Wenngleich die Bauwirtschaft als Ganzes im vergangenen Jahr von den gesetzlich normierten Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Pandemie vergleichsweise wenig beeinträchtigt wurde, kam es im vorgelagerten Produktionssektor, wie etwa in der Baustoffindustrie, der Bauchemie sowie am Markt für Bauelemente oder für Produkte der Gebäudetechnik, mancherorts zu derartigen Verwerfungen, dass mitunter die Wettbewerbslandschaft neu vermessen werden musste. Denn einige Anbieter stellten die Rahmenbedingungen offenbar vor besondere Herausforderungen. Neben spezifischen Produktionshemmnissen zählten dazu etwa die Umsetzung der Abstands- und Hygieneregeln an den Betriebsstandorten oder die Nutzung von Home-Office, nach Empfehlung der Bundesregierung „wo immer es möglich war“.
Abwägung von Notwendigkeiten
Wenngleich sich die Konstellationen bei den einzelnen Anbietern klarerweise unterschieden, zeigte sich doch ein grundsätzlich gültiger Trend. Jene, zumeist großen Hersteller, die den Empfehlungen der Bundesregierung zur Eindämmung des SARS-CoV-2-Virus (Home-Office, Abstandsregeln usw.) oftmals uneingeschränkt folgten, verloren beinahe durchgängig an Marktanteil. Viele Klein- und Mittelbetriebe wogen indessen betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten deutlich stärker ab und fuhren damit im Großen und Ganzen einfach besser. In Summe haben sie im Jahr 2020 signifikant an Marktbedeutung gewonnen.
Falsches Verständnis von Home-Office
Vor allem die breite Nutzung von Home-Office konnte zu einem substanziellen Rückgang der Arbeitsproduktivität führen. Aber das wusste man eigentlich schon zu Beginn der Pandemie. Bereits im Jahr 2017 führte das Beraternetzwerk KREUTZER FISCHER & PARTNER im Auftrag eines deutschen Chemiekonzerns eine umfangreiche Evaluierung der Arbeitsproduktivität im Home-Office durch. Das Ergebnis war – für die damalige Einschätzung – wenig überraschend: Im Home-Office sank die Arbeitsleistung signifikant.
Im Durchschnitt lag die Fehlleistung bei knapp 30 Prozent. Davon ausgenommen waren im Wesentlichen lediglich Arbeitnehmer, die sich von Berufs wegen wenig im Büro aufhielten, etwa Key Account Manager oder Arbeitnehmer, die im Büro weitgehend eigenständig und unabhängig arbeiten. Je stärker die Tätigkeit indessen mit der Büroorganisation verwoben war und je mehr Koordinationsfunktionen einer Position zugewiesen waren, desto größer fielen die Produktivitätsverluste aus.
War der Dienstnehmer zu Hause auch mit privaten Betreuungspflichten konfrontiert, sank die Arbeitsleistung auf bis zu 40 Prozent der Produktivität am Büroarbeitsplatz. Insofern nahm man offenbar die Verluste von Anfang an in Kauf und lebte mit den Bildern von sich langweilenden oder im Freizeitmodus laufenden Mitarbeitern, die das Privatfernsehen von zu Hause stationierten Mitarbeitern lieferte. Dass im Home-Office eigentlich gearbeitet werden sollte, ging – zumindest zu Beginn der Pandemie – bei vielen offenbar irgendwie unter.