", betonte er. 2019 kam ein Kongresstourist auf Ausgaben von 541 Euro pro Tag - das war rund doppelt so viel wie beim Urlaubstouristen mit 276 Euro pro Person und Tag. Außerdem gebe es in der Branche sehr qualifizierte Arbeitsplätze.

Als Herausforderungen für die Meeting-Branche nannte Stübe steigende Energiekosten, den Fachkräftemangel, die Kurzfristigkeit der Buchungen und die Digitalisierung. Künftig würden für die Veranstaltungen verstärkt Interface-Manager und KI-Manager gebraucht und nicht nur eine Kongressleitung.

Die Tagungswirtschaft möchte an alte Erfolge anschließen - bis vor Corona gehörte Wien im weltweiten Vergleich alljährlich zu den Top-Kongressdestinationen. Dafür braucht es aber auch eine Neuausrichtung in der heimischen Branche. "Das Thema hybrid wird noch extrem ausgebaut werden müssen, damit die Destinationen fit für die Herausforderungen sind", hielt Stübe fest. "Wir wissen noch gar nicht genau, wohin das Thema Digitalisierung führt."

Als strategische Eckpunkte für die Branche machte Sandra Neukart, neue Chief Operating Officer (COO) der nationalen Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung (ÖW), zwei Bereiche fest - die Stabilisierung des Geschäfts und die "Anpassung des Businesses an die Zukunft".

"Dazu gehört natürlich die Nachhaltigkeit - den Kongressstandort als nachhaltig zu positionieren."
—Gerhard Stübe

Um Klimaneutralität zu erreichen, sei es notwendig, dass die Veranstaltungen "klimapositiv" werden. (apa)