Die Covid-19 Krise hat die betriebswirtschaftliche Basis der Hotel- und Tourismuswirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. Hotelbetriebe sind gezwungen, auf ihr Eigenkapital zurückzugreifen. Fehlende Liquidität kann in der Regel nur durch den Bankensektor zur Verfügung gestellt werden. Dieser zeigt sich aufgrund der strengeren Anforderungen aber als sehr zugeknöpft. Auf der anderen Seite gibt es weltweit viele Menschen, die ihr Kapital sicher UND gewinnbringend anlegen möchten.
"Token“ als digitales Beteiligungsmodell
Für diese Zielgruppe hat in jüngster Zeit - neben anderen Finanzierungsmodellen wie Buy-to-use-and-let, Fractional ownership (Anteilsbesitz) und dem herkömmlichen Crowdfunding - eine Weiterentwicklung des Crowdfundings international an Bedeutung gewonnen: Die Ausgabe von Token auf Grundlage der Blockchain-Technologie.
„Der jüngste Trend geht zur Tokenisierung von Immobilien“, erklärt dazu der Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, Thomas Reisenzahn: „Der Zweck der Tokenisierung einer Immobilie ist es, dem Eigentümer zu ermöglichen, sich jederzeit schnell und unkompliziert liquide Mittel durch die Ausgabe von Token zu beschaffen. Der Vorteil aus Sicht der Token-Käufer: Token sind unmittelbar und weltweit auf einer öffentlich zugänglichen Plattform in sehr kleiner Stückelung handelbar. Man erwirbt einen Anspruch auf den Cashflow einer Immobilie“.
Im vorgestellten Beteiligungsmodell funktioniert der Token wie eine andere Form einer Beteiligung oder einer Aktie. Sein Wert hängt vom Unternehmen und dem Wert des Hotels bzw. der Hotelimmobilie ab. Er ist also weit weniger volatil als etwa ein Bitcoin. Wichtig ist, dass sämtliche Transaktionen ohne Mittelsmänner und aufwendige Prozesse abgewickelt werden können. „Mit der Tokenisierung können Finanzierungen schnell und einfach umgesetzt werden. Im Rahmen einer Tokenemission wurden in den USA ca. 20% der Anteile der Gesellschaft ‚Aspen Digital Inc.‘ des St. Regis Aspen um 18 Millionen USD an ein internationales Investorenpublikum verkauft", so Georg Brameshuber, Geschäftsführer von SimplyTokenized.
Tokenisierung greift um sich
„Die Tokenisierung ist längst kein Gedankenexperiment mehr“, so Oliver Völkel, Partner von Stadler Völkel Rechtsanwälte, der das Modell der „Token GmbH“ mit seiner Idee federführend initiiert hat: „Noch relativ unbeobachtet von der Öffentlichkeit wurden bereits Wertpapiere oder Cashflows tokenisiert. Weil Token rasch und günstig geschaffen werden können, kommt es laufend zu weiteren Innovationen.“ Das Tokenmodell vereint also die Vorteile eines Crowdfundings (kleine Stückelung, emotionale Bindung, Vorteile beim Marketing) mit den Formen der traditionellen Kapitalaufnahme (ohne den dafür nötigen Aufwand treiben zu müssen). Es müssen auch nicht Rücksichten auf Raumordnungen und Genehmigungen durch die Gemeinde genommen werden.