Die privaten Sicherheitsdienste in Deutschland verzeichnen nach den Anschlägen von Paris eine verstärkte Nachfrage. Das bestätigte zumindest eine aktuelle Befragung des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) unter seinen rund 900 Mitgliedsunternehmen: Etwa ein Drittel der Betriebe habe nach den Terroranschlägen zusätzliche Anfragen bekommen, heißt es im Verband. Interessenten seien hauptsächlich private Unternehmen, die nach Schutzmöglichkeiten für ihre Veranstaltungen und Gebäude suchen. Die Hälfte der zusätzlichen Anfragen beziehe sich laut BDSW auf die Ausweitung von bereits bestehenden Schutzmaßnahmen. Eine ähnliche Entwicklung orten auch die Facherrichter für Sicherungstechnik in unserem Nachbarland: In einer Konjunkturumfrage des Bundesverband Sicherheitstechnik e.V. (BHE) wurden die Zahlen der kürzlich veröffentlichten Umsatzprognose für 2015 glatt bestätigt. Besonders nachgefragt sind demnach Einbruchschutz-Maßnahmen für Privathäuser und -wohnungen sowie Brandschutz. Diese aktuelle Entwicklung deckt sich mit der 2014 veröffentlichten Studie des deutschen Marktforschers Lünendonk, der den Markt für Sicherheitsdienstleister in Deutschland analysierte: Für den Zeitraum von 2014 bis 2020 rechnen die befragten Unternehmen mit einem deutlichen Wachstum von über vier Prozent pro Jahr, bei einer jährlichen Umsatzleistung von gut fünf Milliarden Euro. In Österreich zeigt sich ein ähnlich positiver Trend, wie die Dienstleister berichten.
Martin Wiesinger, Geschäftsführer der Securitas Sicherheitsdienstleistungen GmbH, geht dabei gleich ins Detail: „Die Zeiten, in denen der Fokus der privaten Sicherheitsindustrie rein auf den klassischen „Standpostendienst“ gerichtet war, sind lange vorbei.“ Bei Securitas habe man sich - statt wie in der Vergangenheit reine Mannstunden für die Objektbewachung zu liefern - mehr und mehr zum Lösungsanbieter entwickelt: „Diese Lösungen bestehen in der Regel aus einer Kombination von Sicherheitstechnik - Alarmanlage, Zutrittskontrollsystem, Alarmaufschaltung, Video - und „Manpower“, die langfristig Einsparungspotential für den Kunden bedeuten und bei optimaler Planung sogar das Sicherheitsniveau heben. Sicherheitsbetriebe ohne entsprechendes Know-how im Bereich Beratung und Technologie werden aus unserer Sicht langfristig das Nachsehen haben.“ Neben den spezialisierten Sicherheitslösungen entwickelt sich das Geschäftsfeld der „Remote Video Solutions“ besonders erfolgreich, erzählt Wiesinger: „Hierbei handelt es sich um spezielle Sicherheitslösungen, die modernste Kameratechnologie, Monitoring und Intervention durch geschultes Sicherheitspersonal zu einem innovativen Paket mit attraktivem Preis-Leistungsverhältnis vereinen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt unter anderem in der Fähigkeit, Videos zu analysieren und damit zielgerichtet reagieren zu können.“
Für Peter Edelmayer, Geschäftsführer von Anbieter Dussmann Service, hat das breite Feld der Sicherheitsdienstleistungen „definitiv ein Wachstumspotenzial“: „2014 erhielten wir in diesem Bereich drei Mal mehr Aufträge als im Jahr davor. Wir rechnen zum Beispiel im Bereich internationaler Organisationen mit einem steigenden Bedarf. Auch im Bereich Detektei und Personenschutz erwarten wir höheren Bedarf. Wir haben daher unser Angebot mit Anfang 2015 um diese Dienstleistung erweitert.