News

Konjunktur nicht mehr auf Talfahrt, aber auch keine Erholung in Sicht

"Bank Austria Konjunkturindikator" sieht weiter angespannte wirtschaftliche Lage aber minimale Lichtblicke - Reale Wirtschaftsleistung Ende 2023 trotzdem über Vor-Corona-Niveau
Patrick Baldia
Bruckbauer
Bruckbauer
© www.lukasbezila.com | "Eine Erholung der heimischen Wirtschaft ist noch nicht in Sicht", so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer

Die Konjunktur hat sich im Oktober gegenüber September zwar leicht erholt, was eine langsame Bodenbildung signalisiert. "Das Ende der Talfahrt dürfte mittlerweile zwar erreicht sein, das heißt jedoch nicht, dass eine Trendwende schon unmittelbar bevorsteht. Eine Erholung der heimischen Wirtschaft ist noch nicht in Sicht", erläuterte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer die Ergebnisse des neuesten Konjunkturindikators seines Instituts in einer Aussendung am Mittwoch.

"Die Konjunkturstimmung hat sich im Oktober in Österreich leicht verbessert. In allen Wirtschaftssektoren herrscht jedoch Pessimismus vor, die Stimmung liegt zum Teil sogar weit unter dem langjährigen Durchschnitt. Schwach zeigt sich die österreichische Konjunktur vor allem auch im internationalen Vergleich", so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. "Die Stimmung liegt in allen Wirtschaftssektoren deutlich unter den Vergleichswerten im Euroraum."

"Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator weist zu Beginn des Schlussquartals 2023 (Oktober, Anm.) auf eine ausgeprägte Schwächephase der österreichischen Wirtschaft hin", so Bruckbauer. "Mit minus 3,7 Punkten wurde der zweitniedrigste Wert des laufenden Jahres erreicht. Allerdings zeigte sich erstmals seit Jahresbeginn eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vormonat, das jedoch sogar auf einem 40-Monats-Tief lag."

Sorgenkind ist der Produktionssektor, so die Bank Austria. Hierbei werden die Arbeitgebervertreter in den Metaller-KV-Verhandlungen auch nicht müde, darauf hinzuweisen. Derzeit finden Streiks statt, weil sie sich bisher in sechs Gesprächsrunden mit den Arbeitnehmervertretern nicht zu einem Abschluss durchringen konnten.

"Insbesondere die Industrie und die Bauwirtschaft stehen aktuell großen Herausforderungen gegenüber", so Bruckbauer. "Trotz eines geringen Anstiegs gegenüber September liegt die Konjunkturstimmung in der heimischen Industrie besonders deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt." Starke Auftragsrückgänge haben Produktionseinschränkungen und mittlerweile auch den Abbau von Beschäftigten ausgelöst.

In der Metallwarenerzeugung, dem Maschinenbau und der Elektrotechnik ist der Pessimismus derzeit besonders groß. Die hohen geopolitischen Unsicherheiten, die sich in einem leichten Rückgang des mit den österreichischen Handelsanteilen gewichteten Indikators für die globale Industriestimmung niedergeschlagen haben, bremsen die Aussichten für die exportorientierten Betriebe, schreiben die Bank-Austria-Ökonomen.

Verschlechtert hat sich auch die Stimmung am Bau. Der Hochbau, speziell der Wohnungsbau, ist von einem starken Auftragseinbruch betroffen.

Die Schwäche im Produktionssektor hat mittlerweile auf den Dienstleistungssektor übergegriffen. Die Kaufkrafteinbußen durch die hohe Inflation bremsen die Nachfrage und haben zum Beispiel im Einzelhandel zu deutlichen Umsatzeinbußen geführt. Allerdings hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor im Oktober zu verbessern begonnen und sogar den stärksten positiven Einfluss auf den Anstieg des "UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators" ausgeübt. Die Aufhellung der Konsumentenstimmung nachdem die Inflation deutlich rückläufige Tendenz zeigte, hat dazu wesentlich beigetragen.

Summa summarum ist nach einer technischen Rezession vom Frühjahr bis zum Herbst unmittelbar keine Trendwende in Sicht. Die Konjunktur wird auch zum Jahresausklang schwach bleiben, prognostizieren die Bank-Ökonomen, die für heuer einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent sehen. Erste Anzeichen dafür, dass die Wirtschaft in Österreich langsam die Talsohle erreicht, deuten jedoch auf ein Ende der Rezession gegen Ende 2023 hin.

"Wir erwarten für das vierte Quartal 2023 nicht mehr als eine Stagnation der österreichischen Wirtschaft", so Pudschedl. "Nach zwei starken Erholungsjahren mit einem Wirtschaftswachstum von mehr als 4 Prozent liegt die reale Wirtschaftsleistung in Österreich Ende 2023 dennoch um rund 1,5 Prozent über dem Vor-Pandemie-Niveau." (apa)