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Peter Karl: Die Luft wird immer dünner

Der CEO der Erste Immobilien KAG spricht im Interview mit dem ImmoFokus unter anderem über Investitionsdruck, realitätsfernes Pricing und Gelegenheiten in kleineren Städten.
Patrick Baldia
Peter Karl, Erste Immobilien KAG
Peter Karl, Erste Immobilien KAG
© Klaus Ranger

Im September meinten Sie, dass ein Ende der extremen Preisanstiege am heimischen Immobilienmarkt nicht absehbar sei. Können Sie jetzt etwas besser abschätzen, wann wir wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser kommen?

Peter Karl: Die Preise sind seitdem weiter gestiegen. Natürlich werden sie auch von Inflation getrieben. Und Inflation bei keinen Zinsen ist natürlich der Hauptgrund dafür, warum der Sachwert bei Investoren weiterhin äußerst beliebt ist. Der Druck kommt von allen Seiten und kann uns auch nicht von den klassischen Kapitalmärkten genommen werden. Bis die EZB wieder die Zinsen anhebt, kann sich die Situation auch gar nicht entspannen, weil es kaum Alternativen zu Sachwerten gibt.

Wie gehen Sie als Investor damit um?

Dass es für uns immer schwieriger wird, die Produkte, die wir brauchen, zu akquirieren, weil wir beim Pricing nicht zusammenkommen, ist eine andere Sache. Daher rationieren wir auch seit einiger Zeit den Vertrieb. Gottseidank gelingt es uns, immer wieder mit Projektpartnern vernünftige Produkte auf[1]zustellen. Aber auch da wird die Luft immer dünner. Denn das Einzige, was derzeit nicht steigt beziehungsweise nur unwesentlich, sind die Mieten. Da kommen wir schon langsam in Gegenden, wo sich das Ganze nicht mehr rechnet.

Sie beklagten zuletzt immer wieder, dass am Markt vorbeiproduziert wird. Wird sich das negativ auf die Mietpreisentwicklung auswirken?

Die Mieten von manchen Vorsorgewohnungsprodukten, die derzeit in Wien überall gebaut werden, sind vom Pricing zu optimistisch. Früher oder später wird der Tag kommen, an dem sich die Eigentümer entscheiden müssen, ob sie mit ihrer Preisvorstellung runtergehen oder die Wohnungen lieber leer stehen lassen. Das wird sich dämpfend auf den Markt auswirken, aber nicht so sehr, dass die tatsächlichen Mietpreise zurückgehen, nur die Mietpreiserwartungen.

Oft ist zu hören, dass die Preise bei uns noch Luft nach oben hätten, weil sie ja in Städten wie Rom, Paris oder München noch höher wären ...

Das hören wir tatsächlich seit Jahren. Nur sind die Mieten noch nie deshalb gestiegen, weil es woanders teurer ist. Der Wiener Markt ist ja auch ganz anders strukturiert. Man muss sich nur den Bestand der Stadt anschauen, den großen geförderten Bereich und auch den sonst durchs MRG regulierten Bereich. Dort haben wir auch Wachstum, weil ja weiterhin geförderte Wohnungen errichtet werden. Das ist schon ein Faktum, das den Markt stark beeinflusst und sich dämpfend auf die Mietpreise auswirkt.

Ist es vorstellbar, dass Sie angesichts der extremen Preisanstiege in Wien und den Landeshauptstädten die Ankäufe und Entwicklungen es immer schwieriger machen, in noch kleinere Städte gehen? 

Absolut, das tun wir auch. Wir sind auch gerade in konkreten Verhandlungen und prüfen einiges. Diese Städte befinden sich natürlich nur in strukturstarken Regionen. Wichtig ist, dass dort Unternehmen ansässig sind, die Zugkraft haben. Ich denke da an Lagen in Salzburg, Oberösterreich oder der Steiermark südlich von Graz. Noch haben wir nichts unterschrieben. Ich gehe aber davon aus, dass das erstmals im kommenden Quartal kommen wird. 

Das vollständige Interview finden Sie im aktuellen ImmoFokus Special „Investment 2021“.