Das erste Halbjahr 2017 war geprägt von einem anhaltenden Aufwärtstrend, welcher sicherlich dem Konjunkturaufschwung zuzurechnen ist. Nominell stieg der stationäre Handel um 2,5 Prozent, was einem realen Wachstum von 1,4 Prozent entspricht. Dies ist das höchste Wachstum seit 2010.
Besonders stark ist der Bereich Lebensmittel mit +5,6 Prozent gestiegen, gefolgt von Schuhen und Lederwaren mit +3,0 Prozent sowie dem Sportartikelhandel mit +2,5 Prozent. Der textile Einzelhandel konnte zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder ein leichtes Plus von 1,0 Prozent verzeichnen.
Ein Minus verzeichneten die Sparten Elektro/Computer um -2,1 Prozent, Möbel sowie Buch/Schreibwaren.
Durch den positiven Trend ist die Nachfrage nach High-Street-Flächen wieder leicht gestiegen, jedoch ist in den Verhandlungen zu merken, dass auch für Toplagen nicht mehr jeder Preis bezahlt wird.
Die Mieten in der Toplage im ersten Bezirk stagnieren auf hohem Niveau. Mit Spitzenmieten über 600 Euro pro Quadratmeter befinden wir uns bereits auf dem Niveau von Mailand. Interessant ist die Entwicklung auf der Mariahilfer Straße: Hier war nach der Umgestaltung in eine Fußgängerzone eher ein leichter Rückgang der Mieten in Teilbereichen zu bemerken. Jedoch ist die Frequenz und die Verweildauer durch die Fußgängerzone gestiegen, was sich nachhaltig sowohl auf die Mieten als auch den Branchenmix positiv auswirken wird.
Die interessantesten Neueröffnungen im ersten Halbjahr waren Tod´s sowie Urban Outfitters. Tod´s hat im noblen Teil des Grabens einen Flagshipstore eröffnet und Urban Outfitters ist in die Mariahilfer Straße eingezogen; Nike wird dort noch bis Ende des Jahres den Flagshipstore eröffnen. Gespannt darf man auf den neuen Apple Store auf der Kärntner Straße sein, Apple soll dort einen zweistelligen Millionenbetrag in den Umbau investieren.
Ein Trend, der schon in den letzten Jahren in Deutschland begonnen hat, setzt sich nun auch bei uns durch: Es ist zu bemerken, dass immer mehr innovative neue Gastrokonzepte in den Markt drängen, die nun auch bereit sind – wenn die technischen Voraussetzungen gegeben sind – sich Top-Flächen in den besten Lagen Wiens zu sichern.
Daneben ist zu bemerken, dass der stationäre Handel und der Internethandel mittels Multichanel-Handel verbunden werden, dh der stationäre Handel beginnt, die Vorzüge des Internethandels in den Läden direkt umzusetzen. Das beginnt bei einer digitalen Vermessung des Körpers, um die richtige Größe zu ermitteln, und geht bis zur Lieferung der Teile, die gerade nicht im Shop verfügbar sind.
Den stationären Handel tot zu reden, ist daher absolut falsch, denn – obwohl ich diesen Spruch nicht mag – Handel ist einfach Wandel und der stationäre Handel wird sich in den nächsten Jahren sehr stark verändern und sicherlich nicht von der Bildfläche verschwinden.
Die Nachfrage nach Produkten in Toplagen ist nach wie vor extrem stark, da es in diesen Lagen aufgrund von Flächenzusammenlegungen bzw. möglichen Ausmietungen noch immer viel Potential gibt, die Mieterträge nachhaltig zu steigern. High-Street-Retailobjekte erfreuen sich immer höherer Beliebtheit in Portfolios, da sie sich nicht nur im Prospekt gut machen, sondern bei guter Vermietung und Bewirtschaftung auch nachhaltig den Wert eines Portfolios steigern können.