Gerade für günstige Wohnungen bzw. für den sozialen Wohnbau liegen große Ressourcen in der Bedarfsüberprüfung und Nutzung als Hauptwohnsitz, verlangt heute der Obmann der Fachgruppe der Immobilientreuhänder in der Wiener Wirtschaftskammer, KommRat Michael Pisecky, diesbezügliche Maßnahmen der künftigen Wiener Stadtregierung.
Wie Pisecky ausführt, wurden in Wien schon 2011 (!) im Rahmen der Mikrozensus-Erhebung rund 15 Prozent der Wohnungen als ungenutzt erhoben. Das heißt nicht, dass diese Wohnungen leer stehen, sondern gelegentlich genutzt werden, anderen zur Verfügung gestellt oder einfach aufgehoben werden. Das sind aber bis zu 150.000 Wohnungen, die nicht der Deckung des unmittelbaren Wohnbedürfnisses dienen. In erster Linie sind das günstige Altmieten, seltener im privaten Wohnbau, vor allem im sozialen Wohnbau, die gehortet werden, weil deren Miete deutlich unter der Marktmiete liegt. Insgesamt kann man sagen, dass von den Preisregelungen bei Mieten im sozialen Wohnbau, und auch im privaten Bereich, die Mieter mit schon langen Mietverträgen bevorzugt sind. Den meist jüngeren Interessenten für Mietwohnungen stehen nur die teureren Wohnungen zur Verfügung.
Allerdings, so führt Pisecky aus, haben sowohl die Gemeinde Wien als auch die gemeinnützigen Genossenschaften ihrerseits wenig bis kein Interesse daran, im Zuge solcher Überprüfungen alte, fehlbelegte Wohnungen zurückzubekommen. Die Überprüfung wäre arbeits- und konfliktreich und erzeugt zusätzlich Kosten, denn diese Wohnungen müssten aufwändig renoviert werden, ohne dass der für die Mieter bzw. neuen Mieter sehr günstige Mietzins erhöht werden darf. Die Schweiz, wo eine Ausweitung des sozialen Wohnbaus von 4 auf 10 Prozent per Volksentscheid abgelehnt wurde, geht konsequent gegen Fehlbelegungen vor. So müssen zum Beispiel nach Auszug der Kinder zu große Wohnungen zurückgegeben werden. Dafür bekommt man drei kleinere Ersatzwohnungen zur Auswahl angeboten.
Bedarfsprüfungen im sozialen Wohnbau würden das Problem der Fehlbelegung beseitigen und zu höherer sozialer Treffsicherheit führen. Wenn der soziale Wohnbau in Wien fair belegt und bewirtschaftet wird, dann reichen 60 Prozent des Wiener Wohnungsbestandes, welcher zum sozialen Wohnbau zählt, sicherlich aus, um das unterste Einkommens-Quartil der Einwohner zu versorgen. Das wäre die Aufgabe des sozialen Wohnbaus! Stattdessen versorgt der sozialen Wohnbau lieber den Mittelstand. Darüber hinaus bleiben im sozialen Wohnbau noch genügend Wohnungen für die soziale Durchmischung, nennt Pisecky die Bedarfsprüfung beim sozialen Wohnbau „ein Gebot der Stunde“, das die künftige Stadtregierung berücksichtigen muss.