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Personalmangel-Katastrophe im Mittelstand

"Der Staat nimmt den KMU die Arbeitnehmer weg", beschwert sich Wolfgang Lusak, Gründer der unabhängigen Mittelstands-Plattform „Lobby der Mitte“ und formuliert fünf Forderungen.
Lisa Grüner
Personalmangel-Katastrophe im Mittelstand
© ImmoFokus

In diesen Krisenzeiten ist es schwer zu sagen, was denn nun die größte Belastung für die Wirtschaft und insbesondere den unternehmerischen Mittelstand sei. Horrende Energie-Preise? Lieferengpässe aus Ländern wie China? Die Folgen des Klimawandels? Die Pandemie? Ich muss hier einfach eine Belastung herausstreichen, welche den Unternehmen emotional und unmittelbar die größten Sorgen bereitet, den Mangel an Fachkräften und Nachwuchs.

Der Personalmangel hat sich für die Unternehmen schon deshalb zu einer direkt spürbaren Katastrophe entwickelt, weil sie täglich bestimmte Leistungen ihres Betriebes einfach nicht abrufen können. Weil sie ihren Kunden nicht mehr das bieten können, was diese erwarten und normalerweise auch bekommen. Weil sie trotz höchstem persönlichen Einsatz nicht selbst alles machen können. Weil die Leute einfach nicht mehr da sind, weil sie in - oft auch verfrühte - Pension gegangen sind, von größeren Firmen abgeworben wurden oder einer modernen Work-Life-Balance folgend lieber weniger arbeiten wollen. Weil es zu wenig Lehrlinge gibt. Weil Bewerber entweder eine unzureichende Qualifikation haben oder auch nur Scheinbewerber sind, weil sie mit Arbeitslosengeld und ein bisserl Pfuschen besser aussteigen. Weil Hoteliers kein Bedienungspersonal mehr haben, Geschäfte keine Verkäufer, Erzeuger keine Arbeiter, technische Dienstleister keine Fachkräfte. Weil Leistungswillige in einer Welt der Feierabend-Sehnsüchtigen, Wochenend-nicht-erwarten-Könnenden, Fenstertage-Nutzer und 4 Arbeitstage-Bevorzugenden zu wenig Wertschätzung erfahren. Das ist ein tägliches Leid, eine tägliche Erfolgsbehinderung, die sich auch den Stärksten ins Mark bohrt.

Wie krank ist unsere Politik?

Nicht nur, dass ihnen die Großunternehmen – unter denen auch nicht wenige Konzerne steuerschonend und privilegiert unterwegs sind – schon lange mit höheren Gehältern, schöneren Arbeitsplätzen und Karriereprogrammen überlegen sind. Jetzt nimmt auch noch der Staat den KMU die Arbeitnehmer weg. Wieso? Weil jetzt laufend mit aufwendigen Kampagnen um Personal in Schulen, Krankenhäusern, Kasernen und Polizeistationen geworben wird. So wichtig das sein mag, den Mittelständlern dreht es den Magen um: Mit ihrem Steuergeld werden nun die letzten verbliebenen Arbeitswilligen in den geschützten Bereich gelockt! In einer Zeit, wo Arbeitsuchende und auch Studenten sowieso schon lieber Beamte werden als Privatangestellte. Wie krank ist unsere Politik, dass sie das zulässt?

Wieder beweist es sich, dass der Staat nicht in der Lage ist, denjenigen faire Rahmenbedingungen zu gewähren, die täglich den Karren mit Fleiß, Innovationskraft und Steuern-Zahlen aus dem Dreck ziehen. Der Mittelstand fordert daher als dringende Sofortmaßnahmen:

  • Aktivierung von (frühen) Pensionisten durch Streichung der Pensionsbeiträge bei Beschäftigung (auch bei Kurzarbeit)
  • Mehr Druck auf arbeitsunwillige Langzeitarbeitslose
  • Degressives Arbeitslosengeld
  • Besseren Zugang ausländischer Arbeitskräfte durch weitere Erleichterungen bei der Österreich-Card sowie Übernahmemöglichkeiten für bereits gut integrierte Asylwerber
  • Eine Kampagne für Leistung, Freude an der Arbeit und Erfüllung durch sinnvolle Tätigkeit – die gibt es (noch) im Mittelstand

Wenn wir den Mittelstand mit all seinen Problemen und Benachteiligungen weiterhin im Regen stehen lassen, dann wird der Mittelstand einfach den Hut drauf hauen und den Staat im Regen stehen lassen. Was jetzt schon beginnende Unternehmensschließungen vorzeigen.