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Müssen wir umdenken?

Verändert die Pandemie unsere Einstellung zum Thema Wohnen nachhaltig? Gibt es einen Trend? Ist Verdichten der Weisheit letzter Schluss? Roman Ascherov, Geschäftsführer der AIRA Development Group, in der Umfrage des ImmoFokus.
Amelie Miller
Roman Ascherov AIRA
Roman Ascherov AIRA
© AIRA/REMG

2050 sollen 75 Prozent aller Menschen in Städten leben. Bedingt durch die COVID-19- Pandemie (Stichwort Home-Office) scheinen Städte an Attraktivität verloren zu haben. Ist Verdichtung in Zeiten von Social Distancing noch zukunftsfähig? Muss Stadtentwicklung neu überdacht werden? Welche Rolle spielen Quartiere bei der nachhaltigen Stadtplanung?

Roman Ascherov: Wir werden um die Verdichtung von Städten nicht herum kommen. „Platz“ ist eine endliche Ressource und es wird keine andere Möglichkeit geben, mit dem ständigen Wachstum der Bevölkerung, mitzuhalten, wenn Städte bzw. Wohngebiete nicht verdichtet werden.

Ziel sollte es von daher sein, Konzepte bzw. Stadt- und Gebäudetypologien zu entwickeln, welche beispielswiese auch im Falle von Social Distancing funktionieren können.  

Ökonomisch sowie ökologisch gesehen, ist die dichteste Stadt, die nachhaltigste Stadt.   Es erfordert jedoch Innovationen im Bereich der Stadtplanung und der Gebäudeentwicklung, um dem Wandel der Anforderungen gerecht zu werden. Dabei spielt „Nutzungsoffenheit“ eine große Rolle.  

Immobilien sind träge – Wohnraum unterliegt einem stetigen, schnellen Wandel, das hat uns die COVID-19 Pandemie deutlich vor Augen geführt. Hinkt die Immobilienwirtschaft der Entwicklung hinterher? Agiert oder reagiert die Immobilienwirtschaft?

Anforderungen im Bereich des Wohnens, aber auch des Arbeitens, sowie der Freizeitgestaltung unterliegen stetiger Veränderung. Der Prozess, vom Wunsch nach Veränderung, bis hin zur tatsächlichen Umsetzung dieser, ist ein recht langer. Der Wandel der Anforderungen an das „Wohnen“ und auch der Zuwachs der Bevölkerung, jedoch, geschieht wesentlich schneller.  

Möchte man mit diesem nun zeitlich mithalten, bleibt nahezu keine Zeit für Innovation und Entwicklung. Macht man es sich zum Ziel, auf die Wünsche und Anforderungen der Menschen bewusst einzugehen und diese optimal zu erfüllen, so wird man dem hohen Bedarf nach verfügbaren und leistbaren Wohnungen nicht immer gerecht. Und umgekehrt. 

Auch kann man sagen, dass Veränderung, den Wunsch nach noch mehr Veränderung auslöst. Es handelt sich also gewissermaßen um ein ewiges Wechselspiel aus Aktion und Reaktion. 

Ebenso darf man auch nicht aus den Augen lassen, dass jeder Mensch andere Bedürfnisse und Anforderungen an den Wohnraum hat. Es ist von daher nur sehr schwer möglich, alle davon gleichermaßen zu erfüllen.