Weil der Mutterkonzern der Wienwert AG insolvent ist, soll diese verkauft werden – und die ist keine Unbekannte. Seit Jahren hat sie die Finanzmarktaufsicht auf dem Radar. Die Pleite wird in viele Börsen von Kleinanlegern tiefe Löcher reißen. Kolportiert wird, dass eine im Dezember 2017 fällig gewordene Anleihe nicht mehr bedient werden konnte (2011-2017) - wie es mit den Anleihen der Wienwert AG nun weitergeht, bleibt abzuwarten. Der Schaden für die Käufer von Anleihen der vor der Insolvenz stehenden Wienwert-Gruppe dürfte bis zu 40 Millionen Euro betragen, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl gestern im Ö1-Mittagsjournal-Interview am Donnerstag. Bei den verkauften Anleihen habe es sich um einfache Finanzprodukte gehandelt. „Das Risiko war für Kundige erkennbar“, sagte Ettl. Wie viele Anleger von der Pleite tatsächlich betroffen sind, sei noch unbekannt. Wienwert sei von der FMA sehr kritisch beobachtet worden. Für die Beaufsichtigung des Unternehmens sei sie jedoch nicht zuständig gewesen. Der Verkauf von scheinbar sicheren Anleihen am Finanzmarkt, die suggerierte Nähe zur Stadt Wien und die hohen versprochenen Renditen verführten Anleger immer wieder, in solche Richtungen zu investieren. Noch seien nicht alle Wienwert-Anleihen im Status der Zahlungsunfähigkeit. In den kommenden Tagen werden auch die Gerichte zu entscheiden haben, wie es hier weitergeht. Die Vorgangsweise der Wienwert AG hat immer wieder für Aufsehen gesorgt. Seit 2014 hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Summe vier Sachverhaltsdarstellungen an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Irreführende Werbungen und ein fehlender Prospekthinweis bei der Werbung im Zusammenhang mit der Platzierung von Anleihen führten in der Vergangenheit zu mehreren Verwaltungsstrafverfahren gegen die Vorstandsmitglieder. Zuletzt verhängte die Aufsichtsbehörde 2017 gegen Vorstandschef Stefan Gruze eine Strafe im Ausmaß von 85.000 Euro. Gruze, ein ehemaliger Investmentbanker, wurde im März 2016 von den Wienwert-Eigentümern Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakirzoglu an die Unternehmensspitze geholt, um das Unternehmen vor der Pleite zu bewahren - und bis 2018 sogar an die Wiener Börse zu bringen. Daraus wird nun wohl nichts mehr.