Die Bauindustrie hat immer schon eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung wirtschaftlicher Krisen eingenommen - als effektiver Motor für Wirtschaftswachstum und wichtiger Faktor im Kampf gegen den Verlust von Wohlstand und Arbeitsplätzen. Um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können, fordert der Österreichische Fertighausverband von der künftigen Regierung daher eine Reihe von Maßnahmen, die den Menschen die Schaffung von Wohneigentum erleichtern und eine nachhaltige Bau- und Wohnraumpolitik ermöglichen:
I. SCHNELLE UND UNBÜROKRATISCHE HILFE FÜR JUNGE EIGENTÜMER
Um Menschen effektiv bei der Schaffung von Wohneigentum und damit finanzieller Stabilität zu unterstützen, bedarf es einfacher und schnell umsetzbarer Maßnahmen. Diese müssen so gestaltet sein, dass sie direkt entlasten und keine langwierigen bürokratische Hürden verursachen. Insbesondere Erstkäufer und junge Familien profitieren von gezielten steuerlichen und finanziellen Maßnahmen, die den Zugang zu Eigentum erleichtern und langfristig soziale Sicherheit fördern.
Wie in anderen Ländern sollte die Mehrwertsteuer beim erstmaligen Kauf oder Bau von Wohneigentum entfallen. Dies senkt die Bau- oder Kaufkosten erheblich und entlastet besonders junge Baufamilien und Käufer und das bei gleichzeitig minimalem Behördenaufwand.
1. Entfall der Mehrwertsteuer auf das erste geschaffene Eigentum
Wie in anderen Ländern sollte die Mehrwertsteuer beim erstmaligen Kauf oderBau von Wohneigentum entfallen. Dies senkt die Bau- oder Kaufkosten erheblich und entlastet besonders junge Baufamilien und Käufern und das bei gleichzeitig minimalem Behördenaufwand.
2. Zinsfreie oder zinsvergünstigte Darlehen für Erstkäufer
Staatlich unterstützte Kredite, mit null oder minimalen Zinsen, ermöglichen es jungen Menschen leichter Wohneigentum zu erwerben. Diese Darlehen sollten nur zweckgebunden für den Bau oder Kauf des ersten Eigenheims vergeben werden.
3. Erleichterter Zugang zu Bauland durch Förderprogramme
Junge Familien oder Einzelpersonen sollten durch spezielle Förderprogramme oder Reservierungen von Bauland unterstützt werden. Gemeinden könnten beispielsweise Flächen zu vergünstigten Preisen zur Verfügung stellen, wenn diese für den Eigenheimbau vorgesehen sind.
II. SCHAFFUNG VON LEISTBAREM BAULAND UND FÖRDERUNG VON EIGENTUM
Die Verfügbarkeit von Bauland zu fairen Preisen ist in den letzten Jahren zu einer der größten Herausforderungen bei der Schaffung von Wohneigentum geworden. Bauland in Österreich ist im Schnitt der letzten zehn Jahre um 83% teurer geworden - weit jenseits der Inflation. Selbst Grundstücke in abgelegenen Gegenden leiden unter dem Preisdruck, der auch durch die Tatsache, dass nur rund 4% der Landesfläche für Wohnzwecke zur Verfügung ist, entsteht. Allen Wohnformen - dem Einfamilienhaus ebenso wie dem innerstädtischen verdichteten Bau - mangelt es an ausreichendem und leistbarem Baugrund. Angesichts der stark gestiegenen Baulandpreise sind Maßnahmen erforderlich, die Spekulationen einschränken und ungenutzte Flächen aktivieren, um mehr leistbares Bauland zur Verfügung zu haben. Zudem bewirkt eine dadurch mögliche Erhöhung der Eigentumsquote ein Sinken der Mietpreise (bedingt durch die schwächere Nachfrage) und hat somit zusätzlich einen sozialen Aspekt.
1. Einschneidende Maßnahmen gegen spekulatives Horten von Bauland und ungenutzter Leerstände
Einführung von Spekulations- und Leerstandsabgaben: um mehr Bauland verfügbar zu machen.
2. Förderung von Demontagen und Abbrüchen
Unterstützungen zur Rückgewinnung von wiederbebaubarem Boden durch die Förderung von Abbrüchen und Demontagen ungenutzter Gebäude, bei gleichzeitiger Gewinnung noch nutzbarer Rohstoffe (Re-Use).
