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Mit vernetzten Daten zum Erfolg

Simon Vestner, Gründer von Aufzughelden erzählt im Interview, wie Datenanalyse zu Transparenz und Kostenersparnis bei Aufzugswartungen führt und wie Roboter und Aufzüge miteinander kommunizieren können.
Lisa Grüner
VESTNER, Simon (Aufzughelden)
VESTNER, Simon (Aufzughelden)
© REMG/Richard Tanzer

Sie haben ein Start-up mit dem klingenden Namen Aufzughelden gegründet … 

Simon Vestner: Ja, im Sommer 2020 konnten wir erstmals das neu entwickelte, cloudbasierte Smart Device im Festplattenformat in bestehende Aufzüge unterschiedlichster Hersteller und Typen integrieren. Dieser Reality-Check war ein voller Erfolg, weshalb wir uns für das Jahr 2021 hohe Ziele gesetzt haben.  

Wie kamen Sie auf den Namen? 

Nun, Helden lösen Probleme und das Wort Aufzug wollten wir auch drinnen haben. Der Name Aufzughelden spiegelt für uns auch den Start-up-Charakter wider. 

Sie versprechen Ihren Kunden eine Einsparung von 15 Prozent der Kosten… 

Wir garantieren unseren Kunden eine messbar höhere Verfügbarkeit, also weniger Störungen, und gleichzeitig ein Minus von 15 Prozent bei den Wartungskosten. Möglich gemacht wird das durch „Predictive Maintenance“, also vorausschauende Wartungsplanung auf Basis frisch interpretierter Daten, die bislang von Aufzugsanlagen zwar gesammelt, jedoch nicht intelligent ausgewertet wurden. 

Also machen Sie sowohl Prozesse als  auch Kosten bei Betrieb des Aufzugs transparent? 

Bisher war es so, dass die Hausverwaltung oder der Eigentümer eine Rechnung erhält und darauf viele Posten vorfindet, die schwer bis gar nicht nachzuvollziehen bzw. -prüfen sind. Dank unserer Services werden Arbeitsstunden als auch Material transparenter und auch günstiger. Durch vorausschauende Maßnahmen werden Ersatzteile gleich mitgeführt und während der normalen Arbeitszeiten eingebaut. Das heißt, man wartet nicht auf eine Störung, die oft abends oder am Wochenende auftritt, sondern behebt sie bereits vorausschauend. 

Das heißt, ihr Service ist eher für ältere Aufzugsmodelle interessant? 

Nicht nur, aber auch. Selbst bei neuen Aufzügen gibt es Einsparungs- und Optimierungspotential. Der Kunde trägt kein Risiko, er bezahlt uns nichts, sondern es liegt an uns, ein Einsparungspotential zu finden. 

Nehmen auch Aufzugsunternehmen Ihre Dienste in Anspruch? 

Wir freuen uns, bereits einige namhafte Unternehmen zu unseren Kunden zählen zu dürfen. Die Aufzugsunternehmen haben ja auch Interesse daran, ihre Produkte und Services zu optimieren und zu verbessern. 

Wartungsverträge bzw. die beauftragten Firmen werden nicht verändert. Wie verdienen Sie Ihr Geld? 

Betreiber von Aufzugsanlagen wie Gebäudeeigentümer, Hausverwaltungen, … können aus drei Angebotspaketen wählen: Während die Detail-, Betreuungs-, aber auch Haftungstiefe innerhalb der Pakete namens Basic, Premium und Enterprise skaliert angeboten werden, ist der gemeinsame Nenner derselbe: wir garantieren allen Kunden ein Minus von 15 Prozent bei ihren Wartungskosten. Was wir darüber hinaus noch an zusätzlichem Sparpotenzial abschöpfen, ist unsere Marge und die finanzielle Grundlage für unseren Dienst. Natürlich können unsere Kunden auch zusätzliche bezahlte Services über uns abrufen, in der Basis ist die Finanzierung jedoch dieselbe. 

Wie funktioniert das konkret?

