In Wien hat die Umgestaltung des Areals am Naschmarkt begonnen. Aus der Betonwüste, die aktuell noch als Parkplatz fungiert, soll eine Grün- und Freifläche werden. Diese wird den Namen "Naschpark" tragen. Für den auf dem Gelände stattfindenden Flohmarkt soll aber weiter Platz sein. Als weitere Maßnahme ist ein Gebäude im Bereich des Entrees zum Markt östlich der Kettenbrückengasse geplant. Gegen diese als "Marktraum" firmierende Konstruktion regt sich jedoch nun Widerstand.
Der offizielle Spatenstich für den neuen Park wurde am Donnerstag im Beisein von Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) vorgenommen. Und auch wenn die Fläche dort bepflanzt wird: Um eine klassische Renaturierung handelt es sich dabei nicht. Denn der Bereich ist eine Überplattung. Sie wurde um 1900 über dem Wienfluss errichtet. Wollte man den Bereich wieder in seiner ursprünglichen Form herstellen, müssten der Naschmarkt - und wohl auch die U-Bahn - weichen.
Deutlich grüner soll es aber dort sehr wohl werden. Das ist insofern nicht schwer, als der rund 12.000 Quadratmeter große Parkplatz derzeit vollständig versiegelt ist. Er gilt quasi als Musterbeispiel einer sommerlichen Hitzeinsel mit äußerst beschränkter Aufenthaltsqualität.
Künftig sollen dort etwa 80 neue Bäume stehen - die größeren davon allerdings nur am Rand des Bauplatzes. In der Mitte kommen kleinere Bäume und Sträucher, wie Landschaftsarchitektin Sabine Dessovic erläuterte. Das Projekt, so betonte sie, sei statisch eine große Herausforderung.
Die Arbeiten sollen in einer ersten Etappe, also mit der Fertigstellung von Park und Marktraum, 2025 abgeschlossen werden. Der dazwischen liegenden Flohmarktfläche wird man sich im Anschluss widmen. Das Gesamtprojekt soll 2027 finalisiert werden, wobei die Gesamtkosten heute mit 27 Mio. Euro beziffert wurden.
Diskutiert wird über die Neugestaltung seit Jahren. Anrainer hatten sich dabei vor allem gegen eine mögliche Markthalle ausgesprochen. Genau eine solche, so befürchten sie, könnte mit dem Marktraum nun realisiert werden. In einer Pressemitteilung wurde beklagt, dass Sima nun offenbar versuche, ihren Willen im zweiten Anlauf doch noch durchzusetzen - nämlich ausgerechnet auf jenem Platz, auf dem derzeit der beliebte Bauernmarkt stattfinde.
Bei einer Bürgerbefragung habe niemand den Wunsch nach einer Halle geäußert, gab die Initiative zu bedenken. Ein 1.000 Quadratmeter großer und bis zu acht Meter hoher Stahl-Glas-Kubus passe nicht zur Naschmarkt-Architektur, ärgerte man sich. Die Empörung sei nun im Umkreis des Naschmarkts groß. "Wir wollen uns aber nicht mehr weiter papierln lassen und haben deshalb beschlossen, den für den Hallenbau vorgesehenen Platz zu besetzen", kündigte eine Sprecherin an.
Sima selbst zeigte beim Spatenstich kein Verständnis für mögliche Protestcamps. "Ich glaube, wir haben uns sehr bemüht, alle Meinungen unter einen Hut zu bringen", verwies sie auf die Bürgerbeteiligung. Der Marktraum sei als ein "sehr leichtes und durchsichtiges Gebäude" konzipiert. Abrücken will sie davon nicht: "Es wird sich jetzt nichts mehr ändern an den Plänen."
In dem Bauwerk sollen regionale Produzenten ihre Produkte feilbieten können, eine "Fressmeile" solle der Bereich hingegen nicht werden, hielt die Stadträtin fest. Auch werde das Dach öffentlich begehbar sein. Sie äußerte sich zuversichtlich, auch die meisten Anrainer überzeugen zu können. Es sei immer schwierig, alle ins Boot zu holen, befand sie. Massiven Protest befürchte sie nicht: "Ich sehe da jetzt keine Massenbewegung auf uns zukommen."
Die Wiener Grünen zeigten sich in einer Reaktion zufrieden. Der Bau des Naschmarkt-Parks sei ein großer Erfolg für alle, die sich für ein zeitgemäßes und lebenswertes Wien von morgen einsetzen würden, hieß es. Auf Druck von Anrainerinnen und Anrainern, der Bürgerinitiative "Freiraum Naschmarkt" und der Grünen sei eine massive Verbauung durch eine überdimensionierte Markthalle verhindert werden. Der umstrittene Marktraum, so wurde betont, sei hingegen nicht Teil des Partizipationsprozesses gewesen. (apa)