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OeNB-Chef Holzmann für mehr Bank-Beratung bei Immo-Krediten

Holzmann-Vorschlag: Immo-Kredite könnten in den ersten Jahren immer fix verzinst vergeben werden - Wifo-Chef Felbermayr sieht Grund für viele variabel verzinste Wohnkredite in Regulierung
Patrick Baldia
HOLZMANN
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© OeNB | Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), spricht sich für eine intensivere Kredit-Beratung sowie für verpflichtende Schulungen vor einer Kreditaufnahme aus

Im Zuge der Debatte um den immer stärker steigenden Zinsdruck für Immobilien-Kreditnehmer mit variabel verzinsten Krediten und den jüngst angekündigten Hilfsmaßnahmen seitens der Banken hat sich der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, für verstärkte Beratung vor der Kreditaufnahme ausgesprochen. Es brauche eine umfassendere verpflichtende Beratung, so der OeNB-Chef im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radio.

Ein Immobilienkredit sei eine der größten Finanzentscheidungen im Leben. Diese könne aber nicht in einer einstündigen Beratung getroffen werden, da mehrere Szenarien durchgedacht werden müssten. Eine Beratung müsse daher mehrere Stunden dauern. Im Interview mit der "Presse" hatte Holzmann sich bereits am Wochenende für eine intensivere Kredit-Beratung sowie für verpflichtende Schulungen vor einer Kreditaufnahme ausgesprochen.

Um das Risiko, das mit einem variabel verzinsten Wohnbaukredit einhergeht, weiter zu verringern, könne auch angedacht werden, einen Kredit für die ersten fünf oder zehn Jahre immer fix verzinst zu vergeben, so Holzmann weiter. Es gebe einige Staaten, die das so handhaben würden. "Österreich hat wahrscheinlich hier den Individuen zu viel zugemutet - das kann man ändern, ist aber eine politische Entscheidung," sagte der Gouverneur. Generell seien variable Zinsen "eine Form der Spekulation. Es kann gut ausgehen, es kann aber auch schlecht ausgehen."

Rund die Hälfte aller Kredite in Österreich sind variabel verzinst. Den Grund für den hohen Anteil sieht Wifo-Chef Gabriel Felbermayr aber nicht primär in fehlender Bankberatung oder mangelnder Finanzbildung, sondern vor allem in den Rahmenbedingungen und der Regulierung. In Österreich sei es relativ leicht, aus einem fix verzinsten Kredit auszusteigen, sagte der Wifo-Chef im Ö1-Mittagsjournal. Die Pönale sei mit einem Prozent beispielsweise niedriger als in Deutschland.

Für die Banken seien fix verzinste Kredite in Folge kein großes Geschäft, dementsprechend seien sie im Vergleich zu variabel verzinsten Krediten teuer für die Kunden. Denn die Institute würden damit rechnen, dass die Kunden bei hohen variablen Zinsen im Kredit drinnen bleiben und bei niedrigeren variablen Zinsen vom Fixzins auf einen günstigeren variablen Zins umstellen. Würde man die Regulierung anpassen, würde das Angebot an fix verzinsten Krediten "reichhaltiger und günstiger" werden, so Felbermayr.

Im Hinblick auf die Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-VO) und die von den Banken geforderten weiteren Lockerungen schlägt Felbermayr vor, die Regelung "atmend" zu gestalten. Das bedeute, dass sich diese mit dem Konjunkturzyklus mitbewegen könnte, also in Zeiten der Überhitzung des Marktes schärfer greife und in Zeiten, wo es ruhiger sei, nicht so drastisch wirke. Holzmann lehnt eine Lockerung dagegen ab. "Die Regelung, so wie sie ist, ist gut durchdacht." Die Forderung einer Aufweichung jetzt, wo es Probleme gebe, sei paradox.

Das vergangene Woche von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) angekündigte Transparenzportal für Sparzinsen schaue sich die OeNB überdies an, sobald man den Auftrag dazu habe. Von dem Plan habe der Gouverneur allerdings nur "aus dem ORF" erfahren, sagte er gegenüber Ö1. Dass die Plattform wie angekündigt bis Herbst fertig ist, glaubt Holzmann aber nicht. (apa)