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Parkplatz-Pilot: Getränke Hoffmann öffnet Stellflächen in Berlin für Nachtparken

Getränke Hoffmann und Wemolo öffnen erstmals Handelsparkplätze zum Nachtparken – Pilot in drei Berliner Bezirken.
Ferdinand Neubauer
Ferdinand Neubauer
Parkplatz-Pilot: Getränke Hoffmann öffnet Stellflächen in Berlin für Nachtparken
© Wemolo

Rund 30 Prozent des Berliner Autoverkehrs besteht aus Parkplatzsuchenden, während private Stellflächen meist ungenutzt bleiben. Ein neuer Pilotversuch will diese Lücke schließen: Getränke Hoffmann öffnet in Kooperation mit dem Parkraumanbieter Wemolo erstmals Handelsparkplätze für die nächtliche Nutzung.

Über die Plattform www.go.wemolo.de/parken-berlin können Berlinerinnen und Berliner Stellplätze zwischen Abend und Morgen buchen – ab 2 Euro pro Nacht, optional auch im Wochen- oder Monatsabo. Das Urban Places Lab begleitet das Projekt wissenschaftlich und untersucht Nutzungsmuster.

Laut INRIX-Studie 2024 verlieren Autofahrer in Berlin jährlich 58 Stunden im Stau – bundesweiter Negativrekord mit volkswirtschaftlichen Kosten von 828 Millionen Euro. Ab 2026 steigen die Gebühren für Anwohnerparkausweise von 20,40 Euro auf 160 Euro, parallel wird die Parkraumbewirtschaftung in Friedrichshain-Kreuzberg ausgeweitet. Das führt zu mehr Parkdruck in Nachbarbezirken wie Lichtenberg, wo das Bezirksamt bereits eine „deutliche Zunahme von Fahrzeugen“ meldet.

Gleichzeitig bleiben tausende private Stellflächen, vor allem auf Supermarktarealen, nachts leer.

„Als Unternehmen sehen wir uns in der Verantwortung, vorhandene Ressourcen sinnvoll einzusetzen. Mit der Freigabe unserer bisher ungenutzten Flächen für die Öffentlichkeit möchten wir einen aktiven Beitrag zur Lebensqualität der Personen in der Umgebung leisten. Wir können mit diesem Ansatz den enormen Parkplatzdurst löschen und denken Mehrweg jetzt auch für Flächen – warum sollen Parkplätze nachts brachliegen, wenn Berliner sie brauchen?“
—Mario Benedikt, Geschäftsführer von Getränke Hoffmann.

Das Berliner Familienunternehmen wurde 1966 in Neukölln gegründet, betreibt rund 90 Filialen in der Hauptstadt und erreicht eine Mehrwegquote von 95 Prozent bei alkoholfreien Getränken und Bieren.

Wemolo setzt beim Pilotprojekt auf Free-Flow-Technologie: KI-Kameras erfassen Kennzeichen DSGVO-konform, Schranken oder Tickets sind nicht nötig.

„Berlin zeigt uns täglich das Stadt-Dilemma: überfüllte Straßen, leerstehende Parkplätze. Wir lösen das mit Technologie, die aus jedem ungenutzten Stellplatz einen verfügbaren macht.“
—Jakob Bodenmüller, Co-CEO und Mitgründer von Wemolo.

Das Münchner Unternehmen managt derzeit über 3.500 Standorte mit insgesamt 255.000 Stellplätzen in Europa – darunter Flächen von Aldi, Carrefour und McDonald’s.

Der Testlauf startet an drei sehr unterschiedlichen Standorten, die exemplarisch für Berlins Mobilitätsherausforderungen stehen:

  • Tierpark Berlin (Am Tierpark 82, Lichtenberg): U-Bahn-Nähe, wachsender Parkdruck durch Neubauprojekte. Wochenendüberlastung durch Besucher. Tarife: 3 €/Nacht, 12 €/Woche, 30 €/Monat.
  • Europasportpark (Hermann-Blankenstein-Str. 46, Prenzlauer Berg): Hoher Bedarf durch Velodrom und Schwimmhalle, kaum eigene Parkplätze. Tarife: 2 €/Nacht, 8 €/Woche, 20 €/Monat.
  • Panketal (Alt-Zepernick 6, Brandenburg): Pendler-Hotspot am überfüllten P+R Zepernick. Regelmäßige Engpässe und Sperrungen. Tarife: 3 €/Nacht, 12 €/Woche, 30 €/Monat.

Das Projekt fügt sich in aktuelle politische Entwicklungen ein. Der Berliner Senat prüft bereits, wie Supermarktparkplätze in das öffentliche Parkraumsystem integriert werden können, und arbeitet an einem digitalen Parkraumkonzept. Eine Studie über das Potenzial privater Stellflächen soll 2026 erscheinen. Parallel testet Berlin „Scan-Cars“ zur digitalen Parkraumüberwachung und erwägt eine flächendeckende Kennzeichenerkennung.

Mit rund 90 Filialen bietet Getränke Hoffmann ein dichtes Netz in allen Stadtlagen – ein Vorteil für einen möglichen Rollout. „Wir schaffen urbanen Mehrwert mit jeder geöffneten Fläche“, sagt Bodenmüller.

Das Urban Places Lab begleitet das Projekt als unabhängiger Think Tank. Ziel ist, anhand der Pilotdaten Empfehlungen zu entwickeln, wie viele Flächen in welchen Bezirken geöffnet werden könnten und welche Preismodelle sinnvoll sind.

„Berlin wird zum Reallabor für smarte Flächennutzung. Die Erkenntnisse werden zur Blaupause für andere europäische Metropolen.“
—Michael Semmer, Co-Gründer des Urban Places Lab.

Die Daten fließen in eine europaweite Datenbank für urbane Transformation, die Smart-City-Entscheidungen künftig unterstützen soll.

Für Getränke Hoffmann versteht sich das Engagement als logische Erweiterung der eigenen Philosophie.

„Es ist unser Anspruch, unsere Dienstleistungen konsequent am Bedarf der Kundinnen und Kunden auszurichten. Dabei leitet uns die Philosophie unseres Unternehmensgründers: Wir wollen Lösungen schaffen, die praktisch, zuverlässig und für die Personen in unserem Versorgungsgebiet spürbar sind. Unsere Parkplätze können mehr – deshalb öffnen wir sie nachts für die Nachbarschaft.“
—Mario Benedikt, Geschäftsführer von Getränke Hoffmann.

Die Initiative zeigt das Potenzial intelligenter Flächennutzung: Autofahrer finden günstigen Parkraum, Händler nutzen brachliegende Flächen wirtschaftlich, und die Stadt reduziert Verkehrsbelastung – ohne neue Flächen zu versiegeln.