Die Produktion der acht Zementwerke in Österreich verzeichnete 2018 mit 5,2 Millionen Tonnen einen Zuwachs von 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Jahresumsatz erhöhte sich um 4,7 Prozent auf 431,5 Millionen Euro.
Weiterhin hohes Niveau für 2019 erwartet
Nach einem starken 1. Quartal 2019 hat sich der Zementabsatz im 2. Quartal auf einem moderaten Niveau eingependelt. Im Baubereich freuen sich die Unternehmen Mitte 2019 über ein Plus von rund 12 Prozent. Die Produktion der Bautätigkeit für den öffentlichen Sektor lag im 1. Quartal 2019 mit 1,3 Mrd. Euro um 9,2 Prozent über 2018. Die höchsten öffentlichen Investitionen gab es dabei in den Teilsparten „Bau von Straßen“ (265,7 Mio. Euro), „Sonstiger Hochbau“ (258,4 Mio. Euro), „Tunnelbau“ (184,2 Mio. Euro) sowie „Wohnungs- und Siedlungsbau“ (169,8 Mio. Euro). „Bis 2030 werden allein in Wien rund zwei Millionen Menschen leben – der leistbare Wohnbau muss daher forciert werden“, fordert Zrost.
Insgesamt dürfte sich das Wirtschaftswachstum im Jahresdurchschnitt 2019 auf 1,7 Prozent verlangsamen – und 2020 bei 1,5 Prozent stabilisieren, so die Prognose des Wifo.
International weiterhin Nr. 1 bei Umweltschutz
Die Anlageninvestitionen der Zementwerke sind 2018 trotz des hohen Vorjahrsniveaus noch einmal um 25 Prozent gestiegen und betrugen 72 Millionen Euro, das ist ein historischer Höchststand. Das Investment in Umweltschutzmaßnahmen hat sich von 19 Millionen Euro auf 45 Millionen Euro mehr als verdoppelt. „Die österreichische Zementindustrie ist in puncto Umweltschutzmaßnahmen und niedrigste Emissionen international die unangefochtene Nummer 1“, sagt Zrost. Der Anteil alternativer Brennstoffe hat sich auf 82 Prozent erhöht, damit ist die österreichische Zementindustrie weltweit mit großem Abstand führend. Der hohe Substitutionsgrad fossiler Brennstoffe in Kombination mit dem niedrigen Klinkeranteil ist die Ursache für die hohe CO2-Effizienz von knapp unter 70 Prozent. Die spezifischen CO2-Emissionen betrugen 521 Kilogramm pro Tonne Zement, 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr.
Eine weitere Großinvestition zur Reduktion der NOx-Emissionen wurde getätigt: Die DeCONOx Anlage im Salzburger Zementwerk Leube wurde im März 2019 erfolgreich in Betrieb genommen. „Durch die Kombination von katalytischer Abgasreinigung und Nachverbrennung sinken Stickoxidemissionen um rund 50 Prozent, organische Kohlenstoffverbindungen und Kohlenmonoxid werden sogar um 90 Prozent reduziert“, meint Zrost.
In den Lafarge-Zementwerken Mannersdorf und Retznei wurden neue Calzinatoren in Betrieb genommen. Damit wird sowohl ein weiterer Schritt in Richtung Substitution fossiler Brennstoffe gesetzt als auch die Energieeffizienz des Prozesses verbessert. Im Zementwerk Wopfing wurde ein hochmoderner Klinkerkühler in Betrieb genommen – ein weiterer Beitrag zur Erhöhung der Energieeffizienz und zur Qualitätssteigerung.
Transparenz bei Emissionen
Dass die Emissionsminderungsmaßnahmen Wirkung zeigen, dokumentieren die seit dem Jahr 1988 regelmäßig veröffentlichten Emissionsberichte. „Die österreichische Zementindustrie lässt ihre Jahresbilanzen zu Emissionen und zu damit in Zusammenhang stehenden Produktions- und Betriebsdaten durch unabhängige dritte Seite prüfen, das ist beispielgebend für andere Branchen der industriellen Produktion in Österreich und in Europa“, konstatiert Professor Gerd Mauschitz von der TU Wien, der seit 25 Jahren die Emissionsberichte der Zementindustrie erstellt.
Darüber hinaus beschäftigt sich die österreichische Zementindustrie intensiv mit dem Innovationspotenzial des Baustoffes Beton vor allem zu Energie- und Mobilitätsthemen.
