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Professionalität bleibt auf der Strecke

Die Finanzwelt rät allen Verbrauchern - trotz deutlich gestiegener und noch immer steigender Preise -unverändert zu Investments in Immobilien. Wer heute sein Geld in ein Haus oder eine Wohnung investiert, kann einfach nur reich werden, lautet die Botschaft der Banken – und der Immobilienwirtschaft.
Michael Neubauer

Die Finanzwelt rät allen Verbrauchern - trotz deutlich gestiegener und noch immer steigender Preise -unverändert zu Investments in Immobilien. Wer heute sein Geld in ein Haus oder eine Wohnung investiert, kann einfach nur reich werden, lautet die Botschaft der Banken – und der Immobilienwirtschaft. Der Immobilienmarkt boomt. Dank viel Eigenkapital, das veranlagt werden will. Dank niedriger Zinsen. Man ist beinahe versucht zu sagen: Dank Gratisgeld. Allein steigende Zinsen könnten den Boom bremsen. Es gibt allerdings keine Anzeichen, dass die Zinsen in naher Zukunft in die Höhe schießen werden. Dies ist auf der einen Seite erfreulich, auf der anderen birgt die Niedrigzinspolitik große Gefahren. Zinsen nahe des Nullpunkts und gleichzeitig eine anziehende Inflation, das hat es so noch nie gegeben. Niedrige Zinsen erhöhen das Risiko, da die Risikofreude steigt. Niedrige Kreditzinsen bedeutet auch niedrige Sparzinsen. Niedrige Sparzinsen erschweren nicht nur den privaten Vermögensaufbau, niedrige Sparzinsen vernichten Vermögen, sofern die Zinsen unter der Inflationsrate liegen, wie es aktuell der Fall ist. Die Reaktion auf dieses Szenario sollte uns allen zu denken geben. Anleger investieren bei ihrer Suche nach alternativen renditeträchtigen Anlagemöglichkeiten in Anlageklassen, die sie nicht kennen und die nicht zu ihnen passen. Bis die Blase platzt. Dann folgt der Euphorie die große Enttäuschung. Passt die Immobilie oder das Investment nicht, dann helfen auch geringe Zinsen nichts. Geringe Zinsen ermöglicht auch nicht so finanzstarken Zielgruppen eine Immobilienfinanzierung, die sich bei höheren Zinsen eben diese nicht leisten hätte können. Hier besteht die Gefahr, dass nach der Zinsbindung die Zinsen höher sind und die Finanzierung dann sehr eng wird. Aber auch die Profis sind vor Fehlgriffen nicht gefeit. Es besteht die Gefahr, dass Kaufentscheidungen vorschnell getroffen werden, ohne eine wirklich saubere Due Dilligence durchgeführt zu haben. So sollen bereits Zinshauskäufe – ohne detaillierte Überprüfung der Angebote – binnen 24 Stunden über die Bühne gehen. Mit Verlaub, das ist alles andere als ein professionelles Vorgehen.