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Negativ-Zinsen

Als erste italienische Bank wird der Bank-Austria-Eigentümer UniCredit ab 2020 ihren Privatkunden Negativzinsen verrechnen. Die Maßnahme gilt ab 2020 für Spareinlagen von mehr als einer Million Euro.
Michael Neubauer

Negativ-Zinsen für positive Banken

Nun geht es auch den Privaten an den Kragen.

Als erste italienische Bank wird der Bank-Austria-Eigentümer UniCredit ab 2020 ihren Privatkunden Negativzinsen verrechnen. Die Maßnahme gilt ab 2020 für Spareinlagen von mehr als einer Million Euro. Wie hoch der Strafzins ausfallen wird ist noch offen, anzunehmen ist aber, dass dieser dem EZB-Einlagezins entsprechen wird. Dieser liegt aktuell bei minus 0,5 Prozent liegt. So viel kostet es die Banken, ihr überschüssiges Geld bei der EZB zu parken. Seit deren Einführung im Jahr 2014 mussten sie insgesamt 21,4 Milliarden Euro bezahlen, stellte der Finanzdienstleister Deposit Solutions fest. In Österreich waren es seit 2016 rund 356 Millionen Euro.

In Deutschland verlangt bereits jede zehnte Bank im Privatkundenbereich negative Zinsen, hat die Deutsche Bundesbank im September errechnet. Die größte deutsche Sparkasse, die Hamburger Sparkasse (Haspa), will Negativzinsen im breiten Privatkundengeschäft nach wie vor vermeiden, aber zum Beispiel die Berliner Sparkasse neuerdings ab 500.000 Euro auf dem Tagesgeld- oder Girokonto negative Zinsen ab.

„Es ist in Österreich nicht geplant, Negativzinsen für Privatkunden einzuführen“, heißt es zum Beispiel dazu bei der Uni-Credit Bank-Austria. Kann man derartigen Aussagen Glaubens schenken?

Vorsicht ist zumindest angebracht, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“, hatte es im Juni 1961 noch geheißen – zwei Monate später wurde mit dem Bau begonnen und die Mauer beherrschte und prägte Berlin fast 40 Jahre lang bis zu ihrem Fall im November 1989. 

Übrigens: Die Deutsche Bundesbank kann sich Negativzinsen auch auf Immobiliendarlehen vorstellen. „Betriebswirtschaftlich kann es für eine Bank sinnvoll sein, Kredite negativ zu verzinsen anstatt selbst noch höhere Zinsen bei einer anderen Verwendung zu bezahlen“, heißt es bei den deutschen Währungshütern.

Eines ist klar. Negativzinsen auf Privateinlagen werden den Veranlagungsdruck weiter erhöhen. Den Banken kann‘s nur recht sein. Den Sparern nicht. Seit Jahren gibt es am Sparbuch praktisch keine Zinsen mehr, mindestens bis Mitte 2020 will die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins bei 0,0 Prozent belassen. Die Folge für Sparer: Die Inflation frisst ihnen das Geld weg. Allein im Vorjahr haben die Österreicher laut Erste Bank so mehr als fünf Milliarden Euro an Kaufkraft verloren. Das ist die andere Seite der Medaille.