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Neuer Glanz in der Wiener City

Facelifting. Die Herrengasse in Wien wird herausgeputzt. Die Kosten dafür tragen die Liegenschaftseigentümer.
Ursula Rischanek

Facelifting. Die Herrengasse in Wien wird herausgeputzt. Die Kosten dafür tragen die Liegenschaftseigentümer.

Noch hängt in der Herrengasse im Herzen Wiens Staub in der Luft. An ein paar Stellen legen Bauarbeiter letzte Hand an. „Im November sollte alles fertig sein“, sagt Rechtsanwalt Wolfgang Spitzy, Sprecher der Initiative Herrengasse+.  Dann zeigen sich die rund 430 Meter lange Gasse, die die Freyung mit dem Michaelerplatz verbindet, sowie ein 120 Meter langes Stück im Bereich Fahnengasse/Wallnerstraße in neuem Kleid: Verkehrsberuhigt als Begegnungszone laden sie Anrainer und Passanten zum Flanieren und Verweilen ein.  „Die Herrengasse war ein typisches Beispiel dafür, wie Autos Gebiete zerschneiden und Fußgänger an den Rand drängen“, sagt Spitzy. Der Umbruch ist bereits sichtbar: Künftig gibt es keine Höhenunterschiede zwischen Geh- und Fahrflächen mehr, auch steht den Fußgängern mehr Platz zur Verfügung. „Die Parkplätze kommen weg, es gibt aber Lade- und Vorfahrtsflächen“, erklärt der zuständige Architekt Clemens Kirsch. Mehr Stellplätze wird es hingegen für Fahrräder geben. Auch dem Auge wird künftig mehr geboten: So wurde auf den Gehflächen Granit aus dem Waldviertel verlegt, nur dort, wo Fiaker und Busse fahren, wurde die Fahrbahn betoniert. Ebenfalls bereits sichtbar ist das neue Beleuchtungskonzept: „Statt der bisherigen Leuchtkörper spenden nun historische Leuchten mit moderner LED-Technik Licht“, freut sich Kirsch.

Private Geldgeber

Das Besondere ist jedoch nicht die Neugestaltung der Herrengasse an sich, sondern deren Finanzierung. Denn nicht die öffentliche Hand, sondern vor allem private Geldgeber nehmen für das 6-Millionen-Euro-Projekt Geld in die Hand. Zwar hat die Stadt Wien eine halbe Million Euro in die Erneuerung der Wasserrohre investiert, den Löwenanteil von insgesamt 5,5 Millionen Euro zahlen jedoch die Liegenschaftseigentümer. Und zwar aus der eigenen Tasche: „Wir haben keine Förderungen erhalten“, sagt Spitzy, der das Projekt vor rund drei Jahren ins Leben gerufen hat. Die Höhe der Beiträge richtet sich nach der Länge der Häuserfronten. Den größten Anteil trägt mit rund 2,7 Millionen Euro die Wlaschek-Gruppe, die unter anderem das Palais Batthány, das Palais Trauttmannsdorff und das Palais Kinsky sowie das Palais Ferstel, das Palais Harrach und das Hotel Steigenberger Herrenhof  ihr Eigen nennt.  Zweitwichtigster Geldgeber sind die beiden Eigentümerinnen des Hochhauses Herrengasse, die 16 Prozent der Investitionssumme tragen. „Die Namen darf ich leider nicht nennen“, sagt Spitzy, der die beiden bereits seit Jahren vertritt. Weitere Projektpartner sind die Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien (Looshaus), das Land Niederösterreich (Palais Niederösterreich), der Holzindustrielle Gerald Schweighofer (Palais Herberstein), die Republik Österreich (Palais Modena, Palais Porcia) und die Nationalbibliothek (Palais Mollard-Clary) sowie Hans Christoph List (Radisson Blu Style Hotel) und Hans Heinrich Wilczek (Palais Brassican-Wilczek).

Vorbilder im Ausland

wolfgang-spitzy-_-clemens-kirsch-_-038-cityfotoEr habe sich bei diesem Finanzierungsprojekt an ähnlichen Vorhaben in New York, Großbritannien und den Niederlanden orientiert, sagt Spitzy. Anders als bei diesen übernimmt jedoch in Zukunft die öffentliche Hand die Erhaltung der Herrengasse. „Nach Fertigstellung der Arbeiten wird ein Abnahmevertrag gemacht“, erklärt der Anwalt. Die Gründe für das finanzielle Engagement der Liegenschaftseigentümer liegen für ihn auf der Hand: Zum einen gebe es eine ökonomische Tangente, zum anderen auch eine Tangente der Lebensqualität. „Wird ein Grätzel für Bewohner und Besucher interessant, führt das zu mehr Frequenz“, erklärt Spitzy. Das wiederum erhöhe die Umsätze der Geschäfte und führe zu interessanten Mietern. In Summe würden die Gebäude dadurch eine weitere Wertsteigerung erfahren.

Dazu trägt neben den Investitionen in den öffentlichen Raum auch das entsprechende Mietmanagement bei: Ziel der Initiative Herrengasse+ sei es, hier eine „Austro-Vienna-Identität“ zu schaffen. „Wir wollen keine Kopie internationaler Airport-Lounges mit den entsprechenden Geschäften“, so Spitzy. Vielmehr wolle man lokale Identität schaffen und unterstützen: „Wir wollen inländische Brands und Manufakturen herholen“, erkärt er weiter. Ein Anfang sei bereits mit der Zuckerlwerkstatt oder der Rauch Juice Bar gemacht. Von einem ist Spitzy ganz fest überzeugt: „Die Herrengasse hat noch viel Potenzial.“


As the dust settles in the Herrengasse in the heart of Vienna, construction workers are applying finishing touches. “It should all be done by November,” says lawyer Wolfgang Spitzy, spokesman of the initiative Herrengasse+. One long lane connecting the Freyung with Michaelerplatz and another one around the Fahnengasse and Wallnerstraße will be converted into a traffic-reduced strolling zone. The changes from the former prioritisation of cars is already visible – sidewalks and road are level now, providing more room for pedestrians. “The parking spaces will give way to loading and drop-off bays,“ describes  Clemens Kirsch, the architect in charge. More spaces will also be provided for bikes. Visitors will further be pleased by the new look: the sidewalks are covered in granite from Waldviertel. There is also a new lighting concept, “historical light fixtures will be fitted with modern LED-technology,” explains Kirsch.

The particularity of the conversion of Herrengasse, however, lies in the funding for it, as 5.5 of the total 6 million Euros are covered by private funds, while the municipality contibuted  half a million for renovation of the waterworks. The Wlaschek-group, owners of Palais Batthány, Trauttmannsdorff, Kinsky, Ferstel, Harrach und the Hotel Steigenberger Herrenhof contributed the major portion of 2.7 million Euros, followed by the two owners of Vienna’s first high-rise building , amounting to 16 per cent of the investment sum. The remaining owners were charged according to the size of their properties.

While the project is following examples set in New York, Great Britain and the Netherlands, in contrast to those the municipality of Vienna will assume resposibility for  the maintenance of the Herrengasse based on a purchase agreement. Reasons for the financial engagement of the property owners lies in increased economical value due to higher visitor frequency, as well as improved quality of life, adding appreciation value of the buildings. Designated aim of the initiative Herrengasse+ is the creation of an „Austro-Viennese-Identity“, supporting local brands and manufacturers, such as the Zuckerlwerkstatt and the Rauch Juice Bar. Spitzy is convinced that, “the Herrengasse has a lot of potential.”