3. Widmung von Gewerbegebieten auch für Wohnzwecke („Gewerbe-Wohnen“) und Reform der Flächenwidmungen
Zusätzliche Bauflächen für Wohnzwecke können durch eine solche Mischwidmung von bisherigen Gewerbegebieten geschaffen werden. Gleichzeitig sollten Flächenwidmungen und Bauordnungen reformiert werden, um Verdichtung, Anbau und Aufbau zu erleichtern.
4. Einführung von Anreizen für Gemeinden
Abbau von Hürden und Schaffung von Anreizen, um Flächen zumindest in ländlichen Gebieten gezielt wieder für Wohnbauzwecke zu widmen und um den unverhältnismäßigen Anstieg von Grundstückspreisen wieder zu reduzieren. Dabei sollten flexible Widmungsmodelle entwickelt werden, die auf die Bedürfnisse kleinerer Gemeinden zugeschnitten sind, um den ländlichen Raum zu stärken und Abwanderung entgegenzuwirken.
III. EFFIZIENTE UND NACHHALTIGE BAU- UND WOHNRAUMPOLITIK
Eine nachhaltige Bau- und Wohnpolitik erfordert effiziente Verwaltungsstrukturen und eine gezielte Förderung, die ökologische Standards mit wirtschaftlicher Machbarkeit kombiniert. So können leistbarer Wohnraum und umweltfreundliches Bauen miteinander verknüpft werden.
1. Bündelung aller Bau- und Wohnkompetenzen des Bundes in einem Ministerium mit einem Staatssekretariat
Eine klare Regelung der Zuständigkeiten und verkürzte Entscheidungswege können die Baupolitik wesentlich effizienter gestalten.
2. Beibehaltung sowie Zweckwidmung der Wohnbauförderung
Die gezielte Verwendung der Wohnbauförderung ist essenziell, um langfristig leistbaren Wohnraum sicherzustellen.
3. Spezielle Förderungen für nachhaltige Bauprojekte
Nachhaltigkeit im Bau kann durch gezielte finanzielle Anreize wie z.B. beim bayrischen Holzförderprogramm (BayFHolz) erhöht werden, um die Ziele des EU Green Deals trotz erhöhter Bautätigkeit nicht außer Acht zu lassen.
IV. TRANSPARENZ UND STANDARDS FÜR GEBÄUDEQUALITÄT
Klare Standards und eine transparente Bewertung des baulichen und ökologischen Zustands von Gebäuden schaffen die Grundlage für nachhaltige Investitionen und eine langfristige Planung. Dies erleichtert Eigentümern und Bauherren fundierte Entscheidungen.
1. Einführung eines verpflichtenden Bewertungssystems für den baulichen Gebäudezustand im Fall eines Eigentümerwechsels
Ein Bewertungssystem vergleichbar mit dem Energieausweis liefert eine objektive Analyse des Gebäudezustands. Da der Energieausweis lediglich um die Faktoren des Gebäudezustands erweitert werden muss, stellt diese Maßnahme nahezu keinen bürokratischen Mehraufwand dar.
2. Entwicklung eines umfassenden „Gebäudepasses“
Ein bundesweit einheitlicher Gebäudepass kombiniert Energieausweis, Gebäudezustand und CO2-Bilanz, um die Qualität und Nachhaltigkeit eines Gebäudes auf einen Blick sichtbar zu machen.
3. Einheitliche Definition und Erhebung von „Bodenversiegelung“ unter Berücksichtigung der Unterschiede
Eine klare Definition und Erhebung von Bodenversiegelung und Berücksichtigung verschiedener Lebensrealitäten, etwa zwischen Stadt und Land, minimiert die Nutzungskonflikte und schafft objektive Bewertungsgrundlagen.
Diese vier Punkte ermöglichen eine umfassende Strategie zur Förderung von Wohneigentum, leistbarem Wohnraum und nachhaltigem Bauen. Sie greifen ineinander, um speziell jungen Menschen den Zugang zu Eigentum zu erleichtern, die Kosten zu senken und langfristig ökologisch und sozial verträgliche Strukturen zu schaffen.
Den Verfassern dieser Inputs ist bewusst, dass nicht alle angeführten Inhalte in die Kompetenz des Bundes fallen. Sie wurden dennoch im Sinne einer gesamtheitlichen Betrachtung der Herausforderungen in dieses Papier aufgenommen.