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Pandemiewellenreiten

Vor einem halben Jahr durfte ich meine Sicht über das Home-Office mit Ihnen teilen. Wie ist es Ihnen seither ergangen? Haben Sie daheim die Nudel-, Paradeissauce- und Klopapiervorräte wieder auf einen Normalstand gebracht? Sind Sie aber auch auf die nächste Welle vorbereitet?
Dipl.-Kfm. Frank Brün FRICS SIOR
Frank Brün
Frank Brün
© REMG/Studio Huger

Das Rapper-Duo Kreiml & Samurai beschreibt in seinem Song „Wiener“ (feat. Monobrother) sehr schön die lokalen Eigenheiten: „Unsere positivste Seite ist die Negativität / Drum is eh ollas fürn Oasch, trotz bester Lebensqualität …“. Ist das eigentlich sonst als lieb empfundene Granteln so viel mehr geworden oder waren wir es einfach nicht mehr gewohnt? Kommt es mir nur so vor oder ist der Umgangston in der letzten Zeit schon wieder etwas rauer geworden? So richtig live und in Farbe, zwischenmenschlich gesehen. Wer kürzlich auf der Straße oder in der U-Bahn im Berufsverkehr unterwegs war, versteht sicher, dass es mit der kooperativen Koexistenz ohne Sicherheitsabstand noch ein bisschen braucht. Andererseits erleben wir seit dem Frühjahr die wiedergekehrte Normalität im Discounter um die Ecke: Die Pensionisten drängeln von hinten, ob das nicht etwas schneller ginge („zweite Kassa!“) und  die Kassiererin schiebt den Einkauf wieder so schnell ins Wagerl, dass man mit dem Bezahlen gar nicht nachkommt. Also fast schon ein Sommer wie früher.

Rudern statt sudern

Dank 3G ist es einigen gelungen, sich vom Home-Office zu lösen und pünktlich nach dem vermeintlich wohlverdienten Sommerurlaub („haben wir uns auch sowas von verdient!“) und vor der vierten Welle das lang vergessene Büro aufzusuchen. Die Chefitäten macht das froh: Sie wollen verständlicherweise wieder ihre Leibeigenen um sich versammeln und die Kontrolle über deren Arbeitsleben zurückerlangen. Heim in die Firmen-Familie quasi. Auch wenn die Studien was anderes sagen: Der Fokus liegt nicht mehr auf dem Ergebnis des Schaffens, nein – viel wichtiger ist doch die kommunikative Präsenz im Epizentrum der Arbeit. Nach ein paar Runden Schaulaufen („seht mal meine Urlaubsbräune!“) und einigen floskelhaften Meetings mit viel Gossip drumherum weiß man wieder, wozu das Büro immer schon gut war und Gott sei Dank immer noch ist: Markier´ Dein Revier! 

Im goldenen Häferl da koide Kaffee

Haben wir was Sinnvolles aus den Lockdowns lernen können? Wie werden wir zukünftig die Leistung anderer würdigen? Nicht nur in Wien fehlen in der Gastronomie und insbesondere in Hotels qualifizierte Mitarbeiter in allen Abteilungen, nachdem diese sich wegen der ständigen Anmache von Gästen genervt anderen Dienstleistungsbranchen zugewendet haben. Und wenn man die Dienstleister selbst vertrieben hat: Zurzeit fehlen in England die gerade aus dem Land komplementierten Berufskraftfahrer, um die Logistik des Landes sicherzustellen. Britisches Klopapier wird wieder knapp und beim McDonalds gibt es bis auf weiteres keinen Vanille-Shake mehr. In Wien gibt es den aber zum Glück schon noch.  

Im Refrain des oben erwähnten Songs heißt es: „Des ist hold a Klischee, im goldenen Häferl da koide Kaffee / Wos, sie glaubm goa, des is a Schmäh?“ Dem ist nichts hinzuzufügen. 

Dipl.-Kfm. Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei  Phorus Management und Gründungsvorsitzender der  AREAMA – Austrian Real Estate Asset Management  Association.