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Mailänder Flughafen trägt jetzt Namen Silvio Berlusconis

Trotz heftiger Kritik
Patrick Baldia
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© APA/AFP/Alberto PIZZOLI | Trotz heftiger Kritik, heißt der Mailänder Flughafen nun offiziell Aeroporto Silvio Berlusconi. Der frühere italienische Ministerpräsident starb im Juni 2023

Der wichtigste Flughafen der italienischen Millionenstadt Mailand trägt ab sofort den Namen des verstorbenen früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Der Flughafen Mailand-Malpensa - auch ein Drehkreuz im internationalen Luftverkehr - heißt nun offiziell Aeroporto Silvio Berlusconi. Der Politiker ist vor 13 Monaten im Alter von 86 Jahren gestorben.

Die Entscheidung wurde im Schnellverfahren von der Rechtsregierung in Rom vollzogen, zu deren tragenden Säulen die Berlusconi-Partei Forza Italia gehört. Der rechte Verkehrsminister Matteo Salvini ließ sich dabei auch von viel Kritik aus dem gegnerischen Lager nicht aufhalten.

Der Chef der Lega-Partei setzte nach Angaben seines Ministeriums wie angekündigt seine Unterschrift unter den Beschluss - nur wenige Tage, nachdem das italienische Luftfahrtamt Enac die Pläne gutgeheißen hatte. Auch in Berlusconis Heimatstadt Mailand sind viele gegen den neuen Namen für Italiens zweitgrößten Flughafen. Mehr als 100.000 Menschen setzten ihre Unterschrift unter eine Aktion dagegen.

Der Bürgermeister der 1,3-Millionen-Metropole, der Mitte-Links-Politiker Beppe Sala, versuchte, das Vorhaben mit einer Regelung zu verhindern, wonach öffentliche Gebäude und Plätze erst zehn Jahre nach dem Tod einer bekannten Persönlichkeit deren Namen bekommen dürfen - ohne Erfolg.

Berlusconi starb im Juni vergangenen Jahres an den Folgen einer Krebserkrankung. Seither gibt es zwischen den verschiedenen politischen Lagern Streit, wie an ihn erinnert werden soll. Der Bau- und Medienunternehmer war schon zu Lebenszeiten eine der umstrittensten Figuren der italienischen Politik.

Berlusconi wurde 1936 in Mailand geboren. In den 1990er Jahren gründete er seine eigene Partei Forza Italia und wechselte in die Politik. Trotz einer Serie von Affären und Skandalen war der Rechtspopulist viermal Ministerpräsident, zuletzt bis 2011. Zudem stand er viele Jahre an der Spitze des Fußballvereins AC Mailand. Heute regiert die Forza Italia in Rom zusammen mit Salvinis Partei Lega als Teil einer rechten Dreier-Koalition.

Im internationalen Flugverkehr firmieren gleich drei Flughäfen unter dem Namen Mailand: Malpensa, der kleinere Flughafen Linate und der Provinzflughafen Mailand-Bergamo. Zwischenzeitlich hatte es auch Überlegungen gegeben, Linate nach Berlusconi zu benennen. Erst im vergangenen Monat hatte der Stadtrat Pläne für einen Silvio-Berlusconi-Platz blockiert. Bürgermeister Sala sagte: "Regeln sind dazu da, eingehalten zu werden."

An einer Unterschriftenaktion beteiligten sich innerhalb weniger Tage mehr als 100.000 Menschen. Aus den Reihen der Berlusconi-Verächter kamen auch verschiedene Gegenvorschläge - von der Umbenennung des Mailänder Justizpalastes, wo der Rechtspopulist oft vor Gericht stand und auch verurteilt wurde, bis hin zum Namen Berlusconi für kleine Nebenstraßen in weniger freundlichen Ecken oder Massagesalons.

International gibt es viele Flughäfen, die die Namen von Politikern tragen: John F. Kennedy in New York, Charles de Gaulle in Paris, Franz Josef Strauß in München, Willy Brandt in Berlin. In Deutschland gibt es auch Flughäfen namens Helmut Schmidt (Hamburg) oder Konrad Adenauer (Köln-Bonn). Im allgemeinen Sprachgebrauch haben sich die Bezeichnungen aber längst nicht überall so durchgesetzt, wie von der Politik erhofft.

Italiens größter Flughafen in Rom ist nach dem Universalgenie Leonardo da Vinci (1452-1519) benannt. Auf Sizilien heißt der Flughafen nach den Mafia-Ermittlern Giuseppe Falcone und Paolo Borsellino, die 1992 bei Anschlägen ermordet wurden. Die Oppositionspartei Cinque Stelle bezeichnete den neuen Berlusconi-Flughafen deshalb als für einen "totalen Verfall der italienischen Institutionen". Der Ex-Regierungschef stand immer wieder unter Verdacht, von der Mafia gefördert worden zu sein. Direkte Kontakte konnten ihm aber nicht nachgewiesen werden. (apa)