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Pläne für Seilbahn auf den Salzburger Gaisberg offenbar weit gediehen

Investoren vor Einreichung für naturschutzrechtliche Genehmigung - Behörde muss entscheiden, ob UVP nötig ist
Michael Neubauer
Seilbahn auf den Gaisberg
Seilbahn auf den Gaisberg
© BWM Architekten | Die Seilbahn soll von Koppl-Guggenthal auf den Salzburger Hausberg führen

Auf den Tag genau vor einem Jahr hat eine Gruppe von Investoren ihre Pläne für eine Seilbahn auf den Salzburger Gaisberg präsentiert. Dann wurde es ruhig um das 20 Millionen Euro schwere Projekt. Am Freitag informierte der Sprecher der Gruppe, der Rechtsanwalt Christoph Bamberger, dass man heuer noch, spätestens aber Anfang 2024, den Antrag zur naturschutzrechtlichen Genehmigung einbringen wolle. Und: Eine UVP für die Seilbahn ist in den Augen der Investoren nicht notwendig.

Da sämtliche Schwellenwerte für den Bau, die Rodungsarbeiten für die Trasse und die Errichtung von allfälligen Parkplätzen im Bereich der Talstation deutlich unterschritten würden, sei das Projekt keiner Umweltverträglichkeitsprüfung zu unterziehen. Man habe vergangene Woche einen entsprechenden Feststellungsantrag bei der zuständigen Behörde im Amt der Salzburger Landesregierung eingebracht, so Bamberger. Diese muss nun entscheiden, ob tatsächlich keine UVP nötig ist. Eine Entscheidung dazu könnte noch vor Weihnachten fallen.

Hinter der Seilbahn-Idee steht die "GUG drei GmbH", ein Firmengeflecht mehrerer Investoren aus Salzburg und Oberösterreich, welches derzeit das denkmalgeschützte Gut Guggenthal in der Gemeinde Koppl (Flachgau) unweit der geplanten Talstation revitalisiert. Sie treten als Errichter der Seilbahn auf, ein Betreiber werde nach wie vor gesucht, hieß es zuletzt in Medienberichten. Zugleich werde das für den Betrieb der Seilbahn notwendige Konzessionsansuchen beim Verkehrsministerium vorbereitet.

Wie Anwalt Bamberger - er ist selbst Teil der Unternehmergruppe - mitteilte, befürworte die GUG drei GmbH, dass ab Betriebsstart der Bahn der Individualverkehr auf der Gaisberg-Landesstraße nur mehr bis zur Zistelalm für Gasthaus-Besucher geführt wird. Damit könnten täglich rund 500 Pkw-Fahrten von der Zistelalm bis zur Gaisbergspitze eingespart werden. Zugleich sei es das Ziel, möglichst viele Seilbahnnutzer über die öffentlichen Verkehrsmittel zur Talstation zu bringen, die direkt an der Wolfgangsee-Bundesstraße (B158) liegen soll. Die Nutzung der Bahn soll in den Salzburger Verkehrsverbund integriert werden. Der Hausberg der Salzburger ist mit einer Straße erschlossen und ein beliebtes Ausflugsziel, er leidet aber besonders bei schönem Wetter am starken Autoverkehr.

Vorgesehen war bei Projektpräsentation vor einem Jahr eine Seilbahn mit einer Förderleistung von 800 bis 1.600 Fahrten pro Tag. Die Menschen sollten dabei die rund 600 Höhenmeter auf den Berg in Achtergondeln zurücklegen. Auf Höhe des Gaisberg-Rundwanderwegs ist eine Mittelstation geplant, die Bergstation soll in Form einer unterirdischen Kaverne mit Zu- und Ausstieg auf Koppler Gemeindegebiet errichtet werden. Der Gaisberg und sein Gipfel liegen nur zum Teil auf Salzburger Stadtgebiet, dort ist das Plateau großteils als "Geschütztes Grünland" deklariert.

Kritik kam heute erneut von der grünen Bürgerliste. Der Bau wäre ein grober Eingriff in das Ökosystem des Bergs. Die Kapazität der Seilbahn würde den Bedarf um das 15-fache übersteigen. "Der Gaisberg darf nicht zur neuen Massentourismus-Destination verkommen," warnte Verkehrssprecher Lukas Bernitz. "Die derzeitigen Autofahrten könnte man viel besser mit dem Gaisbergbus ersetzen." Sein grüner Parteikollege im Landtag, Simon Heilig-Hofbauer, hatte erst kürzlich kritisiert, dass die schwarz-blaue Landesregierung die Integration der Seilbahn in die Jahreskarten des Salzburger Verkehrsverbund im Regierungsübereinkommen verankert hat. Er ortet darin eine "eine potenziell millionenschwere Querfinanzierung", da die Wirtschaftlichkeit des Betriebs ohne massive öffentliche Subventionen stark anzuzweifeln sei.

Stadt und Land Salzburg und die Gemeinde Koppl (Flachgau) stehen hinter dem Projekt, finanzieren den Bau aber nicht mit.