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Neue Regeln für Immobilienkredite rauben der Jugend ihre Chancen auf Eigenheim

Seit 1. August dieses Jahres gelten neue Kriterien für Wohnbaukredite. Für den Kauf einer Immobilie müssen nun 20 Prozent des Kaufpreises in Form von Eigenkapital nachgewiesen werden.
Amelie Miller
Beiglböck
Beiglböck
© REMG/Alba Communications

Darüber hinaus darf die monatliche Kreditrate nur noch höchstens 40 Prozent des monatlich verfügbaren Nettohaushaltseinkommens ausmachen und die Laufzeit der Finanzierung 35 Jahre nicht übersteigen. In der öffentlichen Debatte getarnt als „Umsetzung einer neuen EU-Richtlinie zur Vergabe von Immobilienkrediten“, handelt es sich in Wirklichkeit um „gold plating“, eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2014 auf Basis der Empfehlungen von diversen Gremien. Treibende Kraft dahinter war das von Nationalbank und Finanzministerium beschickte Finanzmarktstabilitätsgremium. Niemand von außen hat Österreich diesen Schritt vorgeschrieben.

Alle unzufrieden

Alle scheinen mit diesen Regeln unzufrieden – Bevölkerung, Politik (sogar der Finanzminister), Bankensektor und auch die österreichischen Projektentwickler. Nennen wir die Regeln doch beim Namen: Sie sind eine weitere – leider typisch österreichische – eigentumsfeindliche Maßnahme und ein Zukunftsraub an der Jugend. Denn welcher 30- oder auch 40-Jährige kann angesichts der seit vielen Jahren sinkenden Realeinkommen unter diesen Voraussetzungen noch eine Immobilie für die eigene Familie finanzieren?

In der Schweiz sind zur Unterstützung des Eigentumserwerbs anfänglich tilgungsfreie Wohnkredite mit sehr langer Laufzeit üblich. Sie ermöglichen der jungen Generation unter überschaubarem Kapitaleinsatz etwas aufzubauen, um dann erst bei steigendem Einkommen im Zuge des beruflichen Fortkommens Tilgungen des Kredites vornehmen zu können. So ein Modell bräuchten wir zur höheren Resilienz gegen Wirtschaftskrisen und zur Schaffung von Eigentum als Vorsorge! Darüber hinaus wären Entlastungen bei den Nebenkosten, insbesondere der Grundbuchgebühr ein Gebot der Stunde, die schon morgen von der Politik angegangen werden könnten.

Keine Überhitzung

Die „Überhitzung“ des österreichischen Immobilienmarkts als seinerzeitiges Hauptargument für die neuen Regeln ist nicht nachvollziehbar und entspricht nicht der Realität. Steigende Zinsen und explodierende Baukosten sorgen schon jetzt für ein deutlich geringeres Bauvolumen, das nicht noch durch unrealistische Kreditvergaberichtlinien weiter eingeschränkt werden soll. Wir brauchen dringend ein praxisorientiertes Gremium zur Neubewertung der Lage, in dem Regierungsverantwortliche, Immobilienprojektentwickler, Geschäftsbanken und die Nationalbank eine zeitgemäße Regelung erarbeiten, die es auch der jungen Generation ermöglicht, sich ein Eigenheim zu schaffen.