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Preise für Immobilien deutlich schneller gestiegen als Einkommen

Bank Austria: Leistbarkeit von Wohnimmobilien in Österreich und im Euroraum heute wesentlich geringer als 2009 - Immo-Preise hierzulande seit 2009 mehr als verdoppelt
Patrick Baldia

Die Preise für Wohnimmobilien in Österreich und im Euroraum sind seit 2009 wesentlich schneller gestiegen als die durchschnittlichen Nettoeinkommen. Damit habe die Leistbarkeit von Wohnraum deutlich abgenommen, besonders betroffen seien Luxemburg und Österreich, hieß es am Montag in einer Aussendung der Bank Austria. Dennoch sei Wohnraum hierzulande im europäischen Vergleich noch relativ günstig. Die verschärfte Geldpolitik habe dabei nur wenig Schuld an den hohen Preisen.

"Die Preise für Wohnimmobilien im Euroraum sind in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Einkommen. Die Leistbarkeit hat damit deutlich abgenommen", sagte der Chefökonom der UniCredit Bank Austria, Stefan Bruckbauer, laut Aussendung. Der durchschnittliche Nettoverdienst bezogen auf die Immobilienpreise habe in Österreich seit 2009 um 40 Prozent an Wert verloren, im Euroraum waren es 13 Prozent, in Luxemburg gar 45 Prozent. Die Preise für Wohnimmobilien hätten sich auf dem heimischen Markt sei 2009 mehr als verdoppelt, sie seien somit jährlich um 6,6 Prozent gestiegen.

"Der Anstieg der Immobilienpreise im Euroraum übertrifft seit der Finanzkrise den Anstieg der Verbraucherpreise deutlich", sagte Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Im Euroraum lagen die Preise bis Ende 2022 um 45 Prozent über dem Niveau von 2009, das entspricht einem jährlichen Plus von fast 3 Prozent. Die Inflationsrate betrug unterdessen jährlich 1,9 Prozent. In drei Viertel der 20 Länder des Euroraums sei der Anstieg der Immobilienpreise bis 2022 teilweise deutlich über jenem der Verbraucherpreise gelegen.

Die Einkommensentwicklung sei unterdessen weitgehend jener der Inflation gefolgt, die Nettoeinkommen seien im Euroraum von 2009 bis Ende 2022 um 27 Prozent gestiegen. "Das bedeutet, dass das reale Nettoeinkommen im Euroraum im Jahr 2022 bezogen auf die Immobilienpreise nur noch rund 87 Prozent des Jahres 2009 ausmachte", sagte Pudschedl.

Unmittelbar nach der Finanzkrise 2009 habe es einen kurzfristigen Rückgang der Immobilienpreise und eine Erhöhung der Leistbarkeit gegeben, die folgende Niedrigzinsphase habe allerdings die Preise in einem weit höheren Ausmaß nach oben getrieben, als die Einkommen gestiegen seien. Die Dynamik der Immopreise und jene der Einkommensentwicklung seien in Folge während der Coronakrise weiter auseinandergedriftet.

Auch die verschärfte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die seit Mitte 2022 immer wieder die Leitzinsen erhöht hat, beeinflusse die Leistbarkeit von Wohnraum. "In unseren Berechnungen zeigt sich jedoch, dass nicht die Zinsentwicklung, sondern der drastische Preisanstieg der Immobilien maßgeblich für die Verringerung der Leistbarkeit ist", so Bruckbauer. So koste die Kreditfinanzierung einer gleich großen Immobilie heute monatlich doppelt so viel wie noch 2009. Höhere Immopreise seien dabei für rund 95 Prozent der Mehrkosten verantwortlich, gestiegene Kreditkosten machten 5 Prozent aus.

Einen Spitzenplatz in Europa erreichte Österreich 2022 auch bei den Quadratmeterpreisen für neu errichtete Immobilien. Mit 5.200 Euro pro Quadratmeter seien Wohnimmobilien hierzulande teurer als etwa in Frankreich oder Deutschland, in Spanien, Italien und den umliegenden osteuropäischen Ländern seien die Preise unterdessen deutlich niedriger. Dennoch sei Wohnraum in Österreich im europäischen Vergleich noch relativ günstig: Für eine 100-Quadratmeter-Wohnung mussten die Österreicherinnen und Österreicher 2022 durchschnittlich 6,5 Nettojahresgehälter eines österreichischen Haushalts ausgeben. Damit sei Wohnraum im Verhältnis zum Einkommen etwas leichter leistbar als in Frankreich, Spanien und Deutschland. In der Slowakei seien demnach fast 14 Jahreseinkommen für eine gleich große Immobilien zu bezahlen. (apa)