Das Land Vorarlberg, die Stadt Bregenz sowie die ÖBB-Infrastruktur AG haben am Dienstag vier Vereinbarungen zur weiteren Vorgangsweise beim geplanten Neubau des Bahnhofs Bregenz unterfertigt. Die Unterzeichner sprachen von einem "großen Schritt" und einem "Startschuss", sagten aber auch, dass es bis zum Bau des Bahnhofs noch viele Fragen und Details zu klären gelte. Kosten und Zeithorizont werden erst nach weiteren Planungsschritten feststehen.
Konkret unterschrieben wurden von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), Mobilitätslandesrat Daniel Zadra (Grüne), Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) und ÖBB-Infrastruktur AG-Vorständin Judith Engel unter anderem eine Absichtserklärung zum auf dem Tisch liegenden Projekt sowie Planungsvereinbarungen zu Verlegung und Umbau der Landesstraßen L202 und L190. Umgesetzt werden soll nach einem städtebaulichen Wettbewerb die Variante "4a", derzufolge der neue Bahnhof am jetzigen Standort verbleibt - auch ein Neubau am alten Bahnhofsstandort (bis 1989) war geprüft worden.
Der neue Bahnhof soll als Mobilitätsdrehscheibe gestaltet werden und auch Verteilerzentrum und Frequenzbringer im Schnittpunkt der Quartiere Seequartier, Seestadt und Festspielbezirk sein. Der Festspielbezirk wird mittels attraktiver und großzügiger Unterführung erschlossen werden.
Entscheidend für die Einigung aller in den Planungsprozess involvierten Eigentümer war aber - weil für alle von Vorteil - die geplante Verlegung der Landesstraße L202, die zukünftig parallel zu den Bahnschienen verlaufen soll. Das wiederum ermöglicht die straßenparallele Installierung des Busbahnhofs und ideale Bedingungen für den Umstieg. Speziell die Verlegung der L202 hatte in den vergangenen Jahren aufgrund der Kosten bzw. deren Aufteilung zu nicht immer freundlichen Tönen zwischen Stadt und Land geführt. Die Stadt hatte auch eine Unterflurlösung - zu erwartende Kosten: 200 Mio. Euro - untersuchen lassen, diese Lösung aber verworfen. Die oberirdische Verlegung ist mit 20 Mio. Euro veranschlagt.
"Es sind alle extrem bemüht, einen großen Schritt vorwärts zu machen", sagte Wallner. Bregenz sei ein maßgeblicher Verkehrsknotenpunkt mit täglich 14.000 Ein- und Ausstiegen am Bahnhof. Dieser sei als "Eintrittstor" für die Stadt und das Land gleichermaßen wichtig. Wallner verschwieg aber auch nicht, "dass noch viel zu tun ist". Er erinnerte daran, dass er vor einigen Jahren schon einmal ähnliche Papiere unterzeichnet habe, daraus geworden sei letztlich nichts. Bereits unter Ritschs Vorgänger Markus Linhart (ÖVP) war 2020 eine Planungsvereinbarung abgeschlossen worden, der Baustart hätte 2021 erfolgen sollen. Die Kosten für das damalige Projekt beliefen sich auf knapp 80 Mio. Euro, mittlerweile wird mit 100 Mio. Euro kalkuliert. Ritsch hatte im Wahlkampf zur Vorarlberger Gemeindewahl 2020 nicht zuletzt mit dem Thema "Bahnhof" gepunktet, nach seiner Wahl zum Stadtoberhaupt wurde das Projekt noch einmal neu angegangen.
Eine der noch zu klärenden Fragen betrifft den Standort und die Ausgestaltung eines Bahnhofsprovisoriums, das den aktuellen Bahnhof bis zum Neubau ersetzt. Eine diesbezügliche Entscheidung soll in den nächsten Wochen fallen, sagte Engel. Läuft alles nach Plan, soll noch heuer ein Umzug erfolgen. Dass ein Neubau unabdingbar ist, steht außer Frage. Der Bahnhof Bregenz befindet sich seit Jahren in einem maroden Zustand inklusive undichtem Dach, auch deshalb, weil mit der Perspektive eines Neubaus nicht mehr investiert wurde. (apa)