Das Land Steiermark wird das Anteilsviertel an der Energie Steiermark, das seitens der Minderheitsgesellschafterin Macquarie Group zum Verkauf steht, selbst um 525 Mio. Euro aufgreifen. Damit geht der steirische Energieversorger zumindest vorübergehend zu 100 Prozent in den Besitz des Landes Steiermark über. Ein späterer Verkauf zu einem günstigeren Zeitpunkt ist allerdings angedacht, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz von LH Christopher Drexler (ÖVP).
"Wir wollen uns damit für einen späteren Zeitpunkt alle Gestaltungsspielräume offen lassen", sagte Drexler weiter. Mit später seien dabei weder Wochen noch Monate gemeint. Man wolle "in Ruhe" entscheiden, ob man die Anteile dann an einen strategischen Partner - etwa ein anderes Energieversorgungsunternehmen (das ist derzeit vertraglich nicht möglich, Anm.) - oder an einen langfristigen Finanzinvestor verkaufen möchte. Auch die Option eines Börsengangs sei vorhanden und zu überlegen, unterstrich Finanzlandesrat und LHStv. Anton Lang (SPÖ).
Der Preis für die Anteile liege mit 525 Mio. Euro exklusive Zinsen "deutlich unter den Wertgutachten", führte Drexler aus. Zwei Gutachten kamen zu Schätzungen zwischen 628 und 739 Mio. Euro. Lang schilderte, dass das Aufgreifen der Anteile durch das Land ökonomisch sinnvoll sei. Die Finanzierung sei zwar nicht im Haushaltsbudget 2023 abgebildet, aber man werde ein Nachtragsbudget einreichen und zum Beschluss vorlegen. Man werde das Geld für den Kauf über die Bundesfinanzierungsagentur abwickeln, doch die Zinsbelastung für den Kredit sei niedriger als die Dividende, die man erhalte. Sogar die Dividende für das Jahr 2022 werde dem Land Steiermark zufallen. Der Schuldenstand werde sich um "nur" 176 Mio. Euro erhöhen, so Lang.
Die Entscheidung werde noch am Mittwoch den anderen Klubobleuten mitgeteilt und am Donnerstag in der Landesregierungssitzung behandelt. Für den 28. Februar wird ein Sonderlandtag einberufen, bei dem der Beschluss unter Dach und Fach gebracht werden soll, skizzierte Drexler. "Wir sind überzeugt, das Richtige für das Land Steiermark zu tun." Man habe danach die ökonomisch und rechtlich bessere Position, um sich "in aller Ruhe auf den adäquaten Weg in die Zukunft vorzubereiten". Es sei ein "guter Tag für die Energie Steiermark". Die steirischen Grünen und die KPÖ begrüßten in einer ersten Reaktion den Rückkauf der Anteile.
Das Land Steiermark war schon bisher als Mehrheitsgesellschafter mit 75 Prozent minus 150 Stück der Aktien an der Energie Steiermark AG beteiligt. 25 Prozent plus 150 Stück der Aktien werden seit dem Jahr 2015 von der S.E.U. Holdings S.a r.l. mit Sitz in Luxemburg als Minderheitsgesellschafterin gehalten. Muttergesellschaft der SEU ist die Macquarie Group mit Hauptsitz in Sydney in Australien. Anfang Juli 2022 hatte SEU das Land Steiermark informiert, die von ihr gehaltenen Aktienanteile zu veräußern. Ein Verkaufsprozess wurde daraufhin eingeleitet.
Laut Gesellschaftervereinbarung hat das Land Steiermark bei einem solchen Verkauf ein sogenanntes Vorkaufs- und Aufgriffsrecht, das auch an Dritte übertragen werden kann. Daher hat die SEU ihren bevorzugten Kaufinteressenten vorab dem Land sowie die Schlüsselbedingungen des Verkaufs mitteilen müssen. Das Land hatte danach die Entscheidung: dem Verkauf zustimmen, selbst kaufen oder einen Dritten namhaft machen, der es zu vereinbarten Konditionen kauft.
Das Land Steiermark hat in den vergangenen Monaten gemeinsam mit externen Beratern die Optionen geprüft und rechtliche Fragestellungen abgeklärt. Dabei kam man zum Schluss, dass die derzeit beste Variante die Übernahme der Anteile sei. Damit hält das Land Steiermark dann wieder 100 Prozent der Anteile am heimischen Energieversorger. (apa)