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Prodinger Summit: Erfolgsrezept „Ferienhotel“ – der nächsten Generation

Von neuen Wohnformen für Best Ager, über kreative Neo-Hoteliers, bis zu alternativen Finanzierungsformen reichten die Inhalte der Diskussionen und Vorträge, denen die 250 Teilnehmer im ausverkauften Saal des Kitzbüheler Rasmushof folgten
Patrick Baldia
Prodinger
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© Ruth Pearce/Prodinger Tourismusberatung: Hotelentwickler, Großhoteliers, Architekten und Politprominenz im ausverkauften Saal des Rasmushof beim „Prodinger Summit“ in Kitzbühel

Die Veranstaltung am 11. Mai war dabei nicht nur von einer nach geschlagener Wintersaison grundsätzlich optimistischen Stimmung geprägt. Die Qualität des zweiten „Prodinger Summit“ machte speziell der Platz für Zwischentöne aus, denen sich auch Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler nicht verschloss. Nicht nur in Österreich, auch international, habe der Tourismus seine Resilienz bewiesen. Doch in der aufkommenden Euphorie warnte sie indirekt auch vor gefährlichen Begleiterscheinungen. So solle vor dem Hintergrund der Fokussierung auf Qualitätstourismus der Preis nicht aus den Augen verloren werden: „Wir stehen für alpine Natur, Kultur, Kulinarik plus Gastfreundschaft plus Preis-Leistungs-Verhältnis. Gerade im Sommer befinden wir uns in Konkurrenz mit sehr günstigen Ländern.“ In Südtirol gehe es jüngst schon in die falsche Richtung. Die Feststellung von Tirols Tourismusobmann Franz-Josef Staggl, der Tourismus sei bei der Inflation nicht Treiber, sondern Opfer wollte sie so nicht stehen lassen. „Irgendwann überholt man sich selbst“.

Gemeinsam mit der intensivierten Klima- und Nachhaltigkeitsdiskussion, dem von 78 auf 76 leicht gesunkenen Index der Tourismusgesinnung der österreichischen Bevölkerung, Vorwürfen von Überförderung während der Pandemie sowie als Inflationsmotor sei es selbst innerhalb der Regierung für die Staatssekretärin schwierig, neue Forderungen der Tourismuswirtschaft durchzusetzen.

Trotz Mehrumsätze rückläufige Gewinne

Steuerberater Lukas Prodinger zeigte mit aktuellen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen die faktische Situation von 4-Sterne-Hotels im Hochwinter (Dezember 2022 bis Februar 2023). Die Daten wurden in Relation zum gleichen Zeitraum drei Jahre zuvor gesetzt. Der RevPar (Revenue per available room) stieg demnach in den 4-Sterne-Ferienhotels um 20,3 Prozent. Die Inflation wirkte sich auf alle Aufwandspositionen negativ aus. Am relativ geringsten stieg der Wareneinsatz (von 12,9 auf 13,3% im Verhältnis zu den Hotelerlösen), der sonstige Aufwand wuchs von 24,2 auf 25,6%. Entscheidend dafür ist der auf 4,6% nahezu verdoppelte Energieaufwand. Auch die Personalkosten haben sich weiter erhöht. Dadurch verschlechterte sich die GOP-Marge (Ergebnis aus dem operativen Geschäftsbetrieb) in den untersuchten Hotels um durchschnittlich drei Prozent.  Diese eher schwierige Winter-Entwicklung belegten auch Zahlen von Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der veranstaltenden Prodinger Tourismusberatung. Anders als offizielle Statistiken, summierte er die wirklich erfolgreichsten Pre-Covid-Monate zum Nächtigungsvergleich: Das war der Winter 2019/20 bis Ende Februar, plus März 2019.  Dadurch klafft zum Beispiel gegenüber vor Corona im Salzburgerland per Ende März 2023 noch eine Lücke von 8,62% (statt 2,75%), in Tirol sogar von 11,98% (statt 6,8%).  „Je niedriger die Orte, desto schlechter deren Ergebnis“, brachte Reisenzahn ein weiteres Detail ins Spiel. Hochgelegene Orte absolvierten den Winter nahezu pari, tiefer gelegene Zentren wie Kitzbühel verzeichneten zweistellige Rückgänge.

Internationale Investoren stolpern über kleine Strukturen

Trotz schwierigem Umfeld waren weite Strecken des Prodinger Summits von mutigen Hotelideen geprägt, von denen ein Großteil bereits umgesetzt wurde. Martin Lenikus, erfolgreicher Hotelier in Wien und am Sprung in der Ferienhotellerie Fuß zu fassen, betonte, dass die Anforderungen an Investoren im Ferientourismus extrem hoch seien. „Bei Bestandsobjekten sind die Herausforderungen oft noch höher als bei Neubauten, denn die geringen Betriebsgrößen sind in Österreich fatal“, führte Lenikus aus. Gerade nach einem - nicht erfolgten - Generationenwechsel stelle sich die Frage der Endverwertung. Nur an außergewöhnlichen Plätzen sind diese Häuser als Hotels verkäuflich, sonst sind sie dem Verfall Preis gegeben. In pulsierenden touristischen Regionen erleben sie häufig als Mitarbeiterhäuser eine Wiedergeburt. Doch auf diesem Sektor ist in vielerlei Hinsicht manches gesetzlich nicht ideal gelöst. So betonte Kraus-Winkler, sie kämpfe „wie verrückt“ dafür, die Sachbezugsgrenze von 30m² für Mitarbeiterunterkünfte zu Fall zu bringen und Lenikus sagte von Investorenseite, Mitarbeiterhäuser müssten längst als eigene „Assetklasse“ behandelt werden.

