Auch, wenn wir den Großteil unseres Alltages in Gebäuden verbringen, ist den wenigsten Menschen bewusst, dass Gebäude der größte Energieverbraucher in der EU sind. Zudem sind sie für einen wesentlichen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ganze 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU gehen auf Gebäude zurück, sagt Andreas Hirtl, der die Österreichische Energieagentur bei dem Projekt FinEERGo-Dom vertritt.
Ziel des Projekts ist es, einen Finanzierungsmechanismus zu entwickeln, der große Investitionen in Gebäudesanierung ermöglicht. Neben dem Umweltaspekt führt eine effiziente Sanierung von in die Jahre gekommenen Gebäuden auch zu einer Erhöhung des Komforts für Bewohner und Nutzer. Denn Mängel an der Belüftung in Gebäuden, in Kombination mit unzureichender Wärme, können beispielsweise zu Schimmelbildung führen, die Krankheiten verursachen.
Ein wesentlicher Bestandteil bei Gebäuden, die über Energieeinsparverträge finanziert und saniert werden, ist das kontinuierliche und zuverlässige Monitoring der geplanten und tatsächlichen Energieverbräuche. Mit dem Launch der SUNShINE-Plattform ist es dem Team des Projektes FinEERGo-Dom gelungen, eine Plattform zu entwickeln, die diese Anforderungen erfüllt. Darüber hinaus bietet sie ein praktisches Forum für die Zusammenarbeit zwischen Organisationen, Unternehmen, Eigentümern und Bewohnern. SUNShINE ist benutzerfreundlich, vollkommen DSGVO-konform und bietet dadurch ein Höchstmaß an Datensicherheit. Alle Interessenten haben ab sofort die Möglichkeit, sich auf der SUNSHiNE-Plattform zu registrieren.
Die Plattform wurde entwickelt, um ein Sanierungsprojekt in unterschiedlichen Phasen (Planung, Durchführung der Renovierung sowie Instandhaltung und Monitoring des Energieverbrauchs) zu unterstützen. Davon profitieren alle Akteuren in einem Sanierungsprojekt – von den Gebäudeeigentümern oder Nutzern, Energiedienstleistern (ESCOs), Investoren und Finanzinstituten bis hin zu Projektentwicklern und Baufirmen.
Alle Dokumente eines Projekts, wie z. B. die Bestandspläne, Energieverbrauchsdaten oder Protokolle von Sitzungen, können auf der Plattform gespeichert werden. Registrierte und freigegebene Organisationen und Unternehmen können dann in diese Dokumente und Informationen Einsicht nehmen. Ein Energiedienstleister kann etwa die Energieverbrauchsdaten beobachten, um sicherzustellen, dass die durchgeführte Sanierung die geplanten Auswirkungen hat. Je nach Bedarf können dann auch Korrekturmaßnahmen, wie die Optimierung des Heizsystems, durchgeführt werden.
Zusätzlich können auf der Plattform die Einsparpotenziale – energetisch und monetär – eines Gebäudes nach der Sanierung mit dem Zustand vor der Sanierung verglichen werden. Somit bekommen Gebäudeeigentümer*innen oder Nutzer*innen einen Überblick über die Investitionen und monatlichen Zahlungen für Betriebskosten und Kredite.
Nach dem Vorbild von Lettland soll eine „Österreichische Gebäude-Energieeffizienz-Fazilität“ (ÖBEEF) gegründet werden. Diese Einrichtung ist eine Grundlage dafür, dass der in Lettland entwickelte Finanzierungsmechanismus in Österreich repliziert werden kann. Das Finanzinstitut „Funding for Future“ mit Sitz in den Niederlanden hat angekündigt, die Fazilität im Jahr 2021 gründen zu wollen. Laut einem Vertreter des Finanzinstitutes würde man es begrüßen, wenn sich ein Partner aus Österreich daran beteiligen würde.