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Netflix-Schwäche als Vorbote für Konsumabschwächung?

Die sinkenden Abonnentenzahlen des US-Streamingdienstes könnten Vorbote für eine Abschwächung des Konsums sein, sagt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management. Vieles wird von der weiteren Entwicklung der Inflation abhängen.
Lisa Grüner
Netflix-Schwäche als Vorbote für Konsumabschwächung?
© ImmoFokus

Die Renditen erreichten in der vergangenen Woche weltweit neue Höchststände und die Zentralbanken zeigen sich weiterhin falkenhaft: James Bullard, Präsident der Federal Reserve von St. Louis, brachte eine Anhebung der Leitzinsen um 75 Basispunkte ins Spiel. US-Notenbankchef Jerome Powell bekräftigte, dass zwei oder mehr Anhebungen um 50 Basispunkte möglich sind.

Angesichts des Drucks auf die Realeinkommen durch die steigenden Preise gilt es, die Wirtschaftsdaten genau zu beobachten. Denn diese könnten darauf hindeuten, dass die Konjunktur allmählich in Mitleidenschaft gezogen wird.

Vor diesem Hintergrund kann der Verlust von 200.000 Abonnenten bei Netflix im vergangenen Quartal für die Zurückhaltung der Verbraucher bei unnötigen Ausgaben sprechen, da andere Rechnungen steigen. Vielleicht ist es aber auch nicht allzu überraschend, dass die Konsumenten weniger für Streaming ausgeben wollen. Schließlich ebbt die Pandemie ab und das Leben normalisiert sich zusehends. Außerdem bekommt Netflix zunehmend Konkurrenz von anderen Plattformen.

Es wird interessant sein zu beobachten, ob sich die „Netflix-Schwäche“ auch in anderen Bereichen des Konsums bemerkbar machen wird. So könnten die Hypothekenzinsen von 5,25 Prozent den Immobilienmarkt belasten. Vielleicht ist es zu früh, eine Rezession im Jahr 2023 auszurufen. Es scheint aber angemessen, die Wachstumserwartungen für das kommende Jahr weiter nach unten zu korrigieren.

Gegenwärtig liegt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession aus unserer Sicht bei rund 30 Prozent. Vieles wird dabei von der Inflationsentwicklung in den kommenden Monaten abhängen. Bei einem anhaltenden Preisanstieg nimmt das Risiko zu, dass die Zentralbanken die Zinsen stärker anheben müssen. Sollte sich der Preisdruck normalisieren, könnte die Straffung weniger deutlich ausfallen.

Um die künftige Entwicklung von Wirtschaftswachstum, Inflation und Geldpolitik besser einschätzen zu können, werden noch weitere Daten benötigt. In der Tat scheint derzeit ein Gefühl der Unvorhersehbarkeit zu herrschen, für das die Anleger bei den derzeitigen Bewertungsniveaus nicht entschädigt werden.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es vielleicht sinnvoll, sich zurückzulehnen, Netflix zu schauen und sich zu entspannen.