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Mietpreisregulierung

Es ist bekannterweise ein Grundbedürfnis adäquat zu wohnen. Es ist sicher so, dass in vielen Städten und Regionen in Österreich, in Mitteleuropa oder im ganzen EU-Raum die Preisentwicklung bei Immobilien enorm ist.
Michael Pisecky
KOMMENTAR _PISECKY, Michael (sREAL)
KOMMENTAR _PISECKY, Michael (sREAL)
© REMG

Sicher stimmt auch, dass zwar genug Geld da ist, die Verteilung aber immer ungleicher wird und das Einkommen für einen wesentlichen Teil der Bevölkerung stagniert oder sogar sinkt. Das führt auch dazu, dass Wohnen für einen steigenden Anteil der Bevölkerung unverhältnismäßig teuer oder unleistbar wird. Hier haben oft auch Vertreter von Mietern oder sozial schwächeren Gruppen recht. Recht haben sie jedoch nicht, wenn sie daraus den Schluss ziehen, mit Regulierung von Wohnkosten, vornehmlich Mieten, dies zu lösen.  

Denn es gibt andere Gründe: Da ist einmal das Geldmengenwachstum und die Minuszinspolitik der EZB und anderer Zentralbanken, wodurch die Immobilienpreise nach oben getrieben werden. Da ist die zu hohe Belastung des Faktors Arbeit, was Arbeitsplätze vernichtet oder eben zu wenig Einkommen ermöglicht. Da ist das Angebot an Wohnungen, das erst ausreichend sein muss, um auch den Preisauftrieb zu dämpfen. Hier gibt es Ansätze und viele Möglichkeiten mehr an Steuerungsmaßnahmen, um zu erreichen, dass sich die Bevölkerung das Wohnen leisten kann. 

Denkfehler Mietenregulierung

Die schlechteste Idee, um angeblich leistbare Mieten zu erzielen, sind Maßnahmen zur Mietenregulierung. Mietenregulierung verhindert Investitionen im Bestand, und zwar gerade jetzt, wo wir – Stichwort klimaneutrale Häuser und Senkung des CO2-Ausstoßes oder Begrünung der Gebäude, um Überhitzung zu vermeiden – diese Investitionen dringend bräuchten. Weiters verhindern wir den Neubau oder noch besser die Nachverdichtung, weil es nicht wirtschaftlich ist, Wohnraum zu schaffen. Und als Folge gibt es nach der Mietenregulierung eine gewisse Anzahl an Wohnungen, die günstiger sind, um dann von Besserverdienenden gemietet zu werden, die vorher in teureren Wohnungen gewohnt haben, weil sich jeder gerne den „sicheren“ Mieter sucht. So erleben wir es auch in Österreich, dass der soziale Wohnbau seltener einkommensschwache Personen beherbergt, sondern eher Gutverdienende dem gewerblichen Wohnbau als Mieter entzieht. 

Mangel bleibt

Ein letzter Punkt an die Adresse von Berlin und an alle, die ähnlich denken: Eine Regulierung der Mieten oder eine Änderung der Eigentumsverhältnisse verändert den Bestand an Wohnungen in keiner Weise. Was Mangel war, bleibt Mangel, dann aber sicher! Bevor hier Wohnungen von der öffentlichen Hand gekauft werden sollen oder andere Wege der Enteignung überlegt werden, wäre doch der Bau von neuen Wohnungen naheliegender, um über ein größeres Angebot zu einem ausreichenden Angebot zu kommen – dann brauchen wir auch vor dem Markt und seinen Kräften keine oder zumindest weniger Angst zu haben.

Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und  Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und  Vermögenstreuhänder.