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Ökonomische Sachverhalte dürfen nicht ausgeblendet werden

Ein Kommentar von Louis Obrowsky, Präsident des Verbandes der Institutionellen Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB Immo
Louis Obrowsky
KOMMENTAR _OBROWSKY
KOMMENTAR _OBROWSKY
© REMG

Wir wollen ja nicht unken, aber wenn der deutsche Netzagenturchef Klaus Müller vor wenigen Wochen warnte, dass es zu einer Überlastung des Stromnetzes durch Elektroautos und Wärmepumpen kommen könnte, dann hat das schon Gewicht. Denn mit einer steigenden Anzahl an Wärmepumpen und Ladestationen für elektrische Automobile kann es zu Stromausfällen kommen. Aus dieser nüchternen Erkenntnis resultiert ein Eckpunktepapier, das in Zeiten hoher Auslastung eine temporäre Stromrationierung für Wärmepumpen und Ladestationen vorsieht. Das muss man schon zweimal lesen: Es bedeutet, dass, wenn im Eilzugstempo – so wie die Politik sich das vorstellt – Wärmepumpen installiert und E-Autos verkauft werden, es in absehbarer Zeit in den Wohnungen nicht klimaneutral wärmer werden wird, sondern dann die Heizungen zu gewissen Zeiten kalt bleiben. Ganz zu schweigen vom E-Auto, das dann möglicherweise nur gelegentlich aufgeladen werden darf.

Politik stellt oft Ideologie vor Vernunft

Wenn das in Deutschland so gesehen wird, dann kann man davon ausgehen, dass es in Österreich nicht viel anders ist. Hier ist man vielleicht mit solchen Botschaften zurückhaltender, denn wer will es sich schon mit der Politik verscherzen, beziehungsweise welcher Politiker will seinem potenziellen Wähler so genau erklären, wo die Probleme liegen könnten? Da ist es besser, Ideologie vor Vernunft zu stellen, vielleicht sogar in der Hoffnung: „Jetzt machen wir die Gesetze“, und wenn es in Zukunft schief geht, ist man als Politiker selbst gar nicht mehr an der Macht. Dann können es die anderen ausbaden.

Technikoffenheit wird in Österreich nicht gelebt

Da kommt die EU-Debatte über ein generelles Verbot der Zulassung von Personenkraftwagen mit Verbrennungsmotoren ab 2035 noch hinzu. Die nun angefachte Diskussion, ob es dafür die nötige Mehrheit im EU-Rat geben wird, ist ein Sinnbild dessen, dass Verbote nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind. Technikoffenheit wird ja vor allem auch in Österreich nicht gelebt, dabei müsste die technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte doch ein gutes Beispiel sein, dass Technik mehr vollbringen kann, als man es vorab vermuten würde. Der Satz von Bundesministerin Gewessler, dass „ein bisserl Technik“ uns in Zukunft nicht weiterhelfen wird, zeigt, dass das Technikverständnis noch ausbaubar ist. Man muss sich ja nur die Entwicklung des Mobiltelefons im letzten Jahrzehnt ansehen. Kann man unter der Überschrift Klimaschutz wirklich alles unterbringen, egal ob es sinnvoll ist, sich technisch überhaut machen lässt, oder ob es schlichtweg am nötigen Personal und am vorhandenen Equipment fehlt?