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Mitarbeiterwohnungen: Neue Chance gegen Fachkräftemangel und Wohnungsnot

Mitarbeiterwohnungen helfen Firmen bei Fachkräftesicherung und entlasten Städte – Leasingmodelle bieten Flexibilität.
Ferdinand Neubauer
Ferdinand Neubauer
Mitarbeiterwohnungen: Neue Chance gegen Fachkräftemangel und Wohnungsnot
© RAP-Media

Angespannte Wohnungsmärkte werden für Unternehmen in Ballungsräumen zunehmend zum Standortproblem. Die Idee der Mitarbeiterwohnung erlebt deshalb ein Comeback. Sie kann helfen, zwei Herausforderungen gleichzeitig zu entschärfen: Fachkräftemangel und fehlenden Wohnraum. Das zeigt ein Panel mit Expert:innen aus Bau, Steuerberatung und Finanzierung, veranstaltet von der Freiburger Stadtbau (FSB).

Die FSB hat ein eigenes Modell entwickelt, um Unternehmen Wohnraum für Beschäftigte bereitzustellen. Unter dem Namen "Corporate Living Freiburg" verkauft sie Eigentumswohnungen an Firmen, die sie an ihre Mitarbeitenden vermieten können – inklusive Servicepaket mit Mietverwaltung und Hausmeisterdiensten.

„Damit bieten wir Unternehmen eine unkomplizierte Möglichkeit, aktiv in die Fachkräftebindung zu investieren“, sagt Dr. Magdalena Szablewska von der FSB. Dr. Matthias Müller ergänzt: „Das Modell ist wirtschaftlich attraktiv und kann bei der Entscheidung für die Arbeitsstelle den Unterschied ausmachen.“

Aktuell sind 100 Wohnungen in zwei Freiburger Neubauprojekten im Vertrieb. Zusätzlich entsteht ein Gebäude mit 89 Apartments für 145 Auszubildende.

Die steuerliche Seite erläuterten Ulrich Creydt und Michael Schäfer von der Ypsilon Steuerberatungsgesellschaft. Sie verweisen auf Abschreibungsmöglichkeiten, etwa eine degressive AfA mit fünf Prozent jährlich oder Sonderabschreibungen. Auch die Strukturierung über eigene Gesellschaften kann Vorteile bringen. Beschäftigte profitieren ebenfalls: Wird mindestens zwei Drittel der ortsüblichen Miete gezahlt und bleibt der Preis unter 25 Euro/m² kalt, ist der Wohnvorteil steuerfrei.

Ein Rechenbeispiel von Michael Schäfer: Eine 100-m²-Wohnung wird einem Mitarbeiter für 700 Euro überlassen. Der ortsübliche Mietwert liegt bei 1.140 Euro. Der steuerfreie Vorteil für den Mitarbeiter beträgt 440 Euro im Monat – für den Arbeitgeber sinken die Lohnnebenkosten, in diesem Fall um bis zu 1.056 Euro jährlich.

Ein weiteres Finanzierungsmodell stellt Klaus Busch von CoRE Solutions vor: Immobilienleasing. Dabei bleiben Immobilien bilanzneutral, was Eigenkapitalquote und Bonität verbessert. „Unternehmen können Kapital freisetzen, ohne stille Reserven sofort versteuern zu müssen“, sagt Busch. Besonders geeignet sei das Modell für Firmen mit mindestens 10 Mio. Euro Immobilienvolumen oder einem Jahresumsatz ab 100 Mio. Euro.

Fazit: Mitarbeiterwohnungen bieten nicht nur einen sozialen Mehrwert, sondern auch wirtschaftliches Potenzial für Unternehmen – wenn Finanzierung, Steuerplanung und Umsetzung sinnvoll kombiniert werden.