Ganz einfach. Wir steigen in die vorhandenen Wartungsverträge ein und übernehmen sie. Die Kosten werden dem Betreiber bzw. Eigentümer minus der 15 Prozent weiterverrechnet.

„Wesentlich ist die Steuerung in Realtime. Niemand wartet gerne auf den Aufzug.“

Aufzughelden wurden engagiert, was sind die nächsten Schritte? 

Nach Beauftragung installieren wir den Computer „Luna“ im Aufzug. Dieser sammelt und schickt uns Daten, die wir miteinander verknüpfen, aufbereiten und gegebenenfalls anreichern, zum Beispiel um den Faktor Zeit. Doch „Luna“ sammelt nicht nur Daten, sondern kann bei Bedarf auch den Aufzug steuern, er fungiert quasi als virtuelle Aufzugtaste und kann auch beispielsweise mit Robotern kommunizieren. 

Was sind die Kernpunkte, wenn ein  Aufzug in Produktionsprozesse  integriert wird? 

Wesentlich ist die Steuerung in Realtime. Niemand möchte, wenn er mit dem Handy den Aufzug ruft, eine Minute warten.  Ebenso ist es, wenn ein Roboter einen Aufzug ansteuert. Wenn es da eine Zeitverzögerung geben würde, fährt der Roboter gegen die  Lifttüre. Da alle Prozesse in der Cloud gespeichert sind, funktioniert das problemlos in Echtzeit.

„Roboter können eigenständig Aufzüge ansteuern. Reinigungsroboter und Minibarroboter sind bereits international im Einsatz. Eine Voraussetzung sind selbstöffnende Türen.“

Stichwort Roboter. Gibt es konkrete Anwendungsfälle für eine intelligente Aufzugssteuerung? 

Mein Lieblingsbeispiel ist der Minibar-Roboter. Minibars kosten Hotels viel Geld, erst einmal die Anschaffung, dann die Bestückung, Nachfüllung und Abrechnung. In manchen Hotels kann man bereits seine Bestellung per Hotel-App abgeben, der Roboter steuert den Lift an und liefert die Getränke zur Zimmertüre. Der Gast entnimmt die Getränke, bestätigt den Erhalt und schon werden diese auf die Zimmerrechnung gebucht. Auch Putzroboter sind bereits im Einsatz. Man kann sich das so vorstellen, wie die kleinen automatischen Haushaltsstaubsauger, nur in Groß. Sie reinigen ein Stockwerk, fahren mit dem Lift in das nächste, reinigen dort weiter. All das ist bei Voraussetzungen, wie beispielsweise selbstöffnenden Türen, programmierbar. In Singapur und bei ausgewählten innovationsaffinen Kunden in Europa sind Reinigungsroboter bereits im Einsatz. 

Haben Sie auch eigene Techniker  angestellt?  

Nein, wir haben keine eigenen Servicemitarbeiter angestellt und planen nicht, dies zu tun. Das ist einfach nicht unser Kernbusiness. Wir sind in der IT beheimatet und kennen uns gut mit Daten aus, die wir verarbeiten. Wir setzen auf Partnerunternehmen in Wien und den Bundesländern, die ihr Handwerk bestens verstehen.  

Klingt so, als hätten Sie Ideen für weitere Start-ups? 

Ideen gibt es natürlich viele, aber eine Idee ist nur dann gut, wenn sie erfolgreich umgesetzt wird. Wir haben derzeit nicht vor, weiter zu gründen, sondern konzentrieren uns erstmal auf unser Ziel und das heißt Wachstum.

Simon Vestner gründete 2020 Digital Spine und stellte nun unter der Marke Aufzug­helden ein Smart Device zur Effizienzsteigerung von Aufzügen vor. Er absolvierte das Studium der Elektrotechnik an der Universität Karlsruhe und studierte im Anschluss daran Betriebswirtschaftslehre an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt am Main und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Vestner entstammt der gleichnamigen Unternehmerfamilie, die über Europa hinaus bis nach Neuseeland tätig ist. Von 2005 bis 2020 leitete er zwischenzeitlich das Familienunternehmen, das bereits seit den 1930er Jahren Teil der deutschen Aufzughersteller-Branche ist.