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Leistbaren Wohnbau durch Änderung der Rahmenbedingungen ermöglichen

Fachgruppenobmann Pisecky: Gewerblichen Wohnbau in der Politik wieder als gleichberechtigten Partner anerkennen – sozialer Wohnbau allein kann Bedarf nicht decken
Patrick Baldia
Pisecky
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© sREAL | Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien, warnt angesichts des Rückgangs der Neubautätigkeit vor dramatischen Entwicklungen am Wiener Wohnungsmarkt

Eine Änderung der Rahmenbedingungen für den gewerblichen Wohnbau verlangt der Obmann der Fachgruppe Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien, Michael Pisecky, als Maßnahme gegen die weiter voranschreitende Verknappung des Wohnraums in Wien. 

Pisecky berichtet von dramatischen Entwicklungen am Wiener Wohnungsmarkt, da durch Rückgang des Neubaus und weiter hoher Nachfrage die Verknappung schon eintritt. Die Nachfrage nach Mietwohnungen bleibt sehr hoch, das Angebot sinkt und daher bewegen sich die durchschnittlichen Brutto-Gesamtmietpreise in der Bundeshauptstadt bereits auf einem konstant hohen Niveau. Der Median am Ende des ersten Quartals lag bei über 15 Euro (inklusive Betriebskosten) pro Quadratmeter. Im Erstbezug sind in freifinanzierten Neubauprojekten in guten Lagen schon über 20 Euro pro Quadratmeter möglich „Diese Situation wird sich weiter verschärfen, da der Wohnungsneubau, inklusive des auf Neubauniveau sanierten Bestandes, ab Mitte nächsten Jahres um mehr als 80 Prozent zurückgeht“, prognostiziert Pisecky. 

Als Gegenmaßnahmen verlangt Pisecky bessere und attraktivere Rahmenbedingungen für den gewerblichen Wohnbau: „Um ausreichend Wohnraum zu schaffen, muss das Bauen wieder ermöglicht werden. Es muss ein ausreichendes Angebot an Wohnungen in Wien geschaffen werden. Mit den richtigen Rahmenbedingungen und Anreizen kann die Bautätigkeit gezielt angekurbelt und Mietpreise in der Folge auch wieder stabil gehalten werden.“

Pisecky nennt solche gesetzlichen Rahmenbedingungen, die wieder leistbaren Wohnbau ermöglichen und die Kosten des Bauens von Wohnungen senken: „Es geht um eine Durchforstung von Normen und Vorschriften, wie z.B. bei Aufstockungen im Bestand Neubaustandard herzustellen oder die Stellplatzverpflichtung u.v.m. Das ist unter dem Gesichtspunkt der Kostensenkung bei gleichbleibender Qualität für die Bewohner möglich.“ Kostensenkend wären in diesem Zusammenhang auch, so Pisecky, die seit langem geforderte Entbürokratisierung und die Beschleunigung bei Einreichungen. 

Pisecky beklagt einseitige Forcierung des sozialen Wohnbaus durch die Politik

Weiters verlangt Pisecky die Anerkennung des gewerblichen Wohnbaus als gleichberechtigten Partner: „Österreich hat ein duales System am Wohnungsmarkt. Dieses duale System ist der Erfolgsfaktor des heimischen Wohnungsmarkts, also einerseits der kommunale und gemeinnützige, der soziale Wohnbau, andererseits unsere Mitglieder aus der Fachgruppe die Bauträger, die den gewerblichen Wohnbau leisten. Wir fordern, wieder als gleichberechtigter Partner in alle Diskussionen rund um den Wohnbau eingebunden zu werden. Unsere Mitglieder sind die Hauptakteure am Markt. Niemand kennt ihn besser. Lösungen, die ohne uns erarbeitet werden, gehen am Markt, an Land und Leuten vorbei.“

Wie Pisecky ausführt, errichten die gewerblichen Bauträger seit Jahren österreichweit über 50 % der Wohnungen und in Wien rund 65 %. So wurde bisher eine ausreichende Versorgung mit Wohnraum erreicht. Nun ist aber der Rückgang eklatant, da die Politik einseitig den sozialen Wohnbau forciert. Aber der soziale Wohnbau kann den Ausfall des gewerblichen nicht ausgleichen! Der soziale Wohnbau unterliegt dem Kostendeckungsprinzip, d.h. die hohen Kosten führen auch hier zu einer nahezu Einstellung des Neubaus.  

„Der gewerbliche Wohnbau baut aus einer Mehrzahl an Gründen nicht mehr im früheren Ausmaß“, legt Pisecky dar und listet auf: „Diese Gründe sind die Zinsen, die gesunkene Nachfrage, die KIM-Verordnung, hohe Preise und hohe Kosten – diese eben verursacht durch mangelhafte Rahmenbedingungen. Wir brauchen alle - der soziale und der gewerbliche Wohnbau - Maßnahmen für einen leistbaren Wohnbau.“ 

Pisecky: Der aufkeimende Wunsch nach Beschränkungen und Deckelungen verhindert die ausreichende Schaffung von Wohnraum 

Für sowohl Sanierung als auch leistbaren Wohnneubau in der sog. gebauten Stadt (bedeutet Innenentwicklung = Nachverdichtung) braucht die Branche Rahmenbedingungen in der Bauordnung und Flächenwidmung, mit denen sie wieder bauen und sanieren kann. „Wir wollen keine Förderungen oder Mittel aus den öffentlichen Budgets, wir wollen Rahmenbedingungen, die uns ermöglichen wieder unsere Leistung zu erbringen. Ohne die Bauleistung und Sanierung des gewerblichen Wohnbaus – also nur mit dem sozialen und kommunalen Wohnbau – wird eine Stabilisierung der Kaufpreise und Mieten nicht möglich sein“, fasst Pisecky zusammen.  

„Die Absicht mit irgendwelchen Beschränkungen bzw. Deckelungen Probleme rund um das Wohnen in den Griff bekommen, erreicht das Gegenteil. Wenn sich Sanieren und Bauen nicht auch wirtschaftlich rechnet, passiert es eben nicht. Auch der soziale Wohnbau kann sich diesen Gegebenheiten nicht entziehen, da die öffentlichen Budgets mehr als angespannt sind. Leistbar bauen sichert eine Stabilisierung der Kaufpreise und der Mieten und dafür brauchen wir die Rahmenbedingungen“, bringt es der Obmann der Fachgruppe Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien, Michael Pisecky, nochmals auf den Punkt.