News

Lasst Taten folgen

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein – ist es aber nicht. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Oft zitiert, weniger oft erreicht. Besonders traurig: Die Bau- und Immobilienbranche ist kein Vorreiter. Im Gegenteil. Sie hinkt hinterher.
Michael Neubauer

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein – ist es aber nicht. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Oft zitiert, weniger oft erreicht. Besonders traurig: Die Bau- und Immobilienbranche ist kein Vorreiter. Im Gegenteil. Sie hinkt hinterher. Herausfordernde Arbeitszeiten oder die zahlreichen in der Branche üblichen Beschäftigungen auf Werksvertragsbasis erschweren die Familienfreundlichkeit erheblich. Die Zahlen sprechen (leider) für sich: Mit 87 Prozent ist es jener Berufszweig mit dem höchsten Männeranteil und zugleich mit der niedrigsten Teilzeitquote (12,5 Prozent). In den Spitzenfunktionen geht der Männeranteil nahe an die 100-Prozent-Marke. Das darf – nein muss man – als großen Fehler bezeichnen. Denn die Konsequenz ist, dass die Bau- und Immobilienbranche viel Potential auf der Straße liegen lässt, da man das Know-how der weiblichen Spitzenkräfte, die durch die faktische – und da nützt kein Schönereden – Unvereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem Weiterkommen behindert werden, nicht nutzt. Aber nicht nur die Frauen könnten aus einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie profitieren. Eine Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu schaffen, ist für die psychische und physische Gesundheit der Menschen – egal ob Mann oder Frau -- entscheidend. Die Balance auch für die Entfaltung der Stärken und Potenziale der Mitarbeiter der Bau- und Immobilienbranche eine wichtige Voraussetzung. Gerade an einem „Zwickeltag“, wo der Donnerstag zumindest in Österreich ein Feiertag war und das Wochenende morgen vor der Tür steht, ist das Thema aktueller denn je: wer übernimmt auch zu Hause Verantwortung oder wie erfolgen Phasen von Be- aber auch von Entlastung? Fakt ist, unsere Branche ist nicht familienfreundlich. Hier soll sich etwas ändern und Bundesministerin Dr. Sophie Karmasin hat die Initiative ergriffen. Unterstützt wird sie von der Östereichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI), die gemeinsam mit ihren mehr als 300 Mitgliedern ein 8-Punkte-Programm sowie konkrete Kodices und Handlungsempfehlungen erarbeitet habt. So ist es möglich, dass die Bau- und Immobilien-Branche dem Fachkräftemangel und der Fluktuation entgegenwirkt und gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit und nachhaltigere Unternehmenspolitik gewährleisten kann. Familienfreundlichkeit ist notwendig und möglich. Die Instrumente sind da. Lasst Taten folgen!