Österreichs zweitgrößter Baukonzern Porr hat prall gefüllte Auftragsbücher und schreibt satte Gewinne. Das Unternehmen profitiert vom Ausbau der europäischen Infrastruktur, beschleunigt durch die Energiewende. In den ersten drei Quartalen 2023 erhöhte sich der Periodengewinn gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um 14,5 Prozent auf 49,7 Mio. Euro, wie die Porr am Donnerstag bekanntgab.
"Der Motor der Bauwirtschaft brummt", so Porr-Chef Karl-Heinz Strauss. Der Tiefbau sei "Wachstumstreiber Nummer eins" in den Heimmärkten. Und im Hochbau wirke der Industriebau stabilisierend.
Der Gewinn je Aktie (EPS) legte den Konzernangaben zufolge sogar um fast 46 Prozent von 0,72 auf 1,05 Euro zu. Die Bauleistung stieg um 6,1 Prozent auf 4,8 Mrd. Euro, die Umsatzerlöse um 7,5 Prozent auf 4,5 Mrd. Euro.
"Besonderes Wachstum" hätten der Hochbau in Polen sowie die Bereiche Bahn- und Ingenieurbau in Österreich, Infrastruktur in Polen sowie Tiefbau in Rumänien an den Tag gelegt.
Die Zuwachszahlen beim Personalstand sind angesichts des brummenden Geschäfts verhältnismäßig bescheiden. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde im weltweiten Schnitt von 20.140 auf 20.512 um nur 1,8 Prozent aufgestockt.
Der Ordereingang weitete sich in der Berichtsperiode um fast 15 Prozent auf 5,3 Mrd. Euro aus. Die größten Neuaufträge seien dabei aus dem Infrastrukturbau gekommen - etwa das Baulos H53 des Brenner Basistunnels und der ElbX Tunnel für die SuedLink-Stromleitung in Deutschland. Tiefbaukompetenz beweise die Porr aber auch mit den Pumpspeicherkraftwerken Ebensee in Österreich sowie Forbach in Deutschland. Im Hochbau seien der Bau eines neuen onkologischen Krankenhauses in Wrocław (Breslau) und die Erweiterung der Pommerschen Medizinischen Universität in Szczecin (Stettin) in Polen sowie in Österreich der DC Tower 2 mit Büro- und Wohnflächen in Wien hinzugekommen. Im Industriebau erweiterte die Porr derzeit die Reinraumkapazitäten von Aixtron in Deutschland und von ams OSRAM in Österreich.
Mit einem Auftragsbestand von 8,7 Mrd. Euro nach den ersten drei Quartalen 2023 (plus 10,6 Prozent) blickt der Konzern laut Eigenangaben positiv in die Zukunft.
Die vollen Orderbücher spiegelten sich auch im verbesserten Ergebnis vor Steuern (EBT) von 68 Mio. Euro wider - ein Anstieg um 18,2 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Auch der Auftragseingang wuchs deutlich um fast 15 Prozent auf 5,3 Mrd. Euro.
Noch massiver gewachsen ist allerdings die Nettoverschuldung, die per Ende September von 190 auf 237 Mio. Euro um fast 25 Prozent zulegte. Das Eigenkapital stieg gegenüber dem Vorjahresende um 1,4 Prozent auf 809,9 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote stieg von 18,5 auf 19,4 Prozent.
"Die Porr evaluiert aktuell die Eigenkapitalstruktur und prüft mögliche Optimierungen für das Geschäftsjahr 2024, insbesondere im Bereich des Hybridkapitals", teilte der Konzern mit.
Per Ende September verfügte der Baukonzern laut Eigenangaben über liquide Mittel von 353,6 Mio. Euro, Ende Dezember 2022 waren es noch 655,8 Millionen gewesen. Die Liquiditätsreserve (inklusive verfügbarer Cash-Linien) lag bei rund 737 Mio. Euro.
Die Geschäfte laufen inmitten der lahmenden Konjunktur gut: Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen schrieb die Porr heuer zwischen Jänner und September einen Gewinn (EBITDA) von 229,5 Mio. Euro - ein Plus von 8,1 Prozent.
Für das Gesamtjahr 2023 rechnet das Management mit einer Steigerung der Produktionsleistung von 6,5 auf 6,7 Mrd. Euro. Der Gewinn vor Steuern soll zwischen 125 und 130 Mio. Euro erreichen - 2022 waren es 110 Millionen.
"Der Bedarf an nachhaltigem Bauen ist so groß wie nie", betonte Strauss. Der Infrastrukturbau sei in Europa die treibende Kraft hinter dem Branchenwachstum. Die EU-weiten Anstrengungen rund um die Dekarbonisierung, nachhaltige Mobilität und Energiewende beschleunigten das.
Sollte sich jedoch die geopolitische Situation unter anderem im Zusammenhang mit der Energieversorgung verschärfen, könnte dies negative Auswirkungen auf die Porr und ihre Geschäftstätigkeit haben, schränkte der Baukonzern ein. (apa)