Langlebige Betonstraßen – ein integraler Bestandteil der Mobilität
Ein guter Zustand des Straßennetzes bis hin zu den Gemeindestraßen ist unerlässlich für Österreich als Lebens- und Wirtschaftsstandort. Demgegenüber steht die Tatsache, dass aufgrund zu knapper Budgets sich der Zustand unserer Straßen immer mehr verschlechtert. Ohne Sanierungsoffensive und Erhöhung der Budgets wird in wenigen Jahren bereits ein Drittel der österreichischen Landes- und Gemeindestraßen in einem schlechten Zustand sein (Quelle: Österreichische Forschungsgesellschaft Straße-Schiene-Verkehr). Aktuell wurde in der Südsteiermark im Rahmen der Forschungsinitiative „EcoRoads“ eine Walzbetondecke mit einem modifizierten Asphaltfertiger fertiggestellt. „Walzbeton kombiniert die Vorteile eines einfachen und flexiblen Einbaus mit den hervorragenden materialtechnologischen Eigenschaften von Beton und ermöglicht so eine rasche und kostengünstige Sanierung und Herstellung langlebiger regionaler Straßen“, erläutert Spaun.
Der Rollwiderstand von Betonstraßen ist aufgrund der steifen Oberfläche gering, so können insbesondere in der heißen Jahreszeit bis zu sechs Prozent Treibstoff eingespart werden. Die hellere Oberfläche von Betonstraßen trägt am Land zu mehr Sicherheit bei, in der Stadt verringert sie den „Urban Heat Island Effect“.
Innovation mit Bauteilaktivierung und Energiespeicher Beton
Die aktuelle Hitzeperiode führt die Bedeutung von energie- und ressourcenschonenden Möglichkeiten zum Kühlen wieder vor Augen. Ein einfaches und geniales System ist die Thermische Bauteilaktivierung: Dabei werden Rohrsysteme in großflächige Bauteile aus Beton eingelegt, durch die warmes oder kaltes Wasser geleitet wird. Das Wasser gibt die Wärme oder Kälte an den Beton ab, so können Gebäude kostengünstig und effizient geheizt und gekühlt werden. Beton wird mit seiner hohen Materialdichte zum Speicher, der mit unterschiedlichsten Formen erneuerbarer Energien beladen werden kann: PV und Windstrom, in Kombination mit Wärmepumpe, Solarthermie, Geothermie und Fernwärmenetze sind gleichermaßen geeignet. Beton wird zur umweltfreundlichen und zu 100 Prozent rezyklierbaren Batterie.
Die österreichische Zementindustrie hat dieses Potenzial in verschiedenen Projekten umfassend untersucht. Das Fazit: Nutzt man Bauteile zur thermischen Speicherung von erneuerbarer Energie, ist die Bauteilaktivierung hinsichtlich ökologischer Auswirkungen der elektrochemischen Speicherung in Batterien weit überlegen. Aktuelle Projekte mit der Kombination von Bauteilaktivierung mit erneuerbarer Energie sind der mehrgeschoßige Wohnbau MGG22in Wien oder auch die Wohnhausanlage in Sommerein. Von der IBA Wien wurde das Projekt MGG22zum „Game Changer“ in Sachen Energieversorgung im Wohnbau erklärt.
Das Monitoring eines bauteilaktivierten Hauses im Weinviertel zeigt, dass die Wärmepumpe für die Heizung des Gebäudes zu 80 Prozent mit Windenergie betrieben werden konnte, die sonst verpufft wäre. Immer mehr Bauträger erkennen das Potenzial der Bauteilaktivierung und setzen auch im mehrgeschoßigen Wohnbau verstärkt auf diese smarte Technologie zum Kühlen und Heizen.
2018 wurde die ARGE Bauteilaktivierung für ihre Forschungs- und Innovationsaktivitäten für den Staatspreis für Umwelt- und Energietechnologie nominiert.
VÖZ als Motor für Innovationen
Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie versteht sich als Partner von Baugewerbe, Bauindustrie, Behörden und Auftraggebern sowie als Service- und Anlaufstelle für den Endverbraucher. Zudem bietet die VÖZ praktische Hilfestellung bei Fragen der fachgerechten Verarbeitung von Zement und Beton. Die österreichische Zementindustrie widmet sich intensiv der Forschung und Entwicklung des Baustoffs Beton. Mit der Forcierung neuer Technologien und der Erarbeitung kundenorientierter Speziallösungen erweist sich die VÖZ als innovativer Motor der Bauindustrie. Darüber hinaus beobachtet die VÖZ laufend die aktuellen Entwicklungen und ist maßgeblich daran beteiligt, den neuesten Stand der Technik in der österreichischen Bauwirtschaft zu verankern.