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MV Werften erhalten Insolvenzverwalter

Das Amtsgericht Schwerin berief den Sanierungsexperten der Kanzlei Brinkmann & Partner am Mittwoch zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die vier Betriebsgesellschaften der Werftengruppe. Eine Entscheidung über vier weitere Gesellschaften, darunter die Holding und die Grundstücksgesellschaften, stand am Nachmittag noch aus.
Lisa Grüner

Beim insolventen Schiffbauer MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern hat nun der Rechtsanwalt Christoph Morgen das Steuer in der Hand. Das Amtsgericht Schwerin berief den Sanierungsexperten der Kanzlei Brinkmann & Partner am Mittwoch zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die vier Betriebsgesellschaften der Werftengruppe. Eine Entscheidung über vier weitere Gesellschaften, darunter die Holding und die Grundstücksgesellschaften, stand am Nachmittag noch aus. Morgen muss sich zunächst einen Überblick über die finanzielle Lage der Werftengruppe verschaffen. 

In einem ersten Schritt will er sich darum kümmern, dass die rund 2.000 Beschäftigten der zur Gruppe gehörenden Gesellschaften MV Werften Rostock, MV Werften Stralsund, MV Werften Wismar und MV Werften Fertigmodule in Wismar ihre Löhne und Gehälter erhalten. "Die MV Werften Gruppe hat die Dezembergehälter nicht ausgezahlt. Umso dringlicher ist für die Mitarbeitenden jetzt, dass sie nun zügig für ihre geleistete Arbeit entlohnt werden", erklärte der Rechtsanwalt. Die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes sei bereits in die Wege geleitet worden. Die Umsetzung werde noch ein paar Tage dauern.

Brinkmann & Partner ist eine der führenden deutschen Insolvenzverwalterkanzleien mit Schwerpunkt auf Werftinsolvenzen. Unter anderem wurden Verwalter der Kanzlei bei der Husumer Schiffbaugesellschaft, der Sietas Werft, der Norderwerft, der SME Werft, der Wadan Werft, den P+S Werften und der Elsflether Werft bestellt. 

Die MV Werften mit Standorten in Rostock, Wismar und Stralsund sowie der Lloyd Werft in Bremerhaven und weiteren Tochtergesellschaften hatte zu Wochenbeginn Insolvenz angemeldet. Als vorläufigen Insolvenzverwalter für die 1857 gegründete Lloyd Werft wurde nach Angaben des Amtsgerichts Bremerhaven bereits der Hamburger Rechtsanwalt Per Hendrik Heerma berufen. 

Zuvor war in Gesprächen von Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern mit dem asiatischen MV-Werften-Eigner Genting Hongkong keine Lösung für die weitere Finanzierung der Werften gefunden worden. Die Bundesregierung war bereit gewesen, zusätzliche Mittel von 600 Millionen Euro bereitzustellen, damit das Kreuzfahrtschiff "Global 1" auf der Werft in Wismar fertiggebaut werden könne. 

Im Gegenzug verlangte der Corona-Rettungsfonds WSF vom Eigentümer 60 Mio. Euro frisches Eigenkapital und 600 Mio. Euro Bürgschaften. Dazu war der MV-Eigentümer aus Hongkong früheren Angaben des Bundes zufolge nicht bereit, wodurch die Rettung scheiterte und nun knapp 2.000 Arbeitsplätze im strukturschwachen Nordosten gefährdet sind. Genting wiederum gab dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern die Schuld für den Liquiditätsengpass. Sie enthielten dem Unternehmen insgesamt 336 Mio. Dollar (296,40 Mio. Euro) vor, die ihm eigentlich zustünden.

Der potenzielle Schaden für den Steuerzahler nach der Pleite scheint sich indes in Grenzen zu halten. Die im vergangenen Jahr zugesagten Hilfen aus dem Corona-Rettungsfonds WSF in Höhe von rund 300 Mio. Euro seien bisher nicht ausgezahlt worden, sagten Insider der Nachrichtenagentur Reuters. 

Die Werften gehören seit 2016 dem börsennotierten Glücksspiel- und Kreuzfahrtkonzern Genting, der wegen der Pandemie in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Hinter dem verzweigten Konzern steht der malaysische Milliardär Lim Kok Thay. (apa)