“ Dussmann Service, erzählt Edelmayer, biete vielfältige Sicherheitsdienstleistungen vom Portier, Rezeptions-, Empfangs- und Besucherdienst über permanenten Streifendienst mit Alarmverfolgung, Verkehrsüberwachung, Objektschutz, Parkraumüberwachung, Veranstaltungsschutz, Sonderkontrollen, Revierkontrollen, Werkschutz bis hin zur Notrufzentrale an. Zusätzlichen Nutzen sieht der Dussmann-Chef außerdem in maßgeschneiderten Dienstleistungen, die quer über die einzelnen Sicherheitsbereiche hinweg eine Lösung aus einer Hand bieten: „Daher haben wir seit 2013 Baustellenlogistik im Portfolio. Diese beinhaltet neben maßgeschneiderten Sicherheitsvorkehrungen auch individuelle Logistikkonzepte. Sie umfassen unter anderem die Einhaltung der behördlichen Auflagen und Vorschriften, die Kontrolle von Anlieferungen, die Zufahrtskontrolle, den Brandschutz sowie die Zutrittskontrollsysteme, um Schwarzarbeit auszuschließen.“
Wachstumspotential bzw. die Nachfrage nach diversen Sicherheitsdienstleistungen ist für Helmuth Hochegger, Geschäftsführer von SIM.GUARD Simacek Security Services, in jedem Bereich vorhanden. Aber: „Das Problem ist allerdings die noch immer angespannte wirtschaftliche Situation – diese betrifft allerdings sämtliche Bereiche, nicht nur Sicherheitsdienstleistung.“ Dennoch profitieren die Dienstleister von aktuellen Situationen, bestätigt auch Hochegger: „Beispiel dafür war das letzte Länderspiel Österreich – Schweiz. Da wurde das Sicherheitspersonal auf 500 Personen aufgestockt.“ Im öffentlichen Bereich - Museen, Eventlocations für Großveranstaltungen - könnte es zu einem verstärkten Bedarf kommen, glaubt der SIM.GUARD-Geschäftsführer, und zwar in allen Bereichen von Sicherheitstechnik bis Sicherheitspersonal.
Matthias Wechner, CEO von Dienstleister G4S, bestätigt ebenfalls den Trend zu „qualitätsvoller Sicherheitsdienstleistung aus privater Hand“. „Das Sicherheitsbewusstsein ist hierzulande noch sehr viel schwächer ausgeprägt als im internationalen Vergleich, entwickelt sich aber nicht zuletzt durch die Terrorattacken in Frankreich kontinuierlich“, erzählt Wechner. Das derzeit größte Wachstumspotenzial besteht in den Tätigkeitsbereichen Rezeptionsdienst, im Objektschutz und beim Outsourcing gesamter Sicherheitsprozesse: „Hier sind die großen Anbieter im Vorteil, die langjährige Erfahrung und Know-how haben und entsprechend viel Energie in die Ausbildung der Mitarbeiter investieren.“
Welche Herausforderungen werden auf Sicherheitsdienstleister aufgrund aktueller politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen (Stichwort Flüchtlingskrise) noch weiter zukommen? Securitas Österreich-Chef Wiesinger: „In Anbetracht der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage ist davon auszugehen, dass Unternehmen, die öffentliche Hand, aber sicherlich auch Privatpersonen ihre präventiven Sicherheitsmaßnahmen verstärken werden.“ G4S-CEO Wechner erkennt in der Bewältigung des Flüchtlingsstromes aus dem Nahen Osten nicht nur eine Herausforderung - sie biete auch viele Chancen: „Immerhin kommen damit auch viele potenzielle Arbeitskräfte zu uns, die wir sehr gut gebrauchen können.“ Er orte anderswo eher größere Belastungen, und zwar in der Lohnsituation und einer sich dadurch zunehmend verschärfenden Situation für Unternehmen in Österreich. Dussmann Service-Geschäftsführer Edelmayer rechnet mit steigendem Bedarf nach professionellen Sicherheitsdienstleistungen in verschiedenen hochsensiblen Bereichen. SIM.GUARD-Chef Hochegger stößt ins selbe Horn, sieht die Aufgaben nicht weniger werden: „Im öffentlichen Sektor ist eine Zunahme an professionellem Sicherheitspersonal zu erwarten.
Wichtig dabei ist, dass Securities nicht als Ersatz für Polizeifachkräfte gesehen werden dürfen.“ Aufgrund der Flüchtlingssituation bemerkt man vor allem bei den „Hot Spots“ wie z.B. Hauptbahnhof, dass viele Unternehmen Sicherheitspersonal bei den Zugängen positionieren. Hochegger: „Dieser Trend wird aber mit Abnahme der Flüchtlingswelle wieder zurückgehen.“