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Millionendefizit: SWR kürzt bei Sendungen und verkauft Immobilien

SWR-Intendant Kai Gniffke: "Der SWR trennt sich von Immobilien, die sanierungsbedürftig, ineffizient oder nicht mehr unbedingt erforderlich sind."
Michael Neubauer
SWR-Intendant Kai Gniffke
SWR-Intendant Kai Gniffke
© SWR

Wegen Spar- und Kostendrucks streicht der Südwestrundfunk (SWR) in seinem TV-Programm und plant den Verkauf mehrerer Immobilien. Es geht um Einschnitte in Verwaltung, Produktion, Infrastruktur und Programm, wie der öffentlich-rechtliche ARD-Sender am Montag in Stuttgart mitteilte. So sollen voraussichtlich rund 280 Mio. Euro - also umgerechnet pro Jahr rund 70 Mio. Euro - in den nächsten vier Jahren eingespart werden.

In den vergangenen Wochen haben mehrere ARD-Sender, darunter der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR), Saarländischer Rundfunk (SR) und Hessischer Rundfunk (HR) Sparpläne bekanntgemacht. Die Sender wollen so auch Geld für den Ausbau des digitalen Angebots freischaufeln.

"Der SWR trennt sich von Immobilien, die sanierungsbedürftig, ineffizient oder nicht mehr unbedingt erforderlich sind", hieß es. SWR-Intendant Kai Gniffke sagte im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur zu den Sparplänen: "Einer der größten Brocken sind die Immobilien."

Demnach wird das eigenständige SWR3 Studio in Mannheim geschlossen. Stattdessen werde SWR3 nun vom SWR Studio Mannheim/Ludwigshafen mit beliefert. Drei SWR-Lager werden komplett geräumt und verkauft. Der Sender hat sich bereits von mehreren Liegenschaften in Baden-Baden getrennt. "Es gibt Prüfaufträge für weitere Gebäude, die im Moment noch durch den SWR genutzt werden", sagte Gniffke. Man werde auch angemietete Räumlichkeiten aufgeben - darunter ist ein Stuttgarter Redaktionsstandort des Formats "Nachtcafé".

Zudem werden die verbliebenen Autowerkstätten in Mainz und Stuttgart geschlossen. Ebenso die Hausdruckerei in Stuttgart. Man ziehe die Aktivitäten am Druckerei-Standort Baden-Baden zusammen. Entlassen wird demnach niemand.

Das prominenteste Beispiel für die Einsparungen im Programm ist der Showklassiker "Verstehen Sie Spaß?" mit Barbara Schöneberger. Künftig steuert der SWR für das ARD-Hauptprogramm Das Erste nur noch drei statt fünf Shows im Jahr bei. Von der jahrzehntealten Traditionssendung, bei der Promis und andere Leute auf die Schippe genommen und dabei gefilmt werden, soll es verstärkt exklusive Clips für die ARD Mediathek und Inhalte, die man auf Plattformen wie Youtube sehen kann, geben.

Die Sparmaßnahmen werden sich nach SWR-Angaben ab 2025 in den Folgejahren steigern. Der Sparbetrag errechnet sich laut Gniffke aus den laufenden Kosten und den damit verbundenen prognostizierten Steigerungsraten.

Derzeit arbeiten im SWR als zweitgrößtem ARD-Sender nach dem WDR rund 3.600 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Schon lange gibt die KEF eine Reduktion im öffentlich-rechtlichen Rundfunk des Personals um 0,5 Prozent vor. Rein rechnerisch wären das beim SWR innerhalb einer Beitragsperiode von vier Jahren 72 Planstellen. Gniffke sagte: "Es kann gut sein, dass wir aufgrund der Einsparerfordernisse darüber hinaus kommen." (apa)