Nach den milliardenschweren Übernahmen der CONWERT und BUWOG durch den deutschen Immo-Riesen Vonovia bahnt sich nun an Wiens Börse überraschend der nächste bedeutende Immobiliendeal an: Der US-Investor Starwood Capital will sich sowohl bei der CA Immo als auch bei der Immofinanz, den beiden größten österreichischen Immobilienfirmen, einkaufen. Über eine luxemburgische Tochterfirma wollen sich die Amerikaner mit 26 Prozent an der CA Immo und mit 5 Prozent an der Immofinanz beteiligen. Die Angebote sind zwar an alle Aktionäre gerichtet, eine komplette Übernahme der beiden Wiener Konzerne ist laut deren Pressemitteilung jedoch nicht geplant. Viele Akteure und Investoren sind von diesem gestrigen Schritt überrascht und haben mit diesem Investor nicht gerechnet. Wie bei derartigen Aktivitäten üblich, rücken Vertreter der Investoren aus, um die Lage zu glätten – so auch in diesem Fall mit Barry Sternlicht, Vorsitzender und CEO der Starwood Capital, der sich mit folgender Aussage zitieren lässt: „Starwood Capital kann auf eine lange Erfolgsgeschichte von Investitionen in und erfolgreichen Entwicklungen von börsennotierten Gesellschaften zurückblicken und wir meinen, dass unsere finanziellen Ressourcen und unsere Erfahrung als strategische Investoren einen Mehrwert für CA Immo und Immofinanz bringen.“
Erfreulich – und eine Anerkennung für die geleistete Arbeit bei CA Immo und Immofinanz – ist die Tatsache, dass sich ein international erfahrener Finanzinvestor für heimische Immobilien AGs interessiert. Doch viele Finanzinvestoren sind unstete Geister. Sie tendieren dazu Gewinne nicht in Unternehmen zu belassen, sondern für ihre Anleger einzuziehen und kurzfristig zu agieren. Oft bleibt dann zu wenig freies Kapital für langfristige Investitionen und der Fokus ist noch mehr auf die kurzfristige Optimierung gerichtet. Diese Gefahr scheint bei Starwood, einem auf Immobilien spezialisierten Finanzinvestor, nicht gegeben zu sein. Wird nun Ruhe bei CA Immo und Immofinanz einkehren?
Kurzfristig sicherlich nicht, da die angekündigte Transaktion erst einmal über die Bühne gehen muss. Außerdem sind die Marktgerüchte der letzten Wochen und Monate, wie beispielsweis die nie bestätigten Pläne von SIGNA Chef René Benko mit S Immo, CA Immo und Immofinanz sowie ggf. der Signa einen österreichischen Big Player zu schaffen, vorerst schwieriger geworden. Oder gibt es nicht offensichtliche Pläne, die doch noch zu einer großen Lösung führen. Unbestritten ist, dass CA Immo und Immofinanz in den letzten Jahren einen guten Job gemacht haben, indem sie ihre jeweiligen Portfolios bereinigten und somit eine fokussiertere Ausrichtung haben. Ein Zusammengehen würde diese Bemühungen konterkarieren. Was aber viel nachdenklicher stimmen sollte ist die starke Marktkonzentration. Mit einem so starken Konzern würde in einigen Märkten ein –marktbeherrschendes Unternehmen in Sachen Retail- und Officeflächen entstehen. Auch die Makler wird‘s freuen, wenn aus vier potentiellen Auftraggebern einer wird, der noch dazu aufgrund seiner Größe die Preise diktieren kann. Auch für Absolventen der österreichischen Fachhochschulen und Universitäten bleiben in der Immobilienwirtschaft immer weniger mögliche Arbeitgeber übrig. Konzentration schafft Marktmacht. Zuviel Marktmacht ein Monopol. Wollen wir ein Monopol?