Wie optimistisch bzw. wie pessimistisch gehen Sie in das neue Jahr? Welche Assetklasse wird Investors Liebling?
Ins neue Jahr gehen wir auf jeden Fall optimistisch! Vor allem für unsere Assetklasse Immobilien wird es definitiv ein positives 2022. In den Fokus rücken werden Quartiersentwicklungen und die krisenresistenten Asset Klassen Wohnen und Nahversorgung. Aber auch hier muss der globale Wandel berücksichtigt werden. Veränderungen in Natur und Gesellschaft müssen durch sensible Analysen und frühzeitiges Reagieren als Chance genutzt werden, neue Konzepte zu verwirklichen, die zu nachhaltiger Wertschöpfung führen. Investors Liebling ist und bleibt die langfristige Rendite.
Die Preisentwicklung von Immobilien-Investments kannte über viele Jahre nur eine Richtung: Aufwärts. Was bedeuten ESG und COVID-19 für die Immobilienbewertung?
Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien und nachhaltiges Investieren gewinnen seit Jahren stetig an Bedeutung. Die Europäische Union hat nun mit ihren letzten Verordnungen zur Taxonomie und Offenlegungspflicht das Tempo massiv angekurbelt. Höhere Investments für mehr ESG und somit mehr Sicherheit langfristiger Wertschöpfung wird von den Investoren vorausgesetzt, weshalb ESG eine absolute Schlüsselrolle in der strategischen Ausrichtung von Immobilienunternehmen übernommen hat.
Auch COVID-19, dessen Einfluss auf uns alle hoffentlich bald abnehmen wird, hat das allgemeine Umdenken wie ein Katalysator vorangetrieben. Wo ich arbeite, wie ich wohne, wie ich reise oder wie ich meine Woche strukturiere – alles was 2020 gegolten hat, ist neu aufgestellt. Um auf die neuen Bedürfnisse der Mieter zu reagieren, müssen wir in der Produktentwicklung etwas riskieren und neben der Umwelt auch soziale Aspekte schon in der Planung besonders berücksichtigen. Schlüssige Konzepte und die Bereitschaft für die Gemeinschaft etwas mehr zu investieren, wird langfristig belohnt.
Das bedeutet: ESG und COVID-19 werden die Preisentwicklung weiter anfeuern! ESG ist ein Investment in die Zukunft, das kann und soll Geld kosten. Ich bin davon überzeugt, dass dies eine einmalige Chance ist, mit unserem Segment einen ordentlichen Beitrag für die Zukunft zu leisten – was auch Zeit wird!
Werden Umwelt- und Pandemie-Risiken in Form höherer Risikoprämien stärker eingepreist werden? Rechnen Sie mit steigenden Zinsen?
Die Pandemie und die darauf gefolgten Herausforderungen haben zu einer zusätzlichen Gewichtung einiger Faktoren geführt. So werden plötzlich – bisher als juristische Fleißaufgabe betrachtete – Vertragsklauseln besonders durchleuchtet, die Mieterbonität gewann an Bedeutung und einige Branchen büßten ganz grundsätzlich massiv an Attraktivität ein. Ebenso stellen die neuen Bedürfnisse, wie Homeoffice-Möglichkeiten im Allgemeinbereich eines Wohnhauses, neue Herausforderungen in der Projektentwicklung dar.
Wir rechnen mit einem moderaten Anstieg der Zinsen in den nächsten 18 bis 36 Monaten. Die entscheidende Frage ist hier jedoch, welches Zinsniveau nachhaltig Bestand haben wird.
Welche drei Themen werden die Immobilienwirtschaft 2022 am stärksten beeinflussen? Wo sehen Sie die zentralen Herausforderungen? Was wären mögliche Lösungsansätze?
Thema Nummer 1 ist und bleibt ESG. Besonders herausfordernd werden die Anforderungen an Aufrüstung im Bereich der Digitalisierung. Wer hier nicht up to date bleibt, wird nicht mehr lange mitmischen können.
Ebenfalls nicht mehr wegzudenken, sind die weitreichenden Auswirkungen der Einführung von Homeffice-Möglichkeiten. Die Immobilienbranche hat sich hier auf eine Vielzahl veränderte Bedürfnisse einzustellen: Konkrete Ansprüche an Wohnraum sind ebenso betroffen wie der Bedarf an Büroflächen, Ansprüche an Hotellerie, Logistik und Verkehrsnetze. Vor allem im Development versuchen wir durch umfangreiche Analysen und schnelles Reagieren auf aktuelle Bedürfnisse einzugehen.
Ein Umdenken braucht es auch im Zusammenhang mit Finanzierungsmöglichkeiten. Steigende Zinsen, Erhöhung der Eigenkapitalquote für Eigenheime und die steigenden Preise von Bau und Flächen verlangen nicht nur ein Handeln von Bund und Ländern. Auch Investoren sind gefordert, soziale Aspekte verstärkt zu berücksichtigen. Aus diesem Grund haben bei unseren Developments und Investitionen nicht nur Umweltthemen, sondern auch soziale Kriterien einen hohen Stellenwert. In einem unserer Wohnfonds haben wir unter anderem die klare Vorgabe, 30 Prozent der Wohnungen für einer Gesamtmiete von unter 800 Euro pro Monat anbieten zu können!
Ihre Pläne und Ziele für Ihr Unternehmen für 2022?
Ende 2020 bündelten wir unsere drei Tochtergesellschaften INVESTER United Benefits, EKAZENT Management und WEALTHCORE Investment Management unter dem Dach der United Benefits HOLDING.
Unser Konzept als Komplettanbieter entlang der gesamten Wertschöpfungskette einer Immobilie funktioniert. Vor allem im Umgang mit den ESG-Herausforderungen profitieren wir stark von unserem umfangreichen Know-how vom Development bis hin zum Investment Management. Hier sehe ich unsere besondere Stärke, welche wir jedenfalls ausbauen werden, um unsere Vorreiterstellung im Segment ESG für institutionelle Investoren zu verstärken.
Im Bereich Asset Management erarbeiten wir derzeit mit unserer Tochtergesellschaft EKAZENT, in Kooperation mit einer Vielzahl heimischer Branchenkollegen, das Leistungsbild Asset Management für Österreich.
Ebenfalls 2022 werden wir unsere bereits 2021 gestartete Expansion nach Deutschland in den Bereichen Development und Investment Management ausbauen. Zwei Fonds mit starker Deutschland Allokation sind bereits aufgelegt, weitere sollen folgen.
Auch in Wien haben wir große Pläne. Nach über 1.000 fertiggestellten Wohnungen im Jahr 2021 erwarten wir 2022 den fristgerechten Baustart für weitere knapp 800 Wohnungen.