Zinssenkungen der US-Notenbank können aus Sicht eines ihrer führenden Währungshüter in der ersten Hälfte des nächsten Jahres nicht ausgeschlossen werden. "Ich denke, das hängt von den Daten ab und davon, was mit der Inflation passiert", sagte der Chef der Federal Reserve Bank von New York, John Williams, in einem am Montag veröffentlichten Interview der "New York Times".
"Die erste Hälfte des nächsten Jahres liegt noch in weiter Ferne", fügte Williams hinzu. Die Fed hat auf ihrem Straffungskurs im Kampf gegen die Inflation die Leitzinsen bereits elf Mal angehoben. Aktuell liegen sie in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent.
"Für mich persönlich sind die Inflationsdaten so ausgefallen, wie ich es erwartet und erhofft hatte", sagte Williams. Das von der Fed viel beachtete Inflationsmaß, der sogenannte PCE-Kernindex, war im Juni überraschend deutlich auf eine Jahresteuerungsrate von 4,1 Prozent gefallen, nach 4,6 Prozent im Mai. Dies ist der niedrigste Wert seit September 2021. Zuletzt hatte sich zudem der heißgelaufene US-Arbeitsmarkt abgekühlt. Dies sorgte am Finanzmarkt für Spekulationen, der Zinsgipfel könne jetzt erreicht sein.
Die USA befinden sich nicht in einer Rezession, sagte Williams. Aber die Fed müsse sehen, dass Angebot und Nachfrage wieder zurück in eine Balance kämen. Auf die Frage, ob dazu weitere Zinsanhebungen notwendig seien, antwortete er: "Ich denke, das ist eine offene Frage, ehrlich." Aus Sicht von Williams befindet sich die Fed bereits ziemlich nahe am Zinsgipfel.