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Photovoltaik-Boom auch bei Balkonkraftwerken

Wohl mehrere,zehntausend Balkonkraftwerke in Österreich in Betrieb.
Michael Neubauer
Balkonkraftwerk
Balkonkraftwerk
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Der Photovoltaik-Boom hat heuer zu einer Vervielfachung sogenannter "Balkonkraftwerke" geführt. Allein bei den Wiener Netzen verzeichnete man heuer bis dato rund 2.600 Anmeldungen, nach 931 im Vorjahr. Balkonkraftwerke sind kleine PV-Anlagen mit ein oder zwei Modulen, die höchstens 800 Watt an Leistung liefern und in Baumärkten, von Solarteuren und online verkauft werden. Zur Inbetriebnahme reicht eine Meldung an den Netzbetreiber und ein Anstecken an einer Steckdose.

Auch in Oberösterreich zeigen die Anmeldezahlen steil nach oben. Linz Netz spricht von einer Verdopplung und im Netzgebiet der Netz Oberösterreich GmbH kommen im Schnitt pro Monat rund 400 neue Mini-PV-Anlagen dazu, Tendenz steigend. Insgesamt wurden der Netz OÖ heuer bisher 3.554 Balkonkraftwerke gemeldet, hieß es auf APA-Anfrage. Bei der Netz Niederösterreich GmbH wurden 2022 1.943 und heuer bereits 4.153 Anlagen gemeldet.

Im Süden Österreichs, bei der Kelag-Tochter Kärnten Netz, ist der Boom ebenso spürbar. 2021 waren 127 dieser kleinen PV-Anlagen mit Schukostecker gemeldet worden, 2022 waren es 508 und heuer bis jetzt schon 1.032, berichtete Kelag-Sprecher Josef Stocker der APA.

Anhand der Zahlen ist davon auszugehen, dass österreichweit inzwischen mehrere zehntausend Balkonkraftwerke in Betrieb sind und diese zusammen auf eine Spitzenleistung von deutlich mehr als zehn Megawatt Peak kommen. Zum Vergleich: Österreichs größte in Betrieb befindliche Photovoltaik-Anlage, jene am Flughafen Wien, hat eine Leistung von 24 Megawatt Peak.

Neben dem Balkongeländer werden die Module oft auf Gartenhütten, am Zaun oder auf dem Carport installiert. Bei Wohnungen muss die Hausverwaltung und der Eigentümer zustimmen. Die Stadt Wien erlaubte Balkonkraftwerke Anfang 2023 auch in Gemeindebauten, Mieterinnen und Mieter müssen die Anlagen allerdings von Wiener Wohnen bewilligen lassen.

Zum Schutz vor Stromschlägen ist im Wechselrichter des Balkonkraftwerks ein Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz) verbaut. Dieser trennt die PV-Anlage sofort vom Stromkreislauf der Wohnung, wenn es zu Spannungsschwankungen kommt. Das heißt, das Balkonkraftwerk liefert nur dann Strom, wenn es auch mit dem Stromnetz verbunden ist. Wichtig ist vor allem die sichere Verankerung, sodass die Paneele nicht von einer Sturmböe erfasst werden.

Auch die Energiebehörde E-Control steht hinter den im Energiegesetz als "Kleinsterzeugungsanlagen" bezeichneten Mini-PV-Anlagen. Sie stellte nach Diskussionen innerhalb der Branche Ende 2022 klar, dass diese Anlagen auch mit einem handelsüblichen Schuko-Stecker erlaubt sind. Die Beiziehung eines Elektrikers sei, so Behördenchef Haber damals zu APA, eine "reine Empfehlung". Generell sei es aber wichtig, Sorgfalt walten zu lassen und etwa darauf zu achten, dass in der Elektroinstallation ein FI-Schalter vorhanden ist. Auch die 800-Watt-Grenze muss eingehalten werden und es dürfen keine Verlängerungskabel verwendet werden.

Laut dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) rechnen sich Balkonkraftwerke je nach Haushaltsgröße, Sonneneinstrahlung und Stromverbrauch in 4 bis 5 Jahren. Gegenüber dem Jahr der Energiekrise 2022 haben sich die Anschaffungskosten fast halbiert. Kostete ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Peak vergangenen Sommer noch über 1.200 Euro, liegen die Preise für ein solches Set nun bei unter 700 Euro.