Energie- und Nachhaltigkeitsthemen haben aufgrund des Ukraine-Krieges einen bislang unerreichten Aufschwung erfahren. Die Anfragen von Wohnungseigentümern und Mietern zeigen deutlich die Verunsicherung und das große Interesse in der breiten Bevölkerung. Dass auch die Immobilienbranche stark gefordert ist, ihren Beitrag zu leisten, ist unbestritten. Dennoch, der vorrangige Aktionismus, der auch in der Bundesregierung wahrzunehmen ist (Stichwort „Klimabonus für alle“), sollte einer nüchternen Analyse Platz machen. Fragen der Energieversorgung werden mit dem Wechsel der Energieträger vermengt, Klimaaktivitäten mit Arbeitsplatzängsten bekämpft, absehbare Wohlstandsverringerung und Bequemlichkeitsfaktoren mit gewerkschaftlichen Maßnahmen beantwortet. Das wird uns nicht wirklich weiter bringen.
Ohne Kommunikation geht es nicht
Wie kann der Beitrag der Immobilienwirtschaft aussehen? Wichtig wird es sein, offen und ehrlich mit Strukturproblemen umzugehen. Die Frage der Bodenversiegelung, die Verödung der Ortskerne und die Problematik „Abriss-Neubau“ sind nur einige der existenziellen Themen, die sich hier auftun. Als vor kurzem der Sozialminister dazu aufgerufen hat, die Kompetenz der Gemeinden hinsichtlich Flächenwidmung zu hinterfragen, war sofort eine breite Abwehr von allen möglichen Stakeholdern zu vernehmen. Hier geht es um massive wirtschaftliche Interessen und nicht zuletzt um die Wählerbindung der Politiker auf persönlichster Ebene. Die Vehemenz der Ablehnung ist daher verständlich und erwartbar, sie ist aber zu kurz gegriffen. Die Verantwortung der Gesellschaft sollte uns allen so viel wert sein, dass wir nicht nur in Wahlperioden denken, sondern generationenübergreifend.
Themen gehören diskutiert
Der ÖVI beschäftigt sich in verschiedensten Veranstaltungsformaten mit diesen Themenbereichen. Nach zwei Jahren im Online-Format fand kürzlich der fünfte ÖVI-Stadtentwicklungstag endlich wieder in Präsenz in der voll besetzten Grand Hall des Erste Campus statt. Schwerpunkte waren Diskussion dazu, wie der Gebäudebestand, aber auch die Bestandsstadt insgesamt nachhaltig weiterentwickelt werden können. Impulsreferate und durchaus kontroverse Podiumsdiskussionen behandelten den Masterplan Gründerzeit, effizientere Verfahren sowie die vielfältigen Aspekte einer Abwägung zwischen Bewahren und Entwickeln. Dass mietrechtliche Schutzbedürfnisse nicht über die Bauordnung der Bundesländer durchgesetzt werden sollten, war nur eine der Erkenntnisse dieses wertvollen Dialogs. Der ÖVI als Stimme der Immobilienwirtschaft sieht es als eine seiner Kernaufgaben, Daten, Fakten und Expertise in den gesamtwirtschaftlichen Entwicklungsprozess einzubringen.