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MCI-Neubau: Tiroler Opposition zerpflückt, Dornauer verteidigt Pläne

Sint: "Kein Pfusch am Bau, sondern ein Pfusch ohne Bau" - Dornauer verteidigt bisheriges Vorgehen und bleibt bei "Nachdenkpause" - Opposition befürchtet nochmals steigende Kosten
Patrick Baldia
MCI-Neubau: Tiroler Opposition zerpflückt, Dornauer verteidigt Pläne
© Henning Larsen

Im Tiroler Landtag sind am Donnerstag bei einer Diskussion zum vorübergehend auf Eis gelegten Neubau des Management Center Innsbruck (MCI) die Wogen hochgegangen. Während Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) die Genese des Projekts erläuterte, ließ die Opposition kein gutes Haar an den Plänen. Die Baukosten könnten von den nun genannten 250 Millionen Euro weiter steigen, befürchtete sie.

"Bis dato ist die Landesregierung beim Neubau gescheitert - trotz aller Millionenausgaben und Beiziehung von Experten", begründete Klubobmann Markus Sint (Liste Fritz) die Anfrage der Opposition. "Statt nicht teurer wird es jetzt mega teuer", kritisierte Sint auch Dornauer, der noch vor wenigen Monaten von Kosten in Höhe von 135 Millionen Euro ausgegangen war und diese auch im Landtag genannt hatte. Die Bilanz der Landesregierung sei nunmehr: "Kein Pfusch am Bau, sondern ein Pfusch ohne Bau". "Für das ÖVP-Fiasko der Vorjahre kann er nichts", gestand Sint dem Tiroler SPÖ-Chef dabei zu. Erneut forderte er, den Vertrag des Landes mit der Baugruppe Porr/Ortner offenzulegen. Auch warnte der Klubobmann, dass bei den nun erwarteten 250 Millionen Euro die Fahnenstange noch nicht erreicht sein könnte: "Bis jetzt hat keine der von der Landesregierung genannten Zahlen gestimmt. Warum sollten sie jetzt stimmen?"

Zur Verteidigung seines Handelns rückte Dornauer selbst aus und erinnerte daran, dass er das Projekt erst vor einem Jahr übernommen habe. Die "klare Ansage" von ihm zu den Baukosten im Februar sei "ambitioniert und sportlich" gewesen, räumte der Hochbaureferent ein. "Ich stehe nicht an, mich zu entschuldigen", so Dornauer diesbezüglich. Ein Problem sei gewesen, dass am Projekt beteiligte Parteien selbst bei unterzeichneten Vereinbarungen später dann "nichts mehr davon wissen wollten", meinte Dornauer.

Er habe im Frühjahr auch Änderungswünsche seitens der Stadt, der Architekten und des MCI etwa die Fassade oder die Tiefgarageneinfahrt betreffend berücksichtigen müssen. Die Vorentwurfsplanung sei nun abgeschlossen, jedoch hätten "die Diskussionen Zeit gekostet". Die Baukosten seien nun aufgrund der Teuerung in Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gestiegen. Auch für die eingerechnete Umsatzsteuer könne er nichts, so Dornauer. Nun sei angezeigt, angesichts dessen eine "Nachdenkpause" einzulegen und auch Alternativen zu prüfen. Das betreffe auch den Standort.

NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer stellte indes die zu erwartenden Baukosten des MCI anderen Bauprojekten in Österreich gegenüber. Die zur Zeit teuerste Baustelle im Hochbau sei das Luxuskaufhaus Lamarr von der Signa-Holding. 203 Millionen Euro seien dort die Baukosten - einschließlich eines riesigen Hotels, betonte Oberhofer. Entgegen anderslautender Beteuerungen sei "das ganze Risiko nach wie vor beim Land Tirol." Auch würde das MCI eingerechnet aller Kosten wohl eher 300 Millionen Euro und mehr kosten, rechnete der Tiroler NEOS-Parteichef vor: "Das ist den Steuerzahlern nicht zuzumuten".

"Irgendjemand hat wohl eine Gelddruckmaschine erfunden", staunte auch der grüne Klubobmann Gebi Mair über die gestiegenen Kosten. "Das MCI ist die Elbphilharmonie der Landesregierung", erinnerte Mair an das Hamburger Bauprojekt, bei dem die Kosten ebenfalls explodiert waren. Gleichzeitig gelte: "Das Projekt wird nicht billiger, nur weil man sich nicht entscheidet". Auch warnte Mair vor Ideen, das MCI bei der Suche nach einem alternativen Standort in eine Umlandgemeinde wie Schwaz abzusiedeln. Am avisierten Innsbrucker Standort sollte dem Land seitens der Stadt kostenlos ein Baurecht eingeräumt werden, außerdem sollte Innsbruck eine Bauverbotsablöse an den Bund zahlen.

Ähnlich wie Mair argumentierte die FPÖ-Landtagsabgeordnete Evelyn Achhorner. Man könne nicht ein für diesen Standort geplantes Projekt einfach woanders hinsetzen, betonte die Architektin: "Was ist denn das für eine Idee!" Auch forderte sie Transparenz bezüglich der tatsächlichen Baukosten ein: "Wir wollen Gesamtsummen", kritisierte Achhorner unterschiedliche kursierende Zahlen. 250 Millionen Euro seien jedenfalls klar zu viel. Noch dazu weil nicht klar sei, ob diese Summe halten würde.

Wie es mit dem MCI weitergeht, ist nun offen. In ein ähnliches Horn hatte nämlich bereits Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag gestoßen gehabt. Dabei handle es sich um eine Summe, bei der er "nicht gleich Ja sagen" könne, hatte der Tiroler ÖVP-Chef gemeint. Am Donnerstag meldete sich kein Vertreter seiner Partei zu Wort. Dornauer sprach zumindest von einer "Nachdenkpause" von einem halben Jahr bis nach den geschlagenen Innsbrucker Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen.

Der Neubau der Fachhochschule beschäftigte bereits mehrere zuständige Landesräte. Ex-ÖVP-Landesrat Johannes Tratter hatte das Projekt im Jahr 2018 gestoppt, weil eine Kostensteigerung von 80 auf 135 Millionen Euro angenommen worden war. Ein bereits beauftragtes Architekturbüro wurde vom Projekt abgezogen und es wurde neu ausgeschrieben. Im Vorjahr wurde schließlich von einer Jury ein zweites Siegerprojekt zugunsten des Architekturbüros Henning Larsen gekürt. Anschließend hieß es, dass im Winter 2022/2023 der Baustart erfolgen solle. Später sagte Dornauer, dass sich dieser bis zum Winter 2023 verzögern werde. (apa)