Während ÖHV-Präsident Walter Veit den Wert der flexiblen, kleinen Hotels in Familienbesitz hervorhob, bestätigte Kraus-Winkler, es brauche auch die von Investoren errichteten großen Flaggschiffe, besonders wenn es darum geht, Regionen weiter zu entwickeln. Die vorgestellte Prodinger-Studie „Hotel Oma - alt sein war gestern“ zeigte neue Beherbergungsformen für „Best Ager“ und belegte  den Bedarf für diese neuen, zwischen Service Apartments und klassischer Hotellerie angesiedelten Objekte, die aber ebenfalls eher größere Neubauten sein werden.

Systemhotellerie bleibt an Österreich interessiert

Die am Summit stark präsenten Vertreter der Kettenhotellerie bestätigten deren Bedarf an größeren Einheiten. Als Nutzer von Altbestand unterscheidet sich die kroatische Hotelgruppe Valamar. Die zur Hälfte im Eigentum von Österreichern stehende Gruppe konzentriert ihre Österreich-Aktivitäten auf den Wintertourismus in Obertauern. Hauptgrund dafür ist die Personalsituation, stammen die Mitarbeiter doch überwiegend von den Valamar-Häuser am Meer. Seit dem Einstieg vor fünf Jahren ist man bereits auf drei Hotels gewachsen. „Ab Dezember 2023 treten wir mit unseren drei Marken Collection, Resort und Places auf und können gleichzeitig alle Synergien am Platz perfekt nutzen“, betonte die Geschäftsführerin für Valamar Österreich Verena Radlgruber-Forstinger.

Ebenso wie Mario Maxeiner von der lnterContinental Hotels Group unterstrich Carsten Wilmsen, dessen Deutsche Seereederei in Österreich mit den Marken Arosa und Henri vertreten ist, die notwendige Mindestdimension. Als Innovation rückte er seine Kooperation mit der Schweizer Implenia in den Mittelpunkt. „Wir setzen in Zukunft markenübergreifend auf Holz-Modulbauten, um einen zirkularen Anteil von 80 Prozent zu erzielen“, sagte Wilmsen. Natürlich ist auch Wilmsen bewusst, dass Konversionen nachhaltiger als Neubauten wären. „Wir bekommen fast täglich Hotels angeboten, auch aus Österreich. Aber da gibt es meist bemerkenswerte finanzielle Vorstellungen von Verkäuferseite für Immobilien, die 50 Jahre alt sind und deren technisch-energetische Situation beziehungsweise geringe Größe das Objekt nicht investmenttauglich machen.“

Quereinsteiger kreieren neue Sehnsuchtsorte

Gerade die von anwesenden Hoteliers geschaffenen neuen Sehnsuchtsorte zeigten, dass mit Engagement und innovativen Zugängen auch manch abgetakeltes Haus mit Gemäuern aus den 1960er bis 1980er-Jahren eine sensationelle Wiedergeburt schaffen kann. So erstaunt das in St. Corona am Wechsel vom Designerpaar Andreas Wessely und Michael Wessely-Niederer geschaffene Hochzeits- und Eventhotel Fernblick ebenso, wie das von der Berliner Architektin Barbara Maria Elwardt umgesetzte Hotel Comodo in Bad Gastein. Auch Carmen Can und deren außergewöhnlichem Hotel Fuchsegg im Bregenzerwald und Deutschlands „Hotelier des Jahres“ Korbinian Kohler vom Tegernsee belegen, dass aktuell die spektakulärsten Hotels von Quereinsteigern errichtet werden.

Den vielleicht außergewöhnlichsten Beitrag lieferte Michael Fröhlich den Zuhörern. Dessen luxuriöses Triforet Alpinresort Hinterstoder (41 Zimmer im Altbestand, 20 neue Lodges) steht bereits in der Innenausbauphase und wird am 1. Dezember als Hotel der Arcona-Gruppe eröffnet. Der in Europa und den USA erfolgreiche Finanzdienstleister gründete limestone.at, um das alte Berghotel zu kaufen und umzubauen: „Eigentlich wollte ich die bisher investierten 39,56 Millionen Euro ganz traditionell finanzieren, aber die Bank hat auf einer Buy-2-let-Lösung bestanden.“  So besitzt er nun zwar weiter Anteile, doch andere Investoren sind mit an Bord. Darunter der umtriebige Weinproduzent und Start-up-Investor Leo Hillinger, dessen humorvoller Auftritt auch den akklamierten Schlusspunkt des „Prodinger Summit 2023“ setzte.