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ÖHGB lehnt Zweitwohnsitz- und Leerstandsabgaben ab

Die Haus- und Grundbesitzer kritisieren die "Geldbeschaffungsaktionen" der Stadt Wien - "Eigentum darf nicht weiter ausgehölt werden"
Patrick Baldia
Wien
Wien
© AdobeStock | In Wien soll eine Zweitwohnsitzabgabe eingeführt werden - eine Maßnahme, die der ÖHGB ablehnt

Auf heftigen Widerstand der österreichischen Haus- und Grundbesitzer stößt das erst kürzlich bekannt gewordene Vorhaben der Wiener Stadtregierung, die Kassen der Bundeshauptstadt durch neue Steuern und Abgaben zu füllen.

Am Freitag hatte der Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) vor Journalisten erklärt, dass die Zweitwohnsitzabgabe ab 2025 je nach Wohnungsgröße 300 bis 500 Euro pro Jahr betragen wird. 

ÖHGB-Präsident Martin Prunbauer in einer ersten Stellungnahme: „Es ist im hohen Maße irritierend, dass die reflexartigen Reaktionen der SPÖ, wenn sie ein Problem zu erkennen glaubt, darin besteht, sofort nach neuen Steuern und Abgaben zu rufen.“ 

Es gebe viele Gründe, weshalb Menschen in diesem Land berechtigterweise nicht nur einen Lebensmittelpunkt haben, sondern mehrere. Neben beruflichen Erfordernissen würden auch familiäre Bindungen eine wesentliche Rolle spielen. Prunbauer: „Egal ob nun Leerstands- oder Zweitwohnsitzabgabe, diese dürfen nicht dazu missbraucht werden, dass Menschen ihr Eigentum verkaufen müssen.“ 

Nach wie vor gebe es keine wissenschaftlich fundierte und anerkannte Definition von Leerstand, so der ÖHGB. Leerstand könne viele Gründe haben. Abgesehen von einem enormen bürokratischen und finanziellen Aufwand sei bis heute nicht geklärt, wie man zweifelsfrei Leerstand erheben kann. Es sei ein offenes Geheimnis, dass mit einer Steuer auf Leerstand nicht jene Wohnungen erfasst und auf den Markt gelangen, die tatsächlich nachgefragt und benötigt werden. Der Lenkungseffekt einer solchen Maßnahme sei gleich null. Profitieren würden allerdings die Gebietskörperschaften, deren Kassen durch die Einnahmen gefüllt werden.

Eingriffe dieser Art sind für den ÖHGB ideologiegetrieben, vor allem aber unverhältnismäßig. Die Stadt Wien soll anstelle von neuen Steuern und Abgaben den Rechenstift nehmen und bei den Ausgaben ansetzen. Im Bereich der Wohnpolitik verweist Prunbauer auf das altbekannte Problem der Fehlbelegung im öffentlichen Mietsektor, der mehr als 60 Prozent aller Bestandverhältnisse umfasst. Hier müsste die Stadt endlich aktiv werden.

Das ständige Fordern von neuen Steuern und Abgaben in einem Hochsteuerland wie Österreich mache den Aufbau und die Erhaltung von Eigentum unnötig schwer, gefährde die Rechtssicherheit im Land und bedrohe die Lebensqualität der Menschen. Hinzukomme, dass eine solche Steuer in einem hohen Ausmaß unsere Leute, den Mittelstand